FC Energie Cottbus - Sommerpause nach einer ordentlichen Saison

So 22.05.22 | 13:11 Uhr
Die Mannschaft des FC Energie Cottbus feiert den Gewinn des Brandenburger Landespokals (imago images/fotostand)
Bild: imago images/fotostand

Mit dem Sieg im Finale des Brandenburger Landespokals verabschiedet sich Energie Cottbus aus dieser Saison. Es war das Ende einer ordentlichen Spielzeit, die mit etwas mehr Konstanz sogar mit der Meisterschaft hätte gekrönt werden können. Von Andreas Friebel

Am Ende dieser Saison fehlten Energie Cottbus acht Punkte (74) auf Staffelsieger BFC Dynamo (82). Das ist eine ganze Menge und für die Erwartungen und Ansprüche, die das Umfeld an den einstigen Bundesligisten hatte, auch eher eine Enttäuschung.

Doch die abgelaufene Spielzeit war eine Übergangssaison. Da war schon vor dem Punktspielauftakt Ende Juli klar. Zwar hatte das neue Präsidium mit der erneuten Rückkehr von Trainer Claus-Dieter Wollitz ein Ausrufezeichen gesetzt, doch die finanzielle Lage war im Sommer alles andere als rosig. 2020 hatte der Klub über seine Verhältnisse gelebt. Dazu kamen Corona und die ziemlich kostspielige Kurzzeitverpflichtung von Dirk Lottner als Trainer.

Übergangsjahr mit finanziellen Problemen

Dementsprechend hatte Claus-Dieter Wollitz im Sommer 2021 wenig Mittel, um den Kader nach seinen Vorstellungen zusammenzustellen. Immer wieder hatte der 56-Jährige darauf hingewiesen, dass ihm nur wenig erfahrene Spieler zur Verfügung stehen. Zum Pokalfinale gegen Krieschow waren es zwölf (!) echte Profis, die von einer Reihe von Cottbuser Talenten unterstützt wurden. "Wir haben teilweise U17-Spieler dazu genommen. Das hat den Jungs zwar Spaß gemacht. Für die Entwicklung der Mannschaft ist das aber schon problematisch gewesen."

Mit der Erfahrung fehlte auch ein Stück weit Konstanz. Nach vier Siegen im August folgte Anfang September mit einem 0:3 zuhause gegen Altglienicke der erste Dämpfer. Zu diesem Zeitpunkt war Spitzenreiter BFC Dynamo schon elf Punkte entfernt. Und der Abstand wurde im Oktober immer größer. Coronabedingt mussten Spiele verschoben werden. Die Lausitzer kamen aus dem Rhythmus und erlebten am 24. Oktober ihren sportlichen Tiefpunkt in dieser Saison. Nach einer 1:2-Niederlage bei Aufsteiger Tasmania Berlin war das Thema Meisterschaft eigentlich durch.

Engelhardt Top, Kauter Flop

Auch weil um diesen Zeitpunkt herum die Innenverteidigung der Cottbuser auseinanderfiel. Jan Koch und Shawn Kauter hatten sich verletzt. Beide kehrten aus unterschiedlichen Gründen in dieser Saison nicht mehr zurück. Koch wurde nicht mehr fit. Und Kauter wollte offenbar nicht mehr zurück. Seine im Sommer von vielen Störgeräuschen begleitete Verpflichtung war ein einziges Missverständnis. Erst wollte der 26-Jährige seinen Vertrag nicht erfüllen. Dann kam er doch zum Training, um nach seiner Verletzung nicht mehr in Cottbus aufzutauchen. Kauter dürfte die Enttäuschung dieser Saison sein.

Ganz anders liegt der Fall Erik Engelhardt. Der Angreifer ist die positive Überraschung der Saison. Mit 19 Treffern in der Regionalliga hatte der Stürmer großen Anteil daran, dass Energie in der Abschlusstabelle die gefährlichste Offensive der Regionalliga Nordost stellt. 85 Tore erzielten die Lausitzer in 38 Partien. Meister BFC Dynamo kam auf 84 Treffer.

Dieser Offensive ist es zu verdanken, dass sich die Wollitz-Elf bis zur Winterpause bis auf vier Punkte den Berlinern näherte. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte Cottbus auch noch das Topspiel gegen den BFC gewonnen und nicht nur 1:1 gespielt.

Ein Neuer in der Winterpause

Umso erstaunlicher war es, dass trotz dieser guten Ausgangslage im Winter auf dem Transfermarkt nicht viel passierte. Zum einen war da die nach wie vor angespannte finanzielle Lage. Zum anderen wurden sich Trainer Claus-Dieter Wollitz und der sportliche Leiter Maximilian Zimmer nicht einig. Am Ende konnte mit Joshua Bitter nur ein Neuzugang verpflichtet werden. Der 25-Jährige verletzte sich zudem auch früh und kam nur zu zwei Einsätzen. Und auch für Zimmer endete die Saison früh. Der Klub beurlaubte ihn vor dem Pokalhalbfinale gegen Babelsberg.

Die personellen Probleme forderten nach der Winterpause dann ihren Tribut. Das Topspiel gegen Jena ging mit 0:1 verloren. Auch gegen Altglienicke und Chemnitz gab es keine Punkte. Der Meisterschaftszug war spätestens Ende März abgefahren, als Energie gegen TeBe Berlin und Eilenburg spät jeweils den Ausgleich kassierte. An dieser Stelle hätte die Saison ins Negative kippen können. Das spürte auch Trainer Wollitz, der mit seinem Team hart ins Gericht ging und eine Reaktion forderte. Und die gab es. Die Lausitzer verloren danach kein Spiel mehr. Und gewannen gegen Krieschow den Landespokal (2:0).

Pokaleinnahmen helfen bei der Kaderplanung

Mit dem damit verbundenen Einzug in den DFB-Pokal ist nun die Basis für starke Neuzugänge gelegt. Dazu kommt, dass viele Verbindlichkeiten aus 2020 und 2021 inzwischen abgetragen sind. Finanziell lukrative Altverträge mit Spielern laufen zudem Ende Juni aus, so dass die Karten neu gemischt werden. Der Kader soll breiter aufgestellt werden und mehr Tiefe bekommen.

20 gestandene Profis wünscht sich Wollitz zum Trainingsstart Mitte Juni. Der Fokus liegt dabei auf der Innenverteidigung. Aber auch im Sturm fehlt Personal. Nach dem Abgang von Erik Engelhardt (Osnabrück) wurde zwar mit Tim Heike (Halberstadt) auch ein Neuer verpflichtet. Das wird aber nicht reichen. Und möglicherweise muss man sich auf der Torwartposition auch noch einmal umschauen. Toni Stahl hat bislang noch keinen Vertrag für die kommende Spielzeit unterschrieben.

Bislang gibt es sechs sichere Abgänge in der Lausitz. Dazu kommen noch mindestens fünf Wackelkandidaten. Das Gesicht der Mannschaft dürfte sich im Sommer also verändern. Und auch das Ziel wird ein neues sein. Nach der Übergangssaison schaut Cottbus nach vorn. "Wir wollen besser abschneiden als in diesem Jahr", ist die Marschrichtung durch Coach Wollitz vorgegeben. Das bedeutet, nach Platz drei soll es mindestens der zweite Rang werden. Insgeheim wünscht man sich aber schon die Meisterschaft, um im Juni 2023 um den Aufstieg in die dritte Liga spielen zu können.

Aber jetzt ist in Cottbus erst einmal Sommerpause. Nach einer insgesamt sehr ordentlichen Saison.

Sendung: rbb24, 22.05.2022, 21.45 Uhr

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