rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Quelle: dpa/K. Schmitt

System inzwischen stabilisiert

Angriff auf Schul-Cloud kam aus dem europäischen Ausland

Die Schul-Cloud des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts wurde am Montag Ziel eines Hacker-Angriffs. Das HPI hat nun zusätzliche Abwehrkapazitäten aktiviert. Die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst spricht von einer "kriminellen Handlung".

Nach dem Cyber-Angriff auf die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam hat der Betreiber nach eigener Darstellung zusätzliche Abwehr-Kapazitäten aktiviert. "Zur Sicherstellung des Betriebs haben wir mit unseren Hosting-Dienstleistern kurzfristig umfangreiche Anpassungen vorgenommen und die Server-Kapazitäten nochmals deutlich erhöht", teilte der HPI-Direktor und Leiter des HPI Schul-Cloud-Projekts, Christoph Meinel, am Dienstag mit.

Es seien Firewalls angepasst und die Zahl der Server im Vergleich zur Vorwoche nochmals verdoppelt worden. Vergangene Woche wurden demnach 100 Server zusätzlich bereitgestellt, um den Betrieb der Schul-Cloud zu gewährleisten.

Massenhafte Zugriffe auf die Cloud

Am Montag war es wegen eines sogenannten DDoS-Angriffs (Distributed Denial of Service Attack, wörtlich: verteilter Dienstverweigerungsangriff) bundesweit zu kurzzeitigen Ausfällen gekommen, wie eine Sprecherin des Instituts bestätigte. Bei solchen Angriffen wird eine Seite von vielen Computern gleichzeitig mit Datenpaketen überschüttet und damit blockiert.

Matthias Luderich, operativer Projektleiter der Schul-Cloud, erklärte: "Wir hatten am Montag drei Mal so viele Zugriffe auf die Brandenburger Schul-Cloud". Es seien zuvor rund 400.000 Zugriffe pro Minute gewesen, dann habe sich die Zahl auf 1,5 bis 1,7 Millionen erhöht. Die massenhaften Zugriffe kamen nach HPI-Angaben aus Amerika. Die Probleme habe man am Montagabend in den Griff bekommen, hieß es.

HPI will Strafanzeige stellen

Da die Brandenburger Schul-Cloud im selben Rechenzentrum liege wie die für Thüringen und Niedersachsen und die bundesweit genutzte HPI-Schul-Cloud-Lösung, sei das System bundesweit kurzzeitig gestört gewesen. Dass der Angriff auf die Brandenburger Lösung abzielte, sei reiner Zufall, vermutete Luderich. Das Unternehmen sei bereits mit der Abteilung für Cybercrime des Landeskriminalamtes in Kontakt und wolle Strafanzeige stellen.

Im Unterschied zu einem Hackerangriff geht es den Angreifern nicht darum, Daten abzugreifen oder in ein System einzubrechen, sondern den Server in die Knie zu zwingen. Nach HPI-Angaben kam es zu massenhaften Zugriffen. Der Angriff sei aus dem europäischen Ausland erfolgt.

570 der 900 Brandenburger Schulen nutzen Schul-Cloud

Die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sprach am Dienstagmorgen im rbb-Inforadio von "kriminellen Handlungen". An der Beseitigung der Schäden werde unter Hochdruck gearbeitet.

Zur technischen Aufrüstung an Schulen sagte Ernst, die Schüler und Lehrkräfte hätten deutlich dazu gelernt. "Aber ich sage sehr deutlich: Was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung an Schulen nicht gemacht hat, holt man nicht in neun Monaten auf." Sie sprach von einer Aufholjagd: Im März hätten 50 der mehr als 900 Schulen in Brandenburg die Lernplattform genutzt - nun seien sie bei 570. Namensgeber des Hasso-Plattner-Instituts ist der Gründer des SAP-Konzerns.

Ob Schulen die Cloud nutzen entscheiden die Schulträger - die Lernplattform zählt ebenso wie zum Beispiel Bücher zur Ausstattung, erklärte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Ministeriums rund 400 Schulträger, darunter Gemeinden, Kirchen und private Träger.

Sendung: Brandenburg aktuell, 12.01.2021, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen