Coup gegen Griechen - Schröder und Co. stürmen ins EM-Halbfinale

Di 13.09.22 | 22:56 Uhr
  8
Andreas Obst (Deutschland) jubelt nach einem Punktgewinn. (Foto: Soeren Stache/dpa)
Audio: rbb24 | 13.09.2022 | Armin Lehmann | Bild: Soeren Stache/dpa

Gala gegen den "Greek Freak", die ersehnte Medaille ist nun in Reichweite: Dank einer grandiosen Vorstellung haben die deutschen Basketballer um ihren Kapitän Dennis Schröder die griechische Nationalmannschaft mit NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo aus dem Turnier geworfen. Nun spielen sie bei der Heim-EM in Berlin um das erste Edelmetall seit 17 Jahren. In der Arena am Ostbahnhof besiegte die begeisternd aufspielende Nationalmannschaft den Favoriten im Viertelfinale überraschend mit 107:96 (57:61).

Schröder mit 26 Punkten deutscher Top-Scorer

Schon jetzt ist es der größte Erfolg der Nationalmannschaft seit den besten Zeiten Dirk Nowitzkis. Dieser verabschiedete sich bei der EM 2015 in der Hauptstadt auf dem Parkett von den Fans - sieben Jahre später sah Nowitzki von einer Loge in der Halle aus eine unfassbare Leistung seiner Nachfolger. Im Halbfinale am Freitag trifft das Team des Bundestrainers Gordon Herbert auf den Weltmeister Spanien. Am Sonntag geht es dann entweder um Bronze oder um den ganz großen Coup. Es wäre die dritte EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005.

Beim denkwürdigen Triumph vor 14.073 Fans in der ausverkauften Arena war Dennis Schröder mit 26 Punkten deutscher Topscorer. Aber auch Franz Wagner und Andreas Obst mit jeweils 19 Zählern leisteten einen entscheidenden Beitrag. Giannis Antetokounmpo kam auf 31 Zähler und war in seinen Aktionen kaum zu bremsen - doch fünf Minuten vor dem Ende musste er nach seinem zweiten unsportlichen Foul das Feld verlassen.

Die Bedeutung des Spiels zeigte sich auch medial, RTL einigte sich kurzfristig mit Rechteinhaber MagentaSport, der alle deutschen Partien kostenlos streamt, und zeigte das Viertelfinale im Free-TV. Mit Nowitzki als Studiogast.

Spielt Wagner? Er spielt - und wie

Fünf ehemalige oder aktive Alba-Profis stehen in der Nationalmannschaft - einer davon ist der gebürtige Berliner Franz Wagner, inzwischen in der NBA erfolgreich. Erst 25 Minuten vor Spielbeginn hatte der Deutsche Basketball Bund (DBB) bekannt gegeben, dass sein Shootingstar trotz seiner Knöchelverletzung aus dem Achtelfinale gegen Montenegro (85:79) dabei sein kann: "Franz Wagner spielt", hieß es knapp bei Twitter, wichtig für die Mannschaft.

Der 21-Jährige stand wie der leicht erkältete Johannes Voigtmann in der Starting Five, nach seinem Ausfall wegen Schulterproblemen kehrte Nick Weiler-Babb ins Aufgebot zurück. Herbert gab allerdings dem Scharfschützen Andreas Obst den Vorzug. Ein guter Zug, das DBB-Team begann furios und zeigte eine regelrechte Dreiershow - fünf der ersten sechs Würfe saßen. Als Obst zum 19:9 traf, kochte die Halle. Doch Antetokounmpo hielt dagegen und punktete stark. Dazu waren die Griechen immer wieder in der Zone erfolgreich.

Beide Teams bekommen enorme Unterstützung von den Tribünen

"Wir glauben nicht, dass unsere Reise endet", hatte Herbert gesagt. Und sein Team begegnete dem Favoriten bei der Neuauflage des EM-Finales von 2005 auf Augenhöhe. Anders als im Achtelfinale, als viele Plätze leer geblieben waren, kam diesmal enorme Unterstützung von den Tribünen - auch von den griechischen Fans. Es war eine packende Stimmung, ein Spiel, wie es in einer solchen Intensität nur selten zu spüren ist. In den Rängen näher am Feld hielt es kaum jemanden auf seinem Sitz.

Als Wagner mit einem krachenden Dunk auf 44:40 stellte (16.), ging der Lärmpegel noch eine Spur höher, das Spiel blieb hochklassig - und eng. Drei Sekunden vor der Pause leistete sich Schröder einen Schrittfehler, die Griechen bestraften den Ballverlust, als Kostas Sloukas mit der Sirene von der Mittellinie zum 61:57 traf.

