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Audio: rbb24 Inforadio | 03.08.2022 | Guido Ringel | Quelle: imago images/Jan Huebner

Union vor dem Hauptstadt-Derby

Kein Interesse an der Favoritenrolle

Nach dem knappen Pokal-Erfolg war Urs Fischer unzufrieden mit seinem Team und hatte nur wenig Zeit für Korrekturen. Trotzdem geht Union als klarer Favorit ins Hauptstadt-Derby - auch wenn der Trainer davon nichts wissen will.

Das Thema der Woche

Ähnlich wie beim kommenden Gegner Hertha BSC lief beim Pokalauftritt von Union nicht alles rund. Als "nicht besonders berauschend" bezeichnete Trainer Urs Fischer auf der Presskonferenz am Donnerstag den 2:1-Sieg seiner Mannschaft in Chemnitz nach Verlängerung. Die größten Probleme sah der Trainer im unpräzisen und hektischen Passspiel und den zu großen Abständen zwischen den Ketten. "Nach unserem Auftritt im Pokal haben wir ein bisschen was gutzumachen", sagt Fischer im Hinblick auf das Derby.

Unions Spielsystem

Mit drei Stürmern zur taktischen Varibialität

Union lag in Chemnitz hinten. Dann setzte Urs Fischer auf eine Formation mit drei Angreifern und seine Mannschaft traf. Dieses Beispiel könnte schon im Derby gegen Hertha BSC Schule machen, denn der Wechsel passt zum Kader. Von Till Oppermann

Die Vorbereitung unter der Woche hat er mit seiner Mannschaft genutzt, um die Fehler so gut wie möglich zu beseitigen. Viel Zeit hatte er dafür nach dem Pokalspiel am Montagabend nicht. "Es war eine kurze Woche, allzu viele Möglichkeiten hast du da nicht, um das zu korrigieren. Aber zumindest weiß die Mannschaft Bescheid", erklärt der Schweizer.

Beim Heimspiel gegen Hertha am Samstag (15.30 Uhr) geht der 1. FC Union als klarer Favorit auf den Platz. Nach drei Derby-Siegen in der letzten Saison, die die erfolgreichste in der Vereinsgeschichte war, spielten die Köpenicker auch die bessere Vorbereitung und kamen trotz der vom Trainer kritisierten Leistung im Pokal eine Runde weiter, während der Stadtrivale in der ersten Runde rausflog. Wer Urs Fischer kennt, weiß aber auch, dass diese Vorzeichen für ihn keine Bedeutung haben. "Die Favoritenrolle hat mich noch nie interessiert. Wir haben ein Heimspiel, das wir versuchen zu gewinnen", sagt der 56-Jährige.

Das Sicherheitskonzept

Damit es im Stadion an der Alten Försterei nicht wieder zu ähnlichen Ausschreitungen kommt, wie beim ersten Bundesliga-Hauptstadt-Derby vor drei Jahren, liegt im Vorfeld der Partie am Samstag ein großer Fokus auf dem Sicherheitskonzept. Mehr als 22.000 Zuschauer werden im ausverkauften Stadion erwartet, und die Stimmung könnte hitzig werden.

Neben dem für Risikospiele obligatorischen Alkoholverbot soll es auch eine Fantrennung bei der An- und Abreise geben. Die Hertha-Anhänger sollen über den S-Bahnhof Spindlersfeld zum Stadion kommen, während Union-Fans den Bahnhof Köpenick nutzen sollen. Insgesamt 800 Einsatzkräfte werden rund um das Derby im Einsatz sein. Diese begleiten unter anderem auch vor der Partie die Fanmärsche beider Lager durch die Stadt.

"Wir hoffen und wünschen uns, dass die Emotionen, das Spiel und das Ergebnis auf dem Feld im Vordergrund stehen. Wir hätten aber unsere Hausaufgaben nicht gemacht, wenn wir uns nicht auch auf andere Szenarien vorbereitet hätten", sagt Polizeisprecher Martin Stralau.

Der Gegner

Einen ausführlichen Vorbericht zum Derby aus Hertha-Sicht finden Sie hier.

Schwarz muss an der Defensive arbeiten

Union Berlin arbeitete in der letzten Saison sehr diszipliniert und kompakt gegen den Ball. Nur 44 Gegentore mussten die Köpenicker hinnehmen, das toppten nur Bayern München und RB Leipzig mit je 37. Zu Hause waren es in den 17 Partien sogar nur 17 Gegentreffer, acht davon gab es gegen die Bayern (2:5) und Dortmund (0:3).

Hertha bekam 2021/22 hingegen 71 Gegentreffer eingeschenkt. Diesen Wert übertraf nur der Absteiger Greuther Fürth mit 82. Für die Hauptstädter war dies die zweitschlechteste Bilanz ihrer Bundesliga-Historie, nur in der Abstiegssaison 1990/91 waren es mehr Gegentreffer (84). An der Verbesserung der Defensive muss der neue Trainer Sandro Schwarz weiter mit dem Team arbeiten, denn im DFB-Pokal beim Zweitligisten Braunschweig gab es 4 Gegentore – an den ersten beiden Spieltagen in der 2. Bundesliga hatten die Niedersachsen gar nicht getroffen.

Ein historisches Duell

Das vorerst letzte Aufeinandertreffen zwischen den Berliner Stadtrivalen fand am 29. Spieltag der vergangenen Saison im Olympiastadion statt und endete für Union in einem großen Triumph. Vor 74.667 Zuschauern demütigten die Köpenicker den Gastgeber Hertha mit einem 4:1-Sieg und feierten nach Abpfiff ausgiebig mit ihren Fans die Stadtmeisterschaft. Die Eisernen hatten schon das Hinspiel im Stadion an der Alten Försterei gewonnen (2:0) und auch im Achtelfinale des DFB-Pokals schlugen sie die Alte Dame mit 3:2.

Die erwartete Aufstellung

Auch wenn Urs Fischer mit der Leistung seiner Mannschaft beim Pokalspiel in Chemnitz nicht zufrieden war, große Veränderungen in der Startaufstellung wird er wohl nicht vornehmen. Das liegt auch daran, dass ein paar der Neuzugänge noch nicht bereit für die erste Elf sind. Die zuletzt verpflichteten Morten Thorsby und Diogo Leite seien zwar auf einem sehr guten Weg und der Trainer schließt einen Startelf-Einsatz nicht grundlegend aus, trotzdem betont er deutlich, dass beide nur dreieinhalb Wochen Vorbereitungszeit gehabt hätten. Zumindest für einen Platz im Spieltagskader sollte das aber reichen.

Auch Innenverteidiger Danilho Doekhi, der bereits einige Testspiele mit Union absolvierte, wird wohl im Derby nur eine Wechseloption bleiben. "Unsere Spielweise ist schon anders als das, was er vorher kannte. Aber er ist wirklich auf einem sehr guten Weg. Mal sehen, wann er seine Chance bekommt", erklärt der Trainer.

Personal

Bei Union fehlen:

Ein Neuzugang, der hingegen schon voll einsatzfähig ist, ist Jordan Siebatcheu. Der US-Stürmer schoss gegen Chemnitz ein sehenswertes Tor und könnte auch gegen Hertha wieder zu einem Schlüsselspieler in der Offensive werden. Zwar sei er etwas angeschlagen, es sehe für seinen Einsatz aber gut aus. "Er konnte im Training fast alles machen", sagt Fischer.

Sollte der Trainer doch Veränderungen an der Startelf vornehmen wollen, so wäre dies zum Beispiel im Mittelfeld denkbar. Andras Schäfer könnte für Janik Haberer in die erste Elf rotieren und für etwas mehr Kreativität und offensiven Drang im Mittelfeld sorgen. Dort hatten die Köpenicker in Chemnitz durchaus Probleme.

So könnte Union beginnen: Rönnow - Heintz, Knoche, Jaeckel - Gießelmann, Khedira, Trimmel - Schäfer, Haraguchi - Siebatcheu, Becker

Sendung: rbb24, 04.08.2022, 21.45 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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