Paralympics-Teilnehmerin - Sprinterin Engeleiter peilt Europa-Rekord an

Mi 04.05.22 | 12:12 Uhr | Von Andreas Friebel
Janne Engeleiter
Audio: rbb24 Inforadio | 04.05.2022 | Andreas Friebel | Bild: imago images/Beautiful Sports

Eine Zehntelsekunde besiegelte beinahe das sportliche Schicksal der Sprinterin Janne Engeleiter. Fast wäre sie nach den Paralympics aus der Sportförderung geflogen. Doch die Cottbuserin kämpfte. Nun steht ihr erster Freiluftwettkampf des Jahres bevor. Von Andreas Friebel

Ihre Geschichte sorgte im vergangenen Jahr deutschlandweit für Aufregung. Der sehbehinderten Läuferin Janne Engeleiter sollte die Sportförderung gestrichen werden, weil sie bei den Paralympischen Spielen in Tokio minimal zu langsam war. Der Bruchteil von 0,1 Sekunden fehlten ihr damals zur Norm. Nachdem der rbb berichtet hatte, konnte die 26-Jährige doch im Auswahlkader bleiben.

Mit dem "Abendsportfest" steht im Cottbuser Leichtathletikstadion am Dienstag der erste Freiluft-Auftritt in diesem Jahr an. Es ist kein großer Wettkampf, aber immerhin endlich mal wieder einer. Mehr als acht Monate sind seit den Paralympischen Spielen vergangen. "Der Fokus liegt heute darauf, dass ich die Sachen, die wir beim Start umgestellt haben, jetzt mal in einem Wettkampf umsetzen wollen", sagt sie. "Die Zeit ist mir letztendlich egal. Und auch meine Trainerin ist dabei entspannt."

Über 100 Meter eine der schnellsten Frauen Europas

Noch ist sie entspannt. Aber natürlich ist auch klar, dass die 26-Jährige nach einem Trainerwechsel zum Anfang des Jahres noch besser werden will. Über 100 Meter ist die Cottbuserin in ihrer Startklasse zwar eine der schnellsten Frauen Europas. Bis zur Weltspitze fehlt aber noch etwas.

Seit Beginn des Jahres wurde ihr Training umgestellt. Die Belastung, im Vergleich zu ihrem alten Trainer, inzwischen gesteigert. "Der Hintergrund ist, dass ich auf den letzten 20 Metern oft Zeit verloren habe. Das wollen wir verbessern. Und deshalb gibt es zwischen den Trainingseinheiten weniger Pausen."

Das aber eng abgestimmt auf ihr Studium, das sie nach Tokio begonnen hat. Denn Engeleiter möchte Psychotherapeutin für Kinder werden. Deshalb absolviert sie neben dem Training derzeit auch ein Praktikum. "Wenn ich arbeiten gehe, dann muss ich 5.30 Uhr raus. Bin um acht auf Arbeit. 15 Uhr ist Training. Und gegen 18-19 Uhr bin ich dann wieder zuhause."

Bis zu den Paralympischen Spielen in Paris 2024, will die Cottbuserin diese Belastung noch auf sich nehmen. Solange bekommt die sehbehinderte Sprinterin noch finanzielle Unterstützung durch die Sportförderung. Das sind monatlich etwa 1.000 Euro. Darüber hinaus kann Engeleiter das komplette Knowhow des Olympiastützpunktes nutzen.

Ob sie nach Paris weitermacht, ist noch ferne Zukunftsmusik. "Es ist schwer, dass zu verbinden. Wenn du in der Woche nur 12 Stunden auf Arbeit bist bleibt etwas liegen. Das ärgert mich, weil ich immer 150 Prozent gebe. Aber im Training und auf Arbeit 150 Prozent geben, geht halt nicht", sagt sie.

Keine WM, aber Sportfest in Cottbus

Im Moment geht es aber nicht anders. Nach der ziemlich kurzen Wettkampfsaison wird das wieder anders sein. Nach dem Abendsportfest in Cottbus, gibt es nämlich nur noch Wettkämpfe in der Schweiz und Frankreich. Und noch einen Anfang Juli in Leverkusen. Das war es für diese Freiluftsaison.

"Die Weltmeisterschaft in Japan wurde leider abgesagt. Deshalb gibt es 2022 keinen großen Wettkampf für uns", so Janne Engeleiter, die sich nach acht Monaten aber freut, dass sie überhaupt einmal wieder unter Wettkampfbedingungen unterwegs sein kann.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.05.2022, 11:15 Uhr

Beitrag von Andreas Friebel

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