Halbfinale am Freitag um 20:30 Uhr gegen Spanien

"Wir müssen defensiv besser spielen", forderte Johannes Thiemann auf dem Weg in die Kabine. Und das gelang eindrucksvoll: Die Griechen blieben nach Beginn des dritten Viertels mehr als drei Minuten ohne Punkt, durch einen 20:1-Start (!) zogen die Deutschen blitzschnell weit davon (77:62/27.), die Sensation bahnte sich an.

"Es ist schwer zu realisieren, was passiert ist. Es ist Wahnsinn. Es war unglaublich", sagte Andreas Obst bei MagentaSport. Er und Wagner hatten jeweils fünf ihrer sieben Dreierversuche getroffen, die Deutschen kamen insgesamt auf 17 Treffer von ganz weit draußen, bei einer Quote von fast 55 Prozent - ein herausragender Wert [fiba.basketball]. "In der zweiten Halbzeit waren wir alle da. Wir glauben an uns als Team. Wir haben die Medaille als Ziel", sagte der NBA-Profi Daniel Theis bei RTL, er hatte vor allem unter den Brettern beim Rebound und in der Verteidigung überzeugt.

Den Griechen gelang in diesem irrwitzigen dritten Viertel nichts. Antetokounmpo, der zur Pause bei 19 Punkten und acht Assists stand, wehrte sich gegen das Aus. Doch das DBB-Team um den so starken Schröder hatte immer eine Antwort. Es war bemerkenswert, mit wieviel Mut und Überzeugung die deutsche Mannschaft gegen eine der erfolgreichsten europäischen Basketballnationen der Geschichte auftrat. Als Antetokounmpo gehen musste, unter dem Applaus der griechischen Fans, war das Spiel gelaufen. "Herzlichen Glückwunsch an Deutschland, sie haben den Sieg verdient. Sie waren das bessere Team", sagte der griechische Coach Dimitrios Itoudis nach dem Spiel.

Im Kampf um den Finaleinzug trifft das Team von Gordon Herbert am Freitag um 20:30 Uhr auf Spanien. Der dreimalige Europameister hatte sich zuvor gegen Finnland mit 100:90 durchgesetzt. Es war ein Kraftakt, der Durchbruch gegen immer müder wirkende Finnen gelang dem Favoriten erst spät in der zweiten Hälfte. Das Endspiel findet am Sonntagabend statt.

Audio: rbb24, 13.09.2022, Armin Lehmann

8 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 8.

    Nachtrag zu # 7
    Zum Ausgleich übertragen z.Zt. 1..2,.Phoenix und Tagesschau 24 gleichzeitig die Parade aus London.
    Ein Glück, dass wir keine Monarchie sind..Aber wir haben es ja.

  2. 7.

    Der DBB hat regelrecht um Übertragung gefleht. Aber angeblich waren im Sommer zu viele Direktübertragungen.
    So blieb nur Telekom, die dann RTL ins Boot holten.Nun habe ich nur einen Wunsch: Deutschland kommt ins Endspiel und ARD und ZDF müssen aussen vorbleiben.

  3. 6.

    Vornweg! Bin wahrlich kein großer Basketballfan. Wo war eigentlich der Öffentlich Rechtliche Rundfunk? Weder ARD noch der ZDF zeigte dieses Spiel. Aber jedes Gurken-Länderspiel im Fußball wird gezeigt. Fast vergessen, Glückwunsch zum Sieg.

  4. 5.

    Ein super Spiel bei toller Stimmung und klasse Fans.
    Nun am Freitag Daumendrücken für den Weg ins Finale.

    Danke RTL und Magenta für die Liveübertragung.

  5. 4.

    Bin kein Basketballfan, habe mir das Spiel angesehen, Fußball ist ja nur noch Bezahlfernsehen. Ich bin total begeistert, wie unsere Truppe da zu Beginn des Spieles einen Dreier nach dem Anderen geworfen hat war sensationell und das aus großen Entfernungen. Das ist wirklich eine Überlegung wert, mal bei ALBA vorbei zu schauen.

  6. 3.

    Spannend war's ja. Leider im RTL mit diesem unterirdischen Hr. Buschmann als Dazwischenquatscher mit Muting-Garantie.
    Jetzt die Spanier raushauen, bitte.

  7. 2.

    Sensationell !!! Unfassbar auch die Überlegenheit im ganzen Spiel. Eine Riesenwerbung für den Basketball. Habe es richtig gemacht und auf Bayern Barcelona verzichtet und ich werde meinen Griechen beim nächsten Besuch gerne einen Ouzo ausgeben.

  8. 1.

    Mein absoluter Respekt vor der Leistung dieser Truppe!
    Unglaublich, was die Jungs da bisher geschafft haben.

Nächster Artikel