Rechtsextremistischer Verdachtsfall? - "Das hält viele Menschen nicht davon ab, die AfD zu wählen. Denen ist das egal"

Di 12.03.24 | 06:02 Uhr
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Symbolbild:Ein AfD-Anhänger hält auf der Wahlkampfveranstaltung eine Deutschland- und eine AfD-Fahne in seinen Händen.(Quelle:picture alliance/dpa/A.Arnold)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.03.2024 | Interview mit Michael Götschenberg | Bild: picture alliance/dpa/A.Arnold

Ist die AfD ein rechtsextremistischer Verdachtsfall? Der Verfassungsschutz sagt: Ja. Ab Dienstag verhandelt das Oberverwaltungsgericht Münster. Was geprüft wird und welche Folgen das haben könnte, erklärt der ARD-Extremismus-Experte Michael Götschenberg.

rbb|24: Herr Götschenberg, der Verfassungsschutz hatte die AfD in seinem letzten Bericht als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. Dagegen geht die AfD nun vor. Was bedeutet Verdachtsfall konkret?

Michael Götschenberg: Es gibt drei verschiedene Stadien, sogenannte Beobachtungsobjekte, also Organisationen, die der Verfassungsschutz bewertet. Und da ist der Verdachtsfall die mittlere Stufe. Zunächst wird geprüft, womit hat man es zu tun. Man darf nur offene Quellen auswerten. Es geht nur darum, was die Leute öffentlich sagen. Und beim Verdachtsfall kommt der Nachrichtendienst mit all seinen Instrumenten auf den Plan. Da darf man beispielsweise V-Leute anwerben. Aber es ist eben ein Verdacht und den kann man auch nur eine Weile haben.

Ob das dann wirklich eine, wie es dann im nächsten Fall heißt, gesicherte rechtsextremistische Bestrebung ist, das muss man nach einer Weile entweder bejahen oder verneinen. Und genau an diesem Punkt sind wir jetzt.

Nun gibt es diese Rechtsextremismus-Definition. Da sind zum Beispiel Punkte genannt wie aggressiver Nationalismus, der andere Nationen als minderwertig abwertet. Volkskollektivismus statt pluralistischer Gesellschaft. Generell Antipluralismus, Führerstaatsprinzip, aggressive, gewaltbereite Fremdenfeindlichkeit. Welche dieser Punkte hat der Verfassungsschutz jetzt ins Feld geführt?

Im Endeffekt geht es darum, was gibt es an Äußerungen, die rassistisch und antisemitisch sind, die den Gedanken des Pluralismus ablehnen, die antidemokratisch sind. Und da geht es darum, sich bei so einer großen Organisation das gesamte Spektrum anzuschauen.

Es reicht nicht, dass einige wenige sich so äußern, sondern man muss jetzt auch vor Gericht den Nachweis erbringen, dass man die Organisation insgesamt ebenso bewerten kann. Und das heißt, es müssen Äußerungen in der nötigen Qualität erfolgen und auch in der nötigen Quantität. Es müssen genügend Personen sein, die sich so äußern und eben auch anhaltend. Und darum ist dieses Gutachten, das der Verfassungsschutz vorgelegt hat, auch entsprechend umfangreich, über 1.000 Seiten. Da das ja nun schon wieder drei Jahre zurückliegt, musste der Verfassungsschutz auch ständig nachliefern. Er musste den Nachweis erbringen, dass all das, was man da vorgelegt hat, nach wie vor gilt.

Sie beschäftigen sich schon lange mit politischem Extremismus. Ist das Gutachten gut begründet?

Aus meiner Sicht ja. Man darf nicht vergessen, dass all das auch - nicht nur in diesem Fall, auch sonst immer - gerichtlich überprüft werden kann. Bei jedem Vereinsverbot, zum Beispiel einer Neonazi-Gruppe, ist es häufig auch so, dass die Betroffenen dann klagen und in der Regel hat das Bestand. Und das zeigt eben auch, es gibt für alles eine Rechtsgrundlage. Das ist jetzt hier keine Willkür. Es gibt ein Verfassungsschutzgesetz, es gibt klare Kriterien. Der Verfassungsschutz wird parlamentarisch kontrolliert und insofern hat das alles schon Hand und Fuß.

