Interview | Hertha-Profi Marton Dardai - "Da kann man ein paar Dinge bei Hertha wiedergutmachen"

Mi 10.01.24 | 11:32 Uhr
Hertha-Spieler Marton Dardai bei einem Spiel im DFB-Pokal (Bild: Imago/eu-images)
Video: rbb24 | 09.01.2024 | Johanna Rüdiger und Philipp Höppner | Bild: Imago/eu-images

Marton Dardai ist erst 21 Jahre alt, aber ein wichtiger Leistungsträger bei Hertha BSC. Als einziger Spieler absolvierte er diese Saison alle Pflichtspiele. Im Interview spricht er über Erstliga-Angebote, eine mögliche EM-Teilnahme für Ungarn - und Darts.

rbb|24: Marton Dardai, auf der Plattform "X" gab es zum Finale der Darts-WM ein Foto von Ihnen, Ihren beiden Brