Interview | Berlin-Thunder-Trainer Johnny Schmuck - "Auch eine gut organisierte Auswärtsfahrt kann ein Highlight sein"

Mo 04.09.23 | 16:24 Uhr
Berlin-Thunder-Trainer Johnny Schmuck gibt seinem Team während eines Spiels Anweisungen. Quelle: imago images/Eibner
Bild: imago images/Eibner

Im dritten Jahr nach ihrer Vereinsgründung haben die Berlin Thunder in der European League of Football den Einzug in die Playoffs geschafft. Cheftrainer Johnny Schmuck spricht im Interview über die Entwicklung des Vereins und neue Ziele.

rbb|24: Johnny Schmuck, die Hauptrunde in der European League of Football (ELF) ist Geschichte. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Schmuck: Letztendlich durch das Erreichen der Playoffs natürlich positiv. Allerdings haben wir es uns in diesem Jahr unnötigerweise selbst schwer gemacht. Das zieht sich durch die gesamte Saison. Wir haben zu viele leichte und individuelle Fehler gemacht: unnötige Strafen, zu viele Turnovers, überdurchschnittlich viele Field Goals vergeben. Wir hatten als Trainerteam das Gefühl, das einige Spieler schon einen Schritt weiter sein wollten und das Fundamentale im Football vernachlässigt haben. Das müssen wir in den Playoffs abstellen und besser werden. Auch mit Blick auf die nächsten Jahre darf es nicht so rumpeln. Es war keine flüssige Saison, wir haben unser Ziel mit dem Erreichen der Playoffs aber erreicht und deutliche Schritte nach vorne gemacht.

Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights der bisherigen Spielzeit?

Die Saison als solche ist ein Highlight, wenn man sieht, wie die Mannschaft zusammengewachsen ist. Das Spiel gegen Hamburg am letzten Spieltag war die absolute Krönung. Wir hatten 6.000 Menschen im Stadion, die uns unglaublich unterstützt haben. Der gesamte Spieltag mit dem Einzug in die Playoffs war ein großes Highlight. Ansonsten gab es aber auch viele kleine Momente, die besonders waren. Das kann auch eine gut organisierte Auswärtsreise sein, so lächerlich das vielleicht klingen mag. (lacht) Wir sind aber auf jeden Fall noch eine Randsportart, auch mit Blick auf die finanziellen Mittel. Dann ist es schon schön zu sehen, wie sich unsere Reisen und die Planungen entwickelt haben. Das ist mittlerweile top organisiert.

Anders als im letzten Jahr, als Sie die Playoffs am letzten Spieltag verpasst haben, sind Sie dieses Jahr in der Endrunde dabei. Ist das auch ein Stück Genugtuung?

Genugtuung ist vielleicht das falsche Wort. Wir sind stolz, dass sich die Mannschaft entwickelt. Wir schaffen es, den Anschluss zu den Top-Teams wie Wien zu halten. Im Spiel gegen sie haben wir gemerkt, dass wir eine realisitische Chance hatten zu gewinnen. Auch gegen Hamburg, gegen die wir bislang noch nie gewinnen konnten, haben wir eine Entwicklung gespürt, als wir sie nun besiegt haben.

Was hat den Unterschied am Sonntag gegen Hamburg ausgemacht?

Ich glaube, die Spieler haben verstanden, dass Hamburg auch nur mit Wasser kocht. (lacht) Wir sehen, dass wir dafür verantwortlich sind, ob wir erfolgreich sind oder eben nicht. Wir hatten im Vergleich mit Hamburg in diesem Jahr aber auch einfach den besseren Kader und hätten schon das erste Spiel gegen sie gewinnen müssen. Im Rückspiel konnten wir schon im ersten Viertel ein Ausrufezeichen setzen und lagen mit 14 Punkten vorne - das ist dann auch eine Kopfsache. Es war einfach nicht das typische Spiel gegen Hamburg wie sonst, in dem von Beginn an klar ist, dass wir eine Packung bekommen.

In den Playoffs geht es nun mit einem Auswärtsspiel in Frankfurt (9. September, 15:30 Uhr, Anm. d. Red.) weiter. Was sind die Ziele für die K.o.-Runde?

Das Endspiel ist natürlich für alle das entfernte Ziel. Wir schauen aber von Spiel zu Spiel und sind gegen Frankfurt der klare Underdog. Wir wollen und müssen so wenig Fehler wie irgendwie möglich machen und schauen dann, was am Ende dabei rumkommt. Wir können als Außenseiter relativ frei aufspielen und darin sehe ich eine große Chance für uns. Wenn wir befreit spielen können, haben wir in der Vergangenheit die besten Leistungen gezeigt. Für uns ist es ab sofort eine Bonus-Runde.

Thunder hat zum ersten Mal in seiner dreijährigen Geschichte die Playoffs erreicht. Was bedeutet der Erfolg für den Klub und seine Entwicklung?

Es war wichtig, die Playoffs zu erreichen, um unseren Anspruch in Football-Deutschland anzumelden. Die Liga ist noch sehr jung und wir wollen uns so früh wie möglich etablieren. Es ist schon wichtig, schnell zu zeigen, dass man den Anspruch hat, oben mitzuspielen. Das hilft auch, wenn es darum geht, neue Spieler zu uns zu bekommen oder zu halten. Die Ambitionen des Klubs und der Spieler müssen auf einer Ebene liegen. Außerdem war es der nächste logische Schritt: Das erste Jahr war unser Gründungsjahr, das wir früh abgeschrieben haben. Damals lief noch nicht viel. Im letzten Jahr haben wir dann quasi noch einmal neu angefangen und viel verändert. Das hat dann bereits zu gewissem sportlichen Erfolg geführt, den wir jetzt noch einmal verbessern konnten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb sport.

Sendung: rbb24, 03.09.23, 21:45 Uhr

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