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Quelle: Christian Dexne/rbb

WM-Tagebuch aus Katar

Warum ein Usbeke 5.000 Kilometer mit dem Auto zur WM reist

Mit dem Auto von Taschkent nach Doha, um bei der WM dabei sein zu können. Dabei spielt das eigene Land nicht mal mit. rbb-Sportreporter Christian Dexne erzählt im rbb|24-WM-Tagebuch von dieser etwas verrückten Fahrt eines usbekischen Fans.

Wissen Sie, wie die Flagge Usbekistans aussieht? Falls Sie es wissen möchten, dann könnten Sie (vielleicht auch nur deswegen) die WM schauen. Bei insgesamt 15 Spielen haben Sie dann die Chance, die usbekische Flagge zu entdecken, obwohl das Land aus Zentralasien sich gar nicht für die WM qualifiziert hat.

Über den Autor

Durch Turkmenistan und mit der Fähre nach Kuwait

Aber der Reihe nach. Vor einigen Tagen wartete ich vor dem Spiel der USA gegen Wales vor dem Ahmed bin Ali-Stadion auf eine Live-Schalte und kam ins Gespräch mit einigen der Fans, die auf dem Weg zum Spiel waren. So lernte ich Abdurakhman Fazilov kennen und er erzählte mir seine Geschichte. Fazilov ist der Vorsitzende des Fanclubs der usbekischen Nationalmannschaft. Diese steht in der Weltrangliste auf Platz 77 und verpasste die Qualifikation knapp gegen Saudi-Arabien. Er aber sei ein so großer Fußballfan, dass er dennoch zu dieser WM, seiner dritten insgesamt, gekommen sei. So weit, so nachvollziehbar, doch der zweite Teil machte die Geschichte dann außergewöhnlich.

Gemeinsam mit seiner Schwester ist Abdurakhman Fazilov nämlich mit dem Auto nach Katar gekommen. Knapp 5.000 Kilometer von Taschkent nach Doha, durch Turkmenistan, den Iran, per Fähre nach Kuweit und Saudi-Arabien nach Katar. Die Videos, die er mir von der Reise zeigte, waren spektakulär. Er steckte mir noch schnell seine Nummer zu und verschwand im Stadion.

Das Auto von Abdurakhman Fazilov. | Quelle: Abdurakhman Fazilov/privat

Nächstes Ziel: USA

In der Halbzeit erzählte ich die Geschichte unserem Aufnahmeleiter Arne Klapproth, der neben mir saß. Wenige Minuten später entdeckte Arne einen Mann, der in der ersten Reihe stehend die usbekische Fahne schwenkte. Es war tatsächlich Abdurakhman Fazilov. Dank Arnes Adleraugen (und der guten Kenntnisse in Flaggenkunde) konnten wir so ein paar Bilder von ihm im Stadion aufnehmen.

Am nächsten Tag rief ich den Usbeken an und verabredete mich beim Spiel der Schweiz gegen Kamerun erneut mit ihm zu einem Interview und ein paar weiteren Aufnahmen. Fazilov erzählte uns von seinen vielen Erlebnissen als Fan, unter anderem in Brasilien. Er wird inzwischen finanziell vom usbekischen Tourismus-Verband unterstützt, weil er sich als Botschafter um das Land verdient gemacht hat. Sollte sich Usbekistan für die WM 2026 qualifizieren, will er mit dem Auto von seiner Heimat in die USA fahren. Geht das überhaupt? Egal.

WM-Tagebuch aus Katar

Zwischen Schwarz, Grell und Grau

Am Sonntag wird in Katar die Fußball-WM eröffnet. Viel wurde im Vorfeld über das Turnier gesprochen und debattiert. Der Leiter der rbb-Sportredaktion, Dirk Walsdorff, ist seit einer knappen Woche vor Ort und berichtet im rbb|24-WM-Tagebuch von seinen Eindrücken.

Alles haben die Funktionäre nicht kaputt gemacht

Es tat gut, diese Leidenschaft und Begeisterung für den Fußball zu erleben und die vielen Begegnungen und Umarmungen mit Menschen aus anderen Ländern sehen, die Fazilov alleine während unseres kurzen Drehs hatte. Die FIFA macht es auch uns Reportern auf vielen Ebenen nicht leicht, diese WM und ihre Umstände auszuhalten und ich halte die Vergabe nach Katar für eine der schlechtesten Entscheidungen in der Geschichte des Sports. Aber alles haben die Funktionäre noch nicht kaputt gemacht.

 

Der TV-Beitrag über Abdurakhman Fazilov läuft in der Halbzeitpause des Spiels Iran gegen Wales (Anstoß: 25.11., 11 Uhr) in der ARD.

Sendung: rbb24, 24.11.2022, 21:45 Uhr

Beitrag von Christian Dexne

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