Nach Treffen radikaler Rechter - Stadt Potsdam überprüft Einreisesperre für rechtsextremen Österreicher Sellner

So 28.01.24 | 16:55 Uhr
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Archivbild:Martin Sellner am 29.03.2019.(Quelle:dpa/APA/G.Hochmuth)
Audio: Fritz | 28.01.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/APA/G.Hochmuth

Nach dem Treffen radikaler Rechter in Potsdam prüft die Ausländerbehörde der Stadt die Möglichkeit einer Einreisesperre gegen den früheren Kopf der rechtsextremen "Identitären Bewegung" in Österreich, Martin Sellner. Die Stadt Potsdam teilte am Sonntag mit, dass in Abstimmung mit den deutschen Sicherheitsbehörden beurteilt werden soll, ob eine Gefährdung für die Sicherheit und öffentliche Ordnung bestehe. Zuvor berichteten mehrere Medien über die Prüfung eines Einreiseverbots für Sellner.

Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) sagte: "Eine Ausländerbehörde kann ein Einreiseverbot auch für Bürger der EU erwirken, wenn diese eine Gefahr für Sicherheit und Ordnung darstellen. Wenn Potsdam sich dafür zuständig sieht, können sie das prüfen." Wichtig sei aber, dass eine solche Maßnahme rechtssicher angeordnet werde und einer gerichtlichen Prüfung standhalte.

Schubert: Unrechtsstaat vermeiden, Rechtsstaat nutzen

Die Stadt teilte auf die Frage nach einer Prüfung eines möglichen Einreiseverbots gegen Sellner mit, auf Hinweis von Bundessicherheitsbehörden prüfe sie, "ob von denen in Potsdam als Ort der Zusammenkunft getroffenen Aussagen eine Gefahr für die Sicherheit und öffentliche Ordnung ausgeht und wie Wiederholungen im Rahmen einer örtlichen Zuständigkeit mit rechtsstaatlichen Mitteln zu verhindern sind". Alle relevanten Sicherheitsbehörden auf Bundes- und Landesebene seien zum Abwägungsprozess hinzugezogen. "Wer den Unrechtsstaat vermeiden will, muss den Rechtsstaat nutzen", sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

Bereits am Dienstag hatte die Martina Renner, Sprecherin der Linken für Antifaschismus, gesagt, dass sie im Bundestagsinnenausschuss die Frage aufgeworfen habe, ob die Regierung beabsichtige, gegen Sellner Maßnahmen zur Einreiseverhinderung zu ergreifen. Seitens der anwesenden Vertreter des Bundesinnenministeriums (BMI) wurde erklärt, dass das in den Blick genommen und geprüft werde.

Sellner will gegen Einreiseverbot vorgehen

Der "Spiegel" berichtete mit Bezug auf Informationen aus Sicherheitskreisen, dass die Bundespolizei Sellner bereits verdeckt zur Fahndung ausgeschrieben habe. Ein entsprechender Eintrag sei in der internen Fahndungsdatenbank hinterlegt. Das Bundespolizeipräsidium äußerte sich zu diesen Informationen auf Anfrage am Sonntag nicht. Die Behörde teilte mit, die zuständige Ausländerbehörde in Potsdam betreibe ein Prüfverfahren. Weitere Auskünfte könne die Bundespolizei im Hinblick darauf nicht geben.

Sellner schrieb am Samstag auf seinem Telegram-Kanal, dass er gegen ein Einreiseverbot nach Deutschland juristisch vorgehen wolle. "Meine kommenden Termine in der BRD sage ich deswegen sicher nicht ab."

Das Recherchezentrum "Correctiv" hatte Anfang des Jahres ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam öffentlich gemacht, an dem einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Sellner hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Sendung: Fritz, 28.01.2024, 15:31 Uhr

60 Kommentare

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  1. 60.

    Zitat: "Leider wird diese Meldung ganz schnell unter den Teppich gekehrt."

    Mal ab von Ihrer hanebüchenen Interpretation des Vorfalls, wurde die Meldung mitnichten unter den Teppich gekehrt, sondern ist hier längst aktualisiert zu lesen, Herr/Frau "Koko Lores".

    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/01/berlin-charlottenburg-wilmersdorf-jutta-boden-gruene-bvv-kontrolle-alkohol.html

  2. 59.

    Sie haben scheinbar ein recht merkwürdiges Demokratieverständnis. Das Einreiseverbot für Sellner wird erwogen und auf Durchführbarkeit geprüft und ist nicht wie von Ihnen behauptet, bereits beschlossen. Und dass Sie mit Ihrem "trotz aller Demos gegen rechts" anzumerken meinen, dass es doch jetzt auch mal wieder gut ist und man nicht noch weiter gegen Typen ala Sellner vorgehen sollte, der übrigens nicht nur Insidern seit Jahren als rechtsextremer Hassprediger bekannt ist, ist schon nicht wenig irritierend, leo.

  3. 58.

    Zitat: "Jenseits dessen, was man alles in seine Aussagen hinein interpretieren kann oder was er sich möglicherweise tatsächlich dazu denkt, sind seine Äußerungen wortgemäß sehr wohl von der Meinungsfreiheit gedeckt."

    Nun ja, seine konkreten Pläne zur "Remigration", die er auch in Potsdam vorgetragen hat - also das Ausweisen von etwa 25.000.000 Menschen aus Deutschland, drunter bis zu 15.000.000 Deutschen Staatsbürgern -, ist wohl kaum mehr eine Frage der Interpretation und sollte auf Verfassungsfeindlichkeit geprüft werden. Und dass Sie Sellner hier permanent verniedlichend als "Jüngelchen" bezeichnen, finde ich angesichts seiner offenbaren guten Vernetzung (und gern gesehenen Vortragsredner) in deutsche rechtsextreme Kreise und auch zum angebl. aufgelösten "Flügel" der AfD, schon reichlich naiv Ihrerseits, Steffen.

  4. 57.

    @ Steffen, 2018(Einreiseverbot in GB) war Großbritannien noch in der EU.

  5. 55.

    Ja, sie fabulieren zusammenhanglosen, konstruierten Kokolores und machen Ihrem Nick alle Ehre. Diese Grünenpolitikerin hat nach einer Alkoholfahrt unentschuldbar überreagiert und ihre Konsequenzen gezogen. Ein überzeugter Nazi hätte dieses Verhalten verharmlost.

  6. 54.

    Netter Versuch. Zum einen ist Boden sofort (!) von ihren Ämtern zurückgetreten und das Hetzblatt der Springerpresse mit dem hohen Wahrheitsgehalt (keine andere "Zeitung" ist mehr vom Presserat gerügt und gemahnt worden) hat sogar erwähnt wie es dazu gekommen ist.

    "Und das mit dem Hitlergruß? Sie hätte sich von den Beamten nicht korrekt behandelt gefühlt. Deswegen habe sie gefragt, warum man so mit ihr umgehe, sie würde schließlich nicht „Heil Hitler“ rufen. In dem Zusammenhang habe sie den Hitlergruß gezeigt. "

    Man merkt wie euch der Ar... auf Grundeis geht, die Ablenkungsversuche und whataboutism Kommentare werden immer absurder.

    Man kann eure Angst schon förmlich riechen.

  7. 53.

    die NZZ meldet, dass Sellner zu einem Cafe Haus Besuch in Passau einreisen durfte . Inzwischen ist er bekannt, vorher nicht

  8. 52.

    " Ist unsere Demokratie wirklich schon so schwach, "

    sieht ganz so aus weil jetzt Verbote kommen , trotz aller Demos gegen rechts

  9. 51.

    Wo befinden sich denn ihre Hausbesetzer in deutschen Parlamenten? Besitzen Waffen an denen sie bei der BW oder Polizei ausgebildet worden sind? Wieviele politische Morde gehen auf Hausbesetzer?

    Rechtsextremisten versuchen ihre Gesinnungsgenossen und deren Taten durch whataboutism und derailing zu verharmlosen.

    So plump wie durchschaubar.

  10. 50.

    Nicht nur in der AfD gibt es Rechtsradikale und NeoNazis, sondern auch in anderen Parteien, wie der Vorfall am Sonnabend, dem Holocaust-Gedenktag, auf der A115 zeigt:
    Nicht nur, dass das Grüne BVV-Mitglied Boden besoffen erwischt wird, sich der Verhaftung widersetzt, sondern auch "Heil Hitler" brüllte und den Hitler-Gruß zeigte.
    Leider wird diese Meldung ganz schnell unter den Teppich gekehrt.
    Quelle:
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/01/berlin-charlottenburg-wilmersdorf-jutta-boden-gruene-bvv-kontrolle-alkohol.html
    https://www.bild.de/regional/berlin/berlin-aktuell/berlin-nach-suff-fahrt-hitlergruss-skandal-um-gruenen-politikerin-86930604.bild.html

  11. 49.

    Wo befinden sich denn ihre Hausbesetzer in deutschen Parlamenten? Besitzen Waffen an denen sie bei der BW oder Polizei ausgebildet worden sind? Wieviele politische Morde gehen auf Hausbesetzer?

    Rechtsextremisten versuchen ihre Gesinnungsgenossen und deren Taten durch whataboutism und derailing zu verharmlosen.

    So plump wie durchschaubar.

  12. 48.

    Achso, wir machen uns um Rechtsextreme erst Gedanken wenn sie die Mehrheit der Wähler hinter sich haben oder was soll ihr Beitrag bedeuten?

    Rechtsextreme muss man von Anfang an mit allen möglichen Mitteln bekämpfen und nicht erst wenn sie die Mehrheit haben oder anderweitig schon die Demokratie schädigen bzw. beschädigt haben.

    Das hat nix mit schwach oder so zu tun, wer Unsinn verbreite,t der die FDGO beschädigt gehört immer bekämpft.

    Aber gut, dass Sie nicht wollen das Rechtsextreme bekämpft werden überrascht auch nicht mehr.

  13. 47.

    Wo befinden sich denn ihre Hausbesetzer in deutschen Parlamenten? Besitzen Waffen an denen sie bei der BW oder Polizei ausgebildet worden sind? Wieviele politische Morde gehen auf Hausbesetzer?

    Rechtsextremisten versuchen ihre Gesinnungsgenossen und deren Taten durch whataboutism und derailing zu verharmlosen.

    So plump wie durchschaubar.

  14. 46.

    Wo befinden sich denn ihre Hausbesetzer in deutschen Parlamenten? Besitzen Waffen an denen sie bei der BW oder Polizei ausgebildet worden sind? Wieviele politische Morde gehen auf Hausbesetzer?

    Rechtsextremisten versuchen ihre Gesinnungsgenossen und deren Taten durch whataboutism und derailing zu verharmlosen.

    So plump wie durchschaubar.

  15. 45.

    Unbedingt sollte man das Einreiseverbot prüfen. Und anwenden. Auch bei auffälligen bestimmten Clanmitgliedern, Imamen u.Ä. Dann wäre Amri erst gar nicht eingereist?

  16. 44.

    Fortsetzung:

    Eine wehrhafte Demokratie sollte nicht erst dann einschreiten, wenn die Demokratie in ernsthafter Gefahr und deren Weiterexistenz auf der Kippe steht, sondern Verfassungsfeindlichekieten schon im Keime mit rechtstaatlichen Mitteln bekämpfen.

    Und es geht auch nicht nur um die - vielleicht noch nicht so ernsthafte Gefahr - für unsere Demokratie, sondern auch um die Gefahr und negativen Auswirkungen auf die gesellschaft, die jedes Prozent Rechtsradikalismus mit sich bringt (Hass, Gewalt, Mord)!

  17. 43.

    Wer alle Extremisten gleichsetzt und nicht zwischen Menschen, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung stürzen wollen, und Menschen, die Häuser besetzen, unterscheiden kann und in der Gefährlichkeit dieser Menschen keine Unterschiede sieht, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt!

  18. 42.

    "Ein Staat, der solcherlei ernsthaft in Erwägung ziehen muss, wirkt wahrlich schwach auf seine Wählerschaft."
    Können Sie bitte aufhören, so zu pauschalisieren? Sie sprechen für sich, nicht für alle und für mich mit Sicherheit nicht. Danke

    P.S. Martin Sellner ist kein "Jüngelchen". Warum benutzen Sie solch eine verharmlosende Beschreibung?

  19. 41.

    Es geht hier nicht um "schwache Demokratie" oder "Mundtotmachen", sondern um eine Unterbindung bzw. Erschwerung verfassungsfeindlicher Bestrebungen!

    Es geht um unsere wehrhafte Demokratie, die sich auch mit rechtsstaatlichen Mitteln gegen verfassungsfeindliche Bestrebungen von Feinden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung wehrt!

    Es geht auch nicht darum, dass morgen die Demokratie einstürzt, sondern darum, dass durch Sellner die Demokratie erschwert wird, indem Demokratiefeinde ideologisch gestärkt werden. Und es geht nicht um ein unmögliches völliges Unterbinden, sondern um ein mögliches Erschweren der Verbreitung dieser verfassungsfeindlichen Bestrebungen!

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