Energie Cottbus vor Pokalspiel gegen Bremen - "Wir wollen alles, aber wir müssen nicht"

Fr 29.07.22 | 18:38 Uhr | Von Andreas Friebel
Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz (imago images/Fotostand)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.07.2022 | Andreas Friebel | Bild: imago images/Fotostand

Vierte Liga gegen Bundesliga: Cottbus trifft am Montag im DFB-Pokal auf Werder Bremen. Die Lausitz freut sich auf ein Fußball-Fest vor 20.000 Zuschauern. Und der Cottbuser Trainer hofft auf eine Sensation. Von Andreas Friebel

War es Vorahnung oder einfach nur Spaß? Als am Freitagmittag das Training der von Fußball-Regionalligist Energie Cottbus vorbei war, übten einige Spieler noch Elfmeterschießen. "Wenn das am Montag auch dazukommt, nehmen wir das gern mit", kommentierte anschließend Trainer Claus-Dieter Wollitz den Eifer seiner Spieler. Aber natürlich ist ihm klar, dass es schwer, sehr schwer werden wird, im DFB-Pokalspiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger Werder Bremen diesen Punkt zu erreichen. "Ich denke, wir müssen nicht darüber reden, wer der Außenseiter ist und wer der Favorit. Aber im Pokal sind immer Überraschungen möglich", macht Wollitz sich und seinem Team Mut.

Stadion der Freundschaft ist ausverkauft

Cottbus, selbst sechs Jahre in der Bundesliga, spielt aktuell in der viertklassigen Regionalliga Nordost und hofft mittelfristig auf die Rückkehr in Liga drei. Am Montagabend aber kehrt die Bundesliga wieder in die Lausitz zurück. Das Spiel ist mit 20.000 Zuschauern praktisch ausverkauft. Am Freitagnachmittag gab es nur noch ein paar wenige Restkarten.

Cottbus ist heiß auf großen Fußball und hofft auf einen magischen Abend. "Wir wollen unser Publikum von Anfang an mitnehmen", kündigt Wollitz an. Und macht klar: "Wir wollen Werbung in eigener Sache machen. Und dazu gehört auch, dass wir zeigen wollen, dass wir Fußball spielen können."

2019 spielte der FC Energie zuletzt im DFB-Pokal. Damals gegen Rekordmeister Bayern München. Bei der 1:3 Niederlage zeigte die Wollitz-Elf damals erfrischenden, unbekümmerten Fußball. Und selbst Bayern-Torwart Manuel Neuer riebt sich seinerzeit die Augen und konnte nicht ganz glauben, dass ein Regionalligist zu so einer Leistung fähig war.

Die sieben größten DFB-Pokalmomente von Energie Cottbus

Leo Bittencourt kehrt in seine Heimat zurück

Drei Jahre später macht sich Wollitz mit seiner Mannschaft nun wieder an die Aufgabe, einen Erstligisten zu ärgern. Der in seinen Reihen mit Leonardo Bittencourt einen Spieler hat, der zu den erfolgreichsten in der jüngeren Klubgeschichte der Lausitzer gehört. Geboren ist Bittencourt zwar in Leipzig. Aber als er fünf war, wechselte sein Vater Franklin zum FC Energie und meldete seinen Sohn im Nachwuchs der Cottbuser an.

13 Jahre trug der Mittelfeldspieler das Trikot der Lausitzer. Die Rückkehr am Montag ins Stadion der Freundschaft wird irgendwie auch eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit. "Ich sehe mich noch als kleiner Junge, wie ich gefühlt 50.000 Mal den Weg zu Stadion gelaufen bin. Es wird in mir kippeln. Da bin ich mir ganz sicher." Vielleicht so, wie bei seinem ersten Profieinsatz im April 2011. Energie spielte damals noch in der zweiten Liga, als der 17-Jährige von Trainer Claus-Dieter Wollitz auf das Spielfeld geschickt wurde. Wenig später ging es für Bittencourt nach Dortmund.

Inzwischen spielt er für Werder Bremen und hat die Lausitz nie aus den Augen verloren. "Wir fahren immer noch dahin. Die Familie meiner Frau lebt dort. Wir haben auch in Cottbus geheiratet. Das ist für uns Heimat." Doch die Liebe zur Heimat wird am Montagabend ruhen. Genauso wie die Sympathien von Claus-Dieter Wollitz gegenüber Bittencourt. Beide treffen sich noch immer regelmäßig und schätzen sich gegenseitig.

Wollitz wählt eine offensive Taktik

Am Montag sind sie aber Gegner. Und das in einem Spiel, das Cottbus offensiv gestalten will. "Ich bin keiner, der sich hinten reinstellt. Wir werden unsere Taktik nicht ändern nur für ein Spiel." In der Regionalliga setzt der Energie-Trainer auf Offensive und viel Ballbesitz. Ob sich das auch gegen Bremen umsetzen lässt, wird sich zeigen. Vor drei Wochen ließ Wollitz im Test gegen Bundesligist Hertha BSC ähnlich spielen und kassierte ein 1:5. Allerdings war das noch sehr früh in der Vorbereitung und zahlreiche Stammkräfte fehlten verletzungsbedingt oder waren noch nicht verpflichtet.

Jetzt sieht das ein wenig anders aus. Wollitz ist mit den letzten Trainings-Einheiten nach eigenen Angaben sehr zufrieden und sieht seine Mannschaft auf einem anderen Niveau als vor einem Jahr um diese Zeit. "Wir wollen alles, aber wir müssen nicht", hat der Chefcoach seinen Spielern deshalb für Montag auf den Weg gegeben. Und wer weiß, vielleicht reicht es ja sogar zum Elfmeterschießen.

Sendung: rbb24, 29.07.2022, 18 Uhr

Beitrag von Andreas Friebel

Nächster Artikel