BER-Gelände - Woidke will historisches Generalshotel erhalten

Fr 21.07.23 | 20:03 Uhr
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Teilweise mit Marmor sind die Wände im ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER), verkleidet. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dringt auf einen Erhalt des historischen Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens BER in Schönefeld. "Der Bund sollte noch einmal prüfen, ob das Generalshotel wirklich abgerissen werden muss. Ich persönlich fände das mehr als schade", sagte Woidke am Freitag dem "Tagesspiegel". "Bei der Berliner Mauer bedauert man heute auch, dass nicht mehr erhalten wurde. Was einmal weg ist, das ist weg."

Im Jahr 2011 war der Abriss entschieden worden. Woidke sieht nach eigenen Worten eine andere Ausgangslage als damals. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass das früher in der Nähe geplante neue Regierungsterminal am BER nicht gebaut wird.

Woidke spricht von Arroganz und Ignoranz des Westens gegenüber dem Osten

Der Brandenburger Regierungschef sieht noch ein Problem, wie er sagt: "Wir alle wissen um die aktuell schwierige Stimmung in Ostdeutschland, die auch etwas mit dem Umgang mit der Geschichte, mit den Lebensleistungen und Erfahrungswelten der Menschen in den letzten Jahrzehnten zu tun hat, und, ich sage es deutlich, auch mit Arroganz und Ignoranz des Westens gegenüber dem Osten", sagte Woidke. "Ich denke, auch deshalb wäre der Abriss des Generalshotels ein falsches Signal."

Nach Angaben der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) soll der Abriss der zwischen 1947 und 1950 erbauten Villa Anfang September beginnen. Vorher sollen erhaltenswerte Objekte und Bauteile gesichert und ausgelagert werden. Die Fläche wird nach Angaben der BIMA für den Betrieb der Regierungsflugstaffel benötigt. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege hält das Generalshotel für eine architektonische Besonderheit.

Eine Initiative von Architekten, Denkmalschützern und Politikern versucht, den Abriss zu stoppen. Die Initiative hatte auch an Kanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, sich einzuschalten. Nach Angaben eines Regierungssprechers ist Scholz für diese Immobilie nicht zuständig.

Geywitz: Keine Handhabe, Abriss zu stoppen

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sah Ende Juni keine Handhabe, das denkmalgeschützte "Generalshotel" auf dem Gelände des Hauptstadtflughafens BER vor dem Abriss zu retten. Sie verwies darauf, dass die Pläne für den Abriss des ehemaligen Empfangsgebäudes für Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR sehr alt seien. Die Stelle werde für die Flugbereitschaft benötigt, sagte sie damals.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.07.2023, 22:30 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Vor nichts wird die Augen verschlossen. Der Denkmalschutz bedeutet zweifellos eine höhere Sperre gegenüber Abriss-Begehrlichkeiten, ein absoluter Schutz war er i. S. eines Abwägungsprozesses nie gewesen, gleich auch wo. Vor allem hat Denkmalschutz einen ideellen Wert bezüglich einer Sensibilisierung, wie es um die Qualität eines Bauwerks oder eines Stadtquartiers bestellt ist:

    Tausendste Kopie von etwas oder aber etwas sehr Spezifisches, Einmaliges?

    Die historische Lübecker Altstadt gäbe es nicht mehr, wenn nicht ein einzelner Ratsherr (und eine mit ihm verbundene Initiative) sich seinerzeit um die Aufnahme in das Weltkulturerbe bemüht hätte. Dann stünden dort ausschließlich gesichtslose 70er Jahre Bauten.

  2. 17.

    Denkmalschutz als ideologische Waffe einzusetzen und nach Gutdünken mal darauf zu pochen und dann wieder die Augen zu verschließen ist eben auch nicht sehr ehrenhaft.

  3. 16.

    Antwort auf "Inga" vom Freitag, 21.07.2023 | 21:43 Uhr:

    "Dem "Ossi" drängt sich auch hier wieder das Gefühl auf "Steckt DDR drin - also muss es weg" " dieses Gefühl hatten offenbar hunderttausende "Ossis", die nach der Wende nichts eiligeres zu tun hatten, als das Weite zu suchen - das macht man doch nicht, wenn alles schön und erhaltenswert ist.
    Würde man 100 "Ossis" ein Foto zeigen, wie viele wüssten wohl, was das für ein Gebäude ist, welche Verwendung es hatte und wo es steht?

  4. 15.

    Und was will der gute Ministerpräsident mit dem Haus machen? Das Teil steht sowieso irgendwann Sicherheitsbereich am Flughafen, sieht dann kein Mensch mehr.
    Diese geschimpfe auf die bösen Wessis sollten die Ministerpräsidenten im Osten sich auch langsam mal sparen. Wir Ossis wollten mehrheitlich der BRD angeschlossen werden und ohne den Milliarden der Wessis sehe es jetzt im Osten wesentlich schlechter aus.

  5. 14.

    "Dem "Ossi" drängt sich auch hier wieder das Gefühl auf "Steckt DDR drin - also muss es weg" " dieses Gefühl hatten offenbar hunderttausende "Ossis", die nach der Wende nichts eiligeres zu tun hatten, als das Weite zu suchen - das macht man doch nicht, wenn alles schön und erhaltenswert ist.
    Würde man 100 "Ossis" ein Foto zeigen, wie viele wüssten wohl, was das für ein Gebäude ist, welche Verwendung es hatte und wo es steht?

  6. 13.

