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Regionale Unterschiede bei Impfquoten

Durch Brandenburg geht ein "Impfgraben"

Nach wie vor hat Brandenburg im Bundesvergleich eine eher geringe Impfquote. Doch auch innerhalb des Bundeslandes gibt es erhebliche Unterschiede, wie eine rbb|24-Datenanalyse zeigt. Von Haluka Maier-Borst

Es reicht nicht. In Portugal, Spanien und Dänemark sind weit über 70 Prozent der Menschen durchgeimpft. Deutschlandweit ist man nur bei 60 Prozent. Ein Wert, der wohl zu gering ist für eine Herdenimmunität gegen Covid-19. Zu gering, um die Zahl der schweren Verläufe so weit zu senken, dass die Intensitvstationen nicht zu stark belastet werden. Doch das ist noch nicht einmal die ganze Geschichte. Denn in einzelnen Regionen liegt die Quote noch niedriger.

So liegt laut Daten des Brandenburger Ministeriums für Gesundheit [msgiv.brandenburg.de] wohl bei gleich mehreren örtlichen Landkreisen die Quote selbst für Erstimpfungen nur bei rund 50 Prozent. Außerdem zeigt sich durch die Altersgruppen hinweg ein klarer Trend: Im Nordwesten wird deutlich mehr geimpft als im Südosten.

Die Daten sind freilich mit Vorsicht zu verwenden, denn nicht für jede Impfung lässt sich zweifelsfrei zuordnen, wo der/die Geimpfte wohnt. So erklärt das Ministerium, dass bei Impfungen in Krankenhäusern gilt, dass diese nicht dem Wohnort der geimpften Personen zugeordnet werden können, und deshalb hier die Daten "der Postleitzahl des Krankenhausstandortes zugeordnet" wurden. Dass also Städte eine höhere Quote haben, kann auch damit zu tun haben, dass schlicht mehr Krankenhäuser dort sind.

Impfquote in Spree-Neiße am niedrigsten

"Falschinformationen, Unsicherheit, Abwarten"

In Brandenburg ist die Impfquote im bundesweiten Vergleich eher niedriger - und innerhalb des Landes im Spree-Neiße-Kreis am niedrigsten. Woran das liegt, ist unklar. Nun soll eine bundesweite Impfwoche für neuen Schwung in ganz Deutschland sorgen.

Ähnlich ist es bei allen Impfungen in Arztpraxen, die nach dem 1. Juli 2021 durchgeführt wurden und noch nicht abgerechnet wurden. Für ältere Impfungen in Praxen ist hingegen die genaue örtliche Zuordnung möglich. Wirklich sicher kann man sich beim Ort des Geimpften aber nur im Fall der Impfzentren sein. Hier ist für jeden Impfling der Wohnort nachgehalten. Und wer darauf schaut, sieht abermals das klare Nordwest-Südost-Muster.

Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten gibt, die nicht nur durch Ungenauigkeiten bei der Erhebung der Daten zu erklären sind. Aber es bleiben Fragen offen.

Dass in den kreisfreien Städten die Impfquoten höher sind als auf dem Land, ist noch einigermaßen erklärbar. Der Weg zu den Impfzentren ist kürzer als in den ländlichen Regionen. Doch wieso Ostprignitz-Ruppin eine mehr als doppelt so hohe Quote an Erstimpfungen in Impfzentren hat wie Oberspreewald-Lausitz, das überrascht.

Zwei mögliche Erklärungen: Möglicherweise waren die Standorte und die Infrastruktur der Impfzentren im einen Landkreis besser als im anderen und damit war es leichter sich impfen zu lassen. Möglich ist aber auch, dass tatsächlich die Bereitschaft zur Impfung sich gravierend unterscheidet. Dass aber nur das der Grund ist, dagegen spricht das Muster bei den Impfungen in Arztpraxen.

Wie oben erwähnt müssen diese Daten vorsichtig behandelt werden, weil teilweise die Zuordnung schlicht über die Adresse der Praxis und nicht den Wohnort des Patienten geschehen ist. Trotzdem zeigt sich in der Tendenz, dass die Impfungen in Arztpraxen vor allem dort häufiger stattfanden, wo man bei den Impfungen in den Zentren eher das Nachsehen hatte.

Trotzdem reichen diese Impfungen in Praxen noch nicht, um den Rückstand zwischen den Regionen vollends zu schließen. Und auch insgesamt flacht derzeit die Quote der Impfungen in Brandenburg deutlich ab. Wie man auf diesen Trend und diese regionalen Differenzen reagieren will, das hatte rbb|24 beim Gesundheitsministerium erfragt. Eine Antwort lag aber bei Redaktionsschluss nicht vor.

Methodik:

Bei der Einfärbung der Karten wurde ein statistisches Verfahren (Jenks) genutzt, um die verschiedenen Landkreise möglichst fair zu gruppieren. Das heißt, Landkreise mit geringen Unterschieden bei der Impfquote untereinander wurden zusammen gruppiert, Landkreise mit sehr großen Unterschieden in unterschiedliche.

Sendung: Inforadio, 14.09.2001,07:00 Uhr

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Beitrag von Haluka Maier-Borst

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