Es ist eben auch nicht so, dass man jetzt, wie die AfD das ja eben gerne macht, so pauschal sagen kann, der Verfassungsschutz ist hier ein politisches Kampfinstrument. Wir erinnern uns: Als es damals darum ging, die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall einzustufen, gab es tatsächlich eine Kontroverse zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundesinnenministerium.

Der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer war der Ansicht, dass man das lassen sollte, weil man die AfD politisch bekämpfen muss. Und der Verfassungsschutz hat sich an der Stelle durchgesetzt, obwohl er dem Bundesinnenministerium unterstellt ist. Weil, und auch das wissen viele nicht, der Verfassungsschutz, wenn er solche Anhaltspunkte hat, tatsächlich auch so eine Bewertung vornehmen muss.

Zur Person

Michael Götschenberg
rbb Presse & Information

Extremismus, Innere Sicherheit - Michael Götschenberg

Götschenberg arbeitet seit 2015 als ARD-Experte für die Themen Terrorismus, Extremismus und Innere Sicherheit im Berliner Hauptstadtstudio. Hier berichtet er vor allem über islamistischen Terrorismus, Rechtsextremismus sowie die Geheimdienste Verfassungsschutz und BND. Zuvor berichtete er unter anderem als Korrespondent in Brüssel über EU und NATO.

Es geht in diesem Verfahren ja nicht nur um die AfD als Gesamtpartei, sondern auch um den sogenannten Flügel und um die Jugendorganisationen, die Junge Alternative (JA). Warum ist diese Entscheidung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster für diese drei Gruppen so wichtig?

Beim Flügel geht es im Endeffekt um eine rückwärtige Betrachtung, ob die Einstufung damals korrekt war. Das ist juristisch noch immer nicht final entschieden. Das soll eben jetzt auch passieren.

Der Flügel ist - so auch die Einschätzung des Verfassungsschutzes - damals in der AfD aufgegangen. Er gilt als gesichert extremistisch. Die Protagonisten des Flügels sind nach wie vor bis auf wenige Ausnahmen in der AfD. Und bei der Jugendorganisation der AfD ist im Endeffekt die zentrale Frage, ist sie jetzt Teil der AfD oder ist sie ein eigenständiger Verein?

Tatsächlich ist es so, dass man die JA als Teil der AfD betrachtet und dass eben auch die Äußerungen von JA-Vertretern, insbesondere des JA-Vorsitzenden Gnauck, auch Teil dieses Gutachtens sind. Teil der Beweisführung, dass das hier nach Lesart des Verfassungsschutzes ein rechtsextremistischer Verdachtsfall ist.

Aber warum ist das Verfahren für die Partei politisch so wichtig? Könnte es beispielsweise, auch wenn das jetzt ein bisschen spekulativ ist, Wählerinnen und Wähler bei den anstehenden Landtagswahlen davon abhalten, ihr Kreuz bei dieser Partei zu machen, wenn die Partei den Stempel per Gericht bekommen hat: rechtsextremistischer Verdachtsfall?

Natürlich kann die AfD weiter an Wahlen teilnehmen. Es wird sie weiter geben. Sie ist damit nicht verboten. Es mag sein, dass es Menschen gibt, die sagen, okay, wenn das jetzt gerichtlich überprüft ist, dann wähle ich die AfD vielleicht nicht. Allerdings gibt es genug Grund zu der Annahme, dass diese Bewertungen des Verfassungsschutzes viele Menschen nicht mehr davon abhalten, die AfD zu wählen.

Wenn wir uns anschauen, dass wir in den ostdeutschen AfD-Landesverbänden beispielsweise diese Bewertungen ja schon durchhaben. Da sind die Landesverbände beispielsweise in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mittlerweile als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, auch wenn Gerichtsentscheidungen zum Teil ausstehen.

Aber das hält viele Menschen eben nicht mehr davon ab, die AfD zu wählen. Denen ist das egal. Und insofern kann man bezweifeln, dass das auf die Wahlentscheidung vieler Menschen großen Einfluss haben wird.