    Wenn nicht endlich auch einmal die Politiker der otdeutschen Bundesländernach über 30 Jahren die im Hirn scheinbar zementierte Operrolle der Ex-Ossis beenden, dann werden die es nie hinter sich lassen können.

    Gegen die objektiven Vorteile neu gegen alt lässt sich schwerlich was argumentieren, allein was die Grundrechte angeht. Und das Emotionale muss in den Köpfen passieren. Das Empfinden von Glück und Zufriedenheit liegt am Individuum und was es vergleicht, dasselbe gilt natürlich für die Unzufriedenheit.

  7. 12.

    In der Tat lässt der Zeitraffer, mit der der Umbruch 1989/90 durchgeführt wurde, Vieles aus dem Blickfeld geraten, was es wert wäre, zu betrachten: Allenfalls 10 % der Gebäude in der DDR waren spezifisch ostdeutsch, 90 % hätten in ihrer Bauart auch überall sonst stehen können - seriell geformt bis zum Letzten, im "Westen" ggf. mehr Farbe, im "Osten" ggf. mehr kleinere Ornamente neben den Eingängen, dass sich da bei allem Gleichförmigen niemand verläuft.

    Ein Abriss aus Baufälligkeit einerseits oder aus Spekulationsinteressen andererseits ist deshalb auch nach meiner Auffassung kein Niedermachen der DDR, sondern eben ein Abriss oder eine Spekulation, gleich wo. Der Palast der Republik wurde nicht abgerissen, weil die DDR ihn gebaut hat, sondern weil er ästhetisch nicht die "Kraft" hatten, der Straße Unter den Linden den entsprechenden Auftakt zu geben.

    Was das Generalshotel angeht, die ich zu den besagten 10 % rechnen würde, ist es eine rein technokratische Planung.

  8. 11.

    Ich kann ja verstehen, dass ein Jahr vor den Brandenburger Landtagswahlen solche beqemen Aussagen über "westliche Arroganz und Ignoranz" immer noch gut ankommen (R. Hildebrandt lässt grüßen). Bloß wem kann man Vorwürfe machen bei ähnlichen Fällen im Westteil Deutschlands bzw. Berlins? Den bösen "ausländischen" Investoren? Erinnert sei nur an den Abriss des denkmalgeschützten Schimmelpfenghauses am Zoo!

  9. 10.
    Antwort auf [Kevin ] vom 22.07.2023 um 11:49

    Da wo er es nicht beeinflussen kann.

  10. 9.

    Wie war das? Anfang der 90iger in den Medien: „Unglaublicher Luxus“ der Staatsführung? Große Bürokratie?

    Und wie ist es heute? Die Nutzung des „unglaublichen Luxuses“ ist nicht verboten.

  11. 8.

    Ich finde, es gibt mittlerweile genug Museen und Denkmale an und über die DDR.
    "Für das Jahr 1991 war eine umfassende "Rekonstruktion der Bausubstanz und Gebäudetechnik" geplant, heißt es im Stasi-Papier. Mit einem Aufwand von 3,5 Millionen DDR-Mark rechnete man in Schönefeld." Was würde es heutzutage kosten und was soll daraus werden? Mit einer gescheiten Nutzung, die wenigstens die laufenden Kosten einbringen würden, ok, als weiteres "Denkmal" - nein.

  12. 7.

    Diese Museen gibt es.
    Nicht nur in Berlin.
    Auch in der Provinz.
    Überall in Deutschland.
    Z.B in Abbenrode unweit der Stadt Ilsenburg. Besuchen Sie das dortige Heimatmuseum!
    Was ich nicht verstehe ist die Fixierung von Denkmalschützern auf die Architektur untergegangener Diktaturen. Auch hier in Salzgitter haben wir dieses Problem.

  13. 6.

    Spät hat sich Herr Woidke zu Wort gemeldet, hoffentlich nicht zu spät. Andererseits die alten Abriss-und Baupläne um jeden Preis umzusetzen, nach vielen Änderungen auf dem Gelände, das zeugt für mich von anachronistischem Schmalspurdenken! Mir kommt es vor, dass seitens der heutigen Ideologie am Besten bei allem (nicht nur Bauwerken) aus der Zeit von 1933 bis 1990, es aus der Deutschen Geschichte ausgelöscht werden soll. Besser sind Denkmale u. Museen zur sauberen Aufklärung der Bevölkerung!

  14. 5.

    2011 wurde beschlossen das Gebäude abzureißen.
    Und jetzt schreckt Herr Woidke aus seinem Dauertiefschlaf auf. Sind bald Wahlen?

  15. 4.

    Was soll denn genau für die Flugbeteitschaft dort entstehen?
    Da hätte ich gerne noch Infos.

  16. 3.

    Bei aller Klugheit von Klara Geywitz: Mut hat sie nicht. Denn das hieße, nicht nur "ausführendes Organ" zu sein, von wem und was auch immer.

    Nahezu alles, was jemals anfänglich ganz anders geplant worden ist, ist zwischenzeitlich zu irgendeinem Zeitpunkt wieder umgeplant worden.

  17. 2.

    Je älter die Pläne sind, desto eher sollten sie nochmals überdacht werden. Und -ja - Herr Woidke hat Recht : Dem "Ossi" drängt sich auch hier wieder das Gefühl auf "Steckt DDR drin - also muss es weg" Wann ist damit endlich Schluss !

  18. 1.

    Finde ich gut, Woidke sollst retten.

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