Brandenburg - Zahlreiche Demos gegen Rechtsextremismus am Wochenende

Fr 26.01.24 | 12:20 Uhr
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Symbolbild:Bei einer Demonstration wird ein Schild hochgehalten mit der Aufschrift:"Menschenrechte statt rechte Menschen".(Quelle:picture alliance/J.Eckel)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.01.2024 | OT: Olaf Scholz | Bild: picture alliance/J.Eckel

Am Wochenende gibt es in Berlin und Brandenburg wieder zahlreiche Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus. Viele Oberbürgermeister werden daran teilnehmen, was auch Kritik auslöst.

  • In Berlin und Brandenburg sind zahlreiche Demos gegen Rechtsextremismus geplant
  • Veranstaltungen gibt es von Freitag bis Sonntag
  • Viele Oberbürgermeister und Bürgermeister unterstützen die Aktionen
  • Soziologe und Protestforscher kritisieren Teilnahme von Politikern

Nachdem am vergangenen Wochenende weit über 100.000 Menschen in Berlin und Brandenburg auf die Straße gingen, sind auch für das kommende Wochenende zahlreiche Demonstrationen gegen Rechtsextremismus angemeldet worden.

Schon für Freitag hat in Berlin das Klimaschutzbündnis "Fridays for Future" zu einer Aktion am Brandenburger Tor aufgerufen. Dort soll mit Kerzen der Schriftzug "Nie wieder ist jetzt" gebildet werden. Laut der Organisatoren soll es sich um eine "stille Aktion" handeln. Demnach wird es kein Programm oder Reden geben.

In Brandenburg an der Havel will am Samstagmittag das Bündnis "Branne bleibt bunt" am Nicolaiplatz demonstrieren.

In Frankfurt/Oder hat ein Zusammenschluss verschiedener Akteure unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" für Samstagmittag zu einer Kundgebung am Bahnhof aufgerufen.

Weitere Demos sind am Freitagnachmittag in Ahrensfelde und Neuruppin angekündigt.

Am Samstag wollen sich Menschen zudem in Beeskow, Bernau, Borkheide, Eberswalde, Eichwalde, Gerswalde, Herzberg/Elster, Oranienburg, Rüdersdorf, Schwedt, Strausberg, Storkow, Wittstock/Dossen und Zossen versammeln.

Am Sonntag sind Demos und Kundgebungen in Finsterwalde, Lübben, Rangsdorf, Nauen (Ortsteil Ribbeck) geplant.

Vier Oberbürgermeister teilen Aufruf "Brandenburg zeigt Haltung"

Derweil haben sich die vier Oberbürgermeister Brandenburgs aus Cottbus, Frankfurt/Oder, Potsdam und Brandenburg/Havel hinter den Aufruf "Brandenburg zeigt Haltung!" gegen Rechtsextremismus und für ein demokratisches und weltoffenes Miteinander gestellt. Der Aufruf wurde am vergangenen Dienstag gestartet. Mehr als 110 Organisationen zählen zu den Erstunterzeichnenden.

Für den Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sei es ein wichtiges Zeichen, dass sich Vertreter von Verwaltung und Politik gleichermaßen hinter den Aufruf gegen Rechtsextremismus stellen. Denjenigen, die an der Demokratie zweifelten, müsse die Sicherheit gegeben werden, dass diese die bessere und einzige Alternative für ein zukunftsfähiges Land sei, hieß es in einer Mitteilung.

Auch der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) und der OB von Frankfurt (Oder), René Wilke (Linke), unterstützen den Aufruf. Die vielen Herausforderungen und "manche Überforderungen" bräuchten ein gemeinsames Ringen, erklärte Wilke. Das erfordere auch Kompromisse. "Aber es geht nur miteinander statt gegeneinander", machte er deutlich.

Für Schick ist nach eigener Aussage vor allem Haltung wichtig - ob am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis. Es gehe um nicht weniger als den demokratischen Grundkonsens. "Dazu zählt eine faire und weniger eingrenzende Streitkultur, die dennoch Grenzen klar benennt: Extremismus, vor allem der Rechtsextremismus, der unsere Entwicklung gefährdet", so Schick.

Steffen Scheller (CDU), Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, ergänzte: "Wir treten gemeinsam für Freiheit, Demokratie und Toleranz ein. Das hat Brandenburg und ganz Deutschland in der Vergangenheit stark gemacht." Diese Werte gelte es zu erhalten und zu verteidigen.