Gehen wir jetzt mal davon aus, das Gericht sagt ja, der Verfassungsschutz hat das gut begründet, seine Einschätzung der AfD und ihrer Untergruppen. Die Partei ist ein rechtsextremistischer Verdachtsfall. Welche Folgen hat das dann für die Arbeit des Verfassungsschutzes und was folgt danach?

Grundsätzlich ist es so, dass der Verfassungsschutz die AfD bereits als rechtsextremistischen Verdachtsfall behandelt. Das heißt, dass er das ganze nachrichtendienstliche Instrumentarium zur Anwendung bringen kann: V-Leute anwerben, gegebenenfalls sogar Kommunikation überwachen. Und das passiert bereits.

Würde der Verfassungsschutz vor Gericht unterliegen, müsste er das einstellen. Grundsätzlich bedeutet das aber nicht, und das wäre auch für den Fall, dass die AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird, dass damit jeder, der in der AfD ist, auch ein Rechtsextremist ist oder so bezeichnet werden darf. Oder dass das auch dienstrechtliche Folgen hätte für Menschen, die beispielsweise im öffentlichen Dienst beschäftigt sind.

Dieses Argument, dass dann quasi die große Säuberungsaktion im öffentlichen Dienst bevorstehe, das zieht nicht. Es gilt die Einzelfallprüfung.

Michael Götschenberg über mögliche Folgen eines "rechtsextremistischen Verdachtsfalls"

Zum Beispiel Polizei oder Richter, Lehrer?

Bei der Polizei müsste man eigentlich davon ausgehen, dass eine Beschäftigung für den Fall, dass jemand Mitglied in einer gesichert rechtsextremistischen Organisation ist, schwer in Einklang zu bringen ist. Eine Beschäftigung beim Verfassungsschutz beispielsweise wäre ausgeschlossen.

Aber wenn jemand sonst in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt wäre, sagen wir beim Bundesverwaltungsamt, dann wäre das kein Kündigungsgrund.

Das heißt, jeder Einzelfall müsste geprüft werden? Es gibt kein pauschales Entfernen aus dem öffentlichen Dienst?

Genau. Und dieses Argument, dass dann quasi die große Säuberungsaktion im öffentlichen Dienst bevorstehe, das zieht nicht. Es gilt die Einzelfallprüfung.

Das ist keine kurzfristige Lösung, das würde Jahre dauern. Dagegen könnte dann auch wieder geklagt werden durch verschiedene Instanzen. Also ist das ein sehr langer Prozess.

Michael Götschenberg über ein mögliches Parteiverbot

In den letzten Monaten wurde über ein AfD-Verbotsverfahren gesprochen. Würde eine Einschätzung des Verfassungsschutzes, die AfD ist eine rechtsextremistische Partei, diese Debatte wiederbeleben?

Ich gehe davon aus, dass dies die Debatte erneut befeuern würde. Ich glaube, es wäre aber in jedem Fall am Ende eine politische Entscheidung, ob man diesen Weg geht. So wie ich die Debatte wahrnehme, gibt es sehr große Bedenken, diesen Schritt tatsächlich auch zu gehen. Das ist keine kurzfristige Lösung, das würde Jahre dauern. Dagegen könnte dann auch wieder geklagt werden durch verschiedene Instanzen. Also ist das ein sehr langer Prozess.

Wir kennen das aus dem NPD-Verbotsverfahren, dass das sehr unklar ist, wie das am Ende ausgeht. Man hat das zweimal versucht, ist zweimal gescheitert. Einmal, weil die NPD mit V-Leuten durchzogen war. Daraufhin hat man sozusagen die Regelung für V-Leute neu gefasst, dass die eben nicht an entscheidenden Schaltstellen sitzen dürfen, dass das keine Mandatsträger sein dürfen. Und dann ist es aber so gewesen, dass das Gericht gesagt hat, die NPD ist politisch so unbedeutend, man muss die nicht verbieten.

Es ist unklar, wie ein Gericht mit einem Fall umgehen würde, wo die Partei nun mal politisch durchaus bedeutend ist, sehr bedeutend sogar mittlerweile. Kann sein, dass man dann unter diesen entgegengesetzten Vorzeichen zu derselben Einschätzung käme. Wenn man unterliegt, würde das die AfD im Zweifelsfall stärken. Ich glaube nicht, dass man diesen Weg gehen würde.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview mit Michael Götschenberg führte Wolf Siebert, rbb24 Inforadio.

Der Text ist eine redigierte und gekürzte Fassung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.03.2024, 10:45 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Da haben Sie vollkommen Recht. Man sieht es ja in Berlin deutlich welchen Zulauf die Grünen haben.

  2. 25.

    Mike '61Pankow Dienstag, 12.03.2024 | 09:58 Uhr
    "Die ganze Diskussion über ein Verbot der AfD ist aber auch eine Steilvorlage dafür, dass diese Partei prima in die Opferrolle schlüpfen kann."


    Richtig. Deshalb geht es auch nicht um das Verbot der Partei. Sollte es nicht gehen. Es geht um die Inhalte und die Inhalte die konkrete Personen vertreten. Und die Praxis, die Logistik dafür.
    Weshalb sich zum Beispiel demokratische, republikanische, soziale Regierungspolitik scharf abgrenzen muss. Statt mit Giro-Karten Erwartungen zu erwecken, die weder erfüllt werden können, noch richtig sind. Denn weder "der Jude ist unser Unglück" noch der "Ausländer, Geflüchtete, Kulturfremde" wie es heute im Austausch der Parolen des strukturellen Mechanismus heisst.
    Man kann keine Forderungen, Lebensweise adeln, anderseits aber deren militante Formen besiegen wollen.

  3. 24.

    Für mich ist diese Partei derart unbedeutend sodass ich diese nicht einmal auf einem Wahlzettel Beachtung schenke. Aber es soll ja genügend Leute geben die gerne ihren eigenen Schlachter wählen.

  4. 23.

    @Zossel
    Das Problem beginnt schon damit, das der Verfassungsschutz einem Ministerium unterstellt ist. Der soll keinem Ministerium unterstellt sein, sondern für uns - das Volk - die Verfassung schützen. Gegen die Opposition, gegen die Regierung und allen anderen auch.

  5. 22.

    "Beispielhaft erwähne ich hier mal, dass der Ukrainekonflikt Deutschland"

    Gebe Ihnen Recht. Von sowas kommt sowas. In der stets menschengemachten Politik. Es war auch nicht zielführend - zumindest nicht für die behauptete Agenda - sich in Jugoslawien mit den einen Nationalisten, Fanatikern, Religionspredigern zusammen zu tun, um zu behaupten , damit den anderen Nationalisten, Fanatiker, Religionsprediger zu besiegen. Es ist auch nicht redlich evaluiert, wie alles was man 40 Jahre lang reinsteckte, am Ende in den Händen der Taliban ist. Oder das die Vorstellung der Palästinenser verschwinde einfach aus der Welt, kein Kampf gegen den Antisemitismus ist. Man kann keine Banken retten, Betrugssoftware und Benkos finanzieren, Militärhaushalt aufblähen und dann erwarten, das mobilisiere nicht auch den Ruf nach verschärftem Tritt nach unten.
    Ist halt schlecht, versagt die massenkompatible, entkriminalisierte Linke im Zustand der Sozialdemokratie bei ihrer historischen Aufgabe.

  6. 21.

    Die ganze Diskussion über ein Verbot der AfD ist aber auch eine Steilvorlage dafür, dass diese Partei prima in die Opferrolle schlüpfen kann.

  7. 20.

    „Thomas Haldenwang ist zum Teil dieses Problems geworden, denn er hat seine Behörde politisch in Stellung gebracht. Das begann schon mit dem unbedachten Herausposaunen eines AfD-„Prüffalls“, den das Gesetz nicht vorsah. Haldenwang kommentierte die Kandidatenauswahl auf einem Parteitag oder rief dazu auf, die Umfragewerte für die Partei zu senken. „

    https://www.tagesspiegel.de/politik/verfassungsschutz-gegen-afd-dieser-teil-der-losung-ist-ein-teil-des-problems-11343559.html

    Ein lesenswerter Artikel, der einen Kernbereich trifft und Zweifel am Verfassungsschutz als nicht unbedingt unberechtigt einordnet.

    Sachlich betrachtet, also emotionslos und ideologiefrei, übertreibt es der Verfassungsschutz(avorsitzende), der politisch dem Innenministerium untersteht.

    Der Verfassungsschutz sollte medial weniger präsent sein und gehört werden.

    Einmal im Jahr kann gerne der Bericht öffentlich vorgelegt werden, Informationen und Warnungen sollte ausschließlich die Politik geben.


  8. 19.

    Es ist relativ schwierig, einer rein populistischen Partei das Wasser abzugraben, die jedes gerade heiße Thema aufgreift, die vorhandenen Stimmungen aufheizt und so tut, als ob man schon immer dagegen/auf "Seiten des Volkes" war/ist, auch wenn das Parteiprogramm was anderes sagt (siehe Bauer-Subventionierung).
    Ebenso eklatant ist es hier, ähnlich wie bei Trump in den USA, dass Teile der Wählerschaft inzwischen völlig immun gegen Zweifel der Eignung oder nachgewiesene Verfehlungen aller Couleur zu sein scheint. Gerade das macht mir schwer zu schaffen, läutet es für meine Begriffe einen Abstieg in düstere Gefilde ab, die nichts mehr mit echten Argumenten und Fakten oder Akzeptanz von Gegebenheiten zu tun haben und der (Zivil)gesellschaft zukünftig echte Probleme bereiten kann.
    Ein weiterer Vorteil für die afd ist, dass sie noch nie in Verantwortung war und insofern einen Bonus bei einigen Wählern hat. Nicht, dass ich mir wünschen würde, sie würde mal in Verantwortung kommen...

  9. 18.

    "Allerdings gibt es genug Grund zu der Annahme, dass diese Bewertungen des Verfassungsschutzes viele Menschen nicht mehr davon abhalten, die AfD zu wählen."

    Ein Grund könnte sein, dass der Verfassungsschutz selbst an Glaubwürdigkeit verloren hat, nachdem seine V-Leute selbst die Gründe für einige Vorwürfe an politisch Missliebige produzieren und Frau Faeser dort einen lupenreinen treuen Vorsitzenden installiert hat?

  10. 17.

    Es gibt auch eine Kommentarerzählung. Es gibt auch eine rbb-Erzählung, durch die Kommentarauswahl zum Gendersternchen. (Abseits der Verhältnisse in der Bevölkerung, wie das ZDF feststellen musste)

    Alles steht und fällt mit der Chancengleichheit. Wird diese verwehrt, dann regt sich was...

  11. 16.

    Der vS, also der hiesige Geheimdienst, ist kein Gericht, sondern eine weisungsgebundene Behörde unter Kontrolle der jeweiligen Partei, die dem Innenministerium vorsteht, egal, ob auf der Landes- oder Bundesebene. Mir ist kein sonstiges EU Land bekannt, wo der Chef des Verfasungsschutzes Wahlempfehlung gegen die AfD im Kampf gegen eine Oppositionspartei abgibt. Grundsätzlich ist der parteigebundene Durchgriff in Deutschland ungewöhnlich hoch. Beispielsweise, anders als in anderen EU-Ländern, sind deswegen Staatsanwaltschaften in Deutschland nicht befugt, Europäische Haftbefehle auszustellen. Das entschied nun der Europäische Gerichtshof.

  12. 15.

    Genauso ist es! Daruf werden Sie jedoch genausowenig Antwort bekommen, wie Dijenigen, die seit mehreren Jahren aud die Einlösung des Versprechens warten, die AfD "mit Argumenten zu stellen". Warum tut man es nicht endlich? Man kann daraus nur schlußfolgern, daß es keine nachprüfbaren Argumente zu geben scheint und deshalb jedes Mittel recht ist, den politischen Kontrahenten auszuschalten. Dazu paßt ebenfalls perfekt, Faesers Demokratieverbesserungsgesetz.

  13. 14.

    Nur existiert Verfolgung des Faschisten, Rechtsmiltanten, Rechtsreaktionären in der Geschichte BRD grundstrukturell so gar nicht. Ist eine Erzählung des Milieus, das sich verfolgt, unterdrückt glaubt. Nützlich für Kontinuität von Macht, Haltung, Gesamtökonomie in Politik und Wirtschaft. Die sich weder an ihrem handelnden Personal, noch in ihren zentralen Weltanschauungen für verantwortlich erklärt(e) - und damit immer ungebrochen blieb.
    "Unaufgearbeitet" wie man heute sagt. Sie hat nahezu Straffreiheit erreicht - ändern in der Bundesrepublik eine paar Leuchtturmprozesse nichts. Sie hat vor allem ein sehr wichtiges Grundprinzip über alle Zeiten und Delegitimierungen hinweg gerrettet: Das Recht darauf im Konflikt, im Aushandlungsfall nach unten zu treten. Dafür eine jeweils aktuelle Erzählung zu installieren. Damit sie alltägliche, tief verzweigte und grundierte Macht würde und bliebe.
    War einmal "DerJude unser Unglück" so ist es heute der Ausländer, Geflüchtete, Kulturfremde.

  14. 13.

    Kann ich nicht feststellen, dass das "jahrzehntelang", "schnell" und "gerne" bei jedwedem Abweichen einer Meinung passiert wäre. Wie und mit wem diskutieren Sie denn?

  15. 12.

    Nö. Sie sind mit Sicherheit nicht mit Quellen in Geheimdiensten und Strafverfolgungsbehörden vernetzt und haben deshalb mangels Kenntnissen als Investigativjournalist auch kein Bild von größeren Zusammenhängen bei diesem Thema. Deshalb wäre ein Interview mit Ihnen auch wenig gehaltvoll. Dass sich rechtspopulistische, ausgrenzende und völkische Parteien u.a. mit einer "besseren Agrarpolitik" der Regierung erledigt hätten, ist Unfug. Zig Beispiele der Geschichte belegen anderes.

  16. 11.

    Alles steht und fällt mit der Chancengleichheit. Wird diese verwehrt, dann regt sich was...
    Es wäre einfach gewesen, die in den NBL herzustellen. Man muss nur mal die Stellenausschreibungen lesen...

  17. 10.

    Ich würde noch auf die Finanzierung der Nazis durch das Großkapital hinweisen, denen der Faschismus allemal Mittel zum Zwecke der Machterhaltung war und ist. Im Moment scheint mir dies bei der AfD noch zu fehlen. Ansonsten Stimme ich dem Kommentar Nr. 4 zu, der die Ursachen für den Rechtsruck, völlig zu Recht, in der Politik der etablierten Parteien sieht .
    Beispielhaft erwähne ich hier mal, dass der Ukrainekonflikt Deutschland gut 200 Milliarden Euro bisher gekostet hat, ohne auch nur irgendeinen Fortschritt gebracht zu haben.
    Da kann die AfD als Friedensengel auftreten, obwohl sie für mehr Rüstungsausgaben plädiert .

  18. 9.

    Die täglichen Horrormeldungen über Gewalttaten in Berlin sind genug Grund dieses Regime sls verfassungsfeindlich zu verurteilen.

  19. 8.

    Interessant das es anscheinend einen Fakt vergessen: Wer Faschisten wählt hat sich dazu entschlossen Faschisten zu wählen. Zur letzten Bundestagswahl standen 51 Parteien zur Wahl. Wer also sein Kreuz aus Protest setzt, hat zig Möglichkeiten keine Faschisten zu wählen.

  20. 7.

    Gewisse Kreise sollten doch auch einmal feiern, dass sie auf ganzer Linie Erfolg gehabt haben: Jahrzehntelang wurde jeder, der es wagte, eine abweichende Meinung zu vertreten oder auch nur Zweifel an den herrschenden Glaubensrichtlinien zu äußern, schnell und gern als "Nazi" abgekanzelt (auch wenn er aus den eigenen Kreisen stammte). So ausgiebig, dass dieser billige Standardvorwurf inzwischen eine nennenswerte Anzahl von Menschen nicht mehr schert, selbst dann, wenn er zutreffend wäre. Noch schlimmer: Manche scheinen das Etikett "das ist aber irgendwie faschistisch" sogar als Qualitätsmerkmal zu betrachten.

    Herzlichen Glückwunsch!

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