Kritische Stimmen zur Demo-Teilnahme von Politikern

Die Teilnahme bekannter Politiker bei den aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus sieht der politische Soziologe Rüdiger Schmitt-Beck kritisch. "Die Mobilisierung der Protestbewegung erfolgt außerhalb der Parteien, aus der Zivilgesellschaft heraus", sagte der Wissenschaftler von der Universität Mannheim der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Politiker sollten nicht versuchen, die Proteste in der Hoffnung auf Wählerstimmen zu kapern und keinesfalls sollten dort Parteisymbole auftauchen, erklärte Schmitt-Beck. "Das würde nur der AfD Munition geben, diese Proteste als Fortsetzung des Wahlkampfs mit anderen Mitteln zu beschreiben."

Auch der Protestforscher Peter Ullrich von der Technischen Universität Berlin blickt skeptisch auf das Thema - wenn auch aus anderen Gründen. "Ich finde es zweischneidig, wenn zum Beispiel Olaf Scholz auf so eine Demo geht, obwohl die Bundesregierung das Narrativ einer immensen Migrationskrise ja selbst erzählt und massive Verschärfungen des Asylrechts betrieben hat", sagte er über den Kanzler.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.01.2024, 14:00 Uhr

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58 Kommentare

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  1. 58.

    Ich würde es so halten, wie der WELT Autor Peter Huth, ich würde bei keiner Demo angesichts der aktuellen Gemengelage mitlaufen.

  2. 57.

    "[...] Die Rechtsextremen raus, und schon ist es eine normale Partei, die gewählt werden kann."

    Also Weidel raus, Chrupalla raus, Höcke raus, Krah raus, Curio raus... Wer bliebe denn da am Ende überhaupt noch übrig?

  3. 56.

    Zitat: "Die Afd sollte konsequent die paar Rechtsextremen aus ihrer Partei ausschließen, dann wäre das Problem wahrscheinlich gelöst."

    Ähem, "die paar Rechtsextremen", wie Sie es verniedlichend bezeichnen, haben längst das Ruder in der AfD übernommen. Und diejenigen, die gegen die Radikalisierung der Partei, wenn auch z. T. sehr zögerlich und zu spät angegangen sind, wie bspw. Lucke, Petry, Meuthen und andere, sind schon längst Geschichte, Paul.

    Kleiner Tipp:

    https://www.ardmediathek.de/video/dokumentation-und-reportage/wir-waren-in-der-afd-aussteiger-berichten/das-erste/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kdW5nLzI4MTA2MC8yMDI0MDExODIyNTAvcmVwb3J0YWdlLWRva3UtaW0tZXJzdGVuLTM1Ng

  4. 55.

    Die AfD ist keine Partei wie alle anderen. Sie gehört nicht zum demokratischen Spektrum. Nachzulesen bei Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin, der glaub ich eher, als Ihnen.
    Wer Rechtsextreme verharmlosen will, der geht mit Ihnen oder hat keine Ahnung.
    Rechtsextremismus einfach mal hinterfragen, ist ganz einfach.
    Oder kommen Sie mit, gegen Rechtsextremismus.

  5. 54.

    Eine Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen, da sind Demonstrationen immanent. Damit müssen Betroffene dieser Demos mit Leben. Alles Andere wäre Diktatur.

  6. 53.

    "Es geht um Rechtsextremismus und nicht um die AFD."
    Wenn selbst Frau le Pen auf EU-Ebene einen Gang zurückschaltet hat ihr Vergeich etwas von "es ist nicht dunkel, das Licht ist nur aus".

  7. 52.

    "Nicht gleich immer die Nazikeule schwingen."
    Ich habe die Nazikeule nicht geschwungen, dieser Spruch kommt von Ihnen. Ich habe geschrieben:

    "Natürlich geht es auch um die AfD, weil Teile dieser Partei rechtsextremistisch sind."
    Was an dieser Aussage ist falsch? Das ist eine Tatsache und kein "Unsinn", wie Sie es schreiben. Wollen oder können Sie das nicht sehen?

  8. 51.

    Das ist meine Meinung.
    Einfach mal akzeptieren und nicht gleich beleidigend werden.
    Ob man die AfD nun mag oder nicht und protestiert, bin ich der Meinung das bei den nächsten Wahlen es ein böses Erwachen gibt.
    Sie sollten sich mal in Europa umschauen was da politisch abspielt.



  9. 50.
    Antwort auf [Flora] vom 26.01.2024 um 17:56

    ...vor allen Dingen würden sie sowas nicht ins Parteiprogramm schreiben, da dies dann ein sofortiges Parteiverbot zur Folge hätte...man sollte die Parteien weniger daran messen, was im Parteiprogramm steht, sondern daran, wie sie sich in natura benehmen...und da sind diverse Mitglieder der afd äh hin und wieder auf öh wackeligen Böden...

  10. 49.

    "Ich finde es zweischneidig, wenn zum Beispiel Olaf Scholz auf so eine Demo geht, obwohl die Bundesregierung das Narrativ einer immensen Migrationskrise ja selbst erzählt und massive Verschärfungen des Asylrechts betrieben hat". Das ist nicht nur zweischneidig, sondern eines im Amte befindlichen Bundeskanzlers unwürdig. Es ist doch lächerlich von Scholz, auf "Demonstrationen" zu gehen, der er teilweise über Steuermittel selbst finanziert.

  11. 48.

    Gustave Le Bon hat es schon 1895 mit seiner "Psychologie der Massen" herausgefunden, wie man erfolgreich Meinungen produziert. Dass neuerdings hier in munterem Durcheinander Oberbürgermeister ehemals eiserne Prinzipien der Gewaltenteilung über Bord werfen, ist Neuland. Es zeigt, wie groß die Sorgen vor der AfD sind. Oder sind es Sorgen vor der eigenen Bedeutungslosigkeit? Man wollte doch die AfD "entzaubern" und "stellen", doch davon sehe ich nichts.

  12. 47.

    "Anzeige wegen Hochverrats
    Justiz befasst sich mit Potsdamer Treffen von Rechtsextremen"
    rbb24 vom 17.01.24

    Gut so ... es wird dann nachgewiesen, wer was, wann wie usw. gesagt hat.

    Bis dahin, kann ich mich Ihnen und @Michael nur anschließen.

  13. 46.

    In Putins Russland herrscht Faschismus. Ich habe mehr Angst vor den linken Phantasien der Zerstörung der bürgerlichen Gesellschaft als vor der AFD. Wenn SPD und CDU zusammen aktiv die Migration bekämpfen würden, dann würden wir über die Stärke der AFD nicht diskutieren

  14. 45.

    Solange diese Bundespolitiker bis heute ein Gesetz erhalten, nachdem SS-Verbrecher im In- und Ausland großzügige "Opfer"-Renten vom Steuerzahler bezahlt bekommen (müssen), ist ihre Teilnahme an diesen Demos...

  15. 44.

    Afd ohne Rechtsextreme....wer ist dann noch dabei?

  16. 43.

    Dann stelle ich Ihnen jetzt die gleiche Frage: Was ist denn dann mit Demonstrationen gegen die Ampel, dle Linken, die Grünen oder was auch immer? Stellen sich die Demonstranten dort auch gegen die Demokratie?

  17. 42.

    Klar, weil die AfD vor den Correctiv-Enthüllungen konsequent gegen rechtsextreme Bestrebungen vorgegangen ist(Ironie).

  18. 41.

    Nein, das glaube ich nicht. Wer weiß denn sicher, wie viele rechtsextreme es in der afd gibt? Wenn das sicher wäre, dann ware die Partei dich schon von Staats wegen aufgelöst worden. So einen wie Höcke braucht die Partei nicht. Andere Politiker der Afd sprechen unangenehme Wahrheiten an, in einem anderen Wortlaut und aus einer anderen Sicht, aber dennoch geben sie die Meinung eines Großteils der Bevölkerung wieder. Die Rechtsextremen raus, und schon ist es eine normale Partei, die gewählt werden kann.

  19. 40.

    "Rechts ist eine legitime Einstellung im politischen Meinungsspektrum. Wer gegen rechts demonstriert, stellt sich daher gegen die Demokratie."

    Irrtum, man darf gegen rechts demonstrieren, genauso wie gegen links. Das nennt sich Meinungsfreiheit und man darf gegen das protestieren, was einem nicht gefällt. Das ist eines der Freiheiten in einer Demokratie. Was halten Sie denn von Demonstrationen gegen die Ampel? Stellen sich die Demonstranten dort auch gegen die Demokratie? Es ist immer blöd, wenn gegen etwas demonstriert wird, was man selber gut findet oder?

  20. 39.

    Ich Stimme ihrem Kommentar zu. Vorgestern auf Deutschlandfunk wurden verschiedene politexperten verschiedener unis befragt zu ihrer Einschätzung zum treffen in Potsdam, correctiv und AFD. Ein Tenor, den es hinsichtlich der Berichterstattung von correctiv gibt, weshalb kleine Zweifel bleiben, dass es, analog zum "Ibiza Video", über das der österreichische Politiker Strache gestolpert ist, hier kein belastbares Tonmaterial gibt. So bleibt nur die mundliche Aussage und interpretation von correctiv und deren Einschätzung. Interessant war das Interview allemal. Das Zurückdrängen nationalsozialistischer Gedanken bleibt unser aller Pflicht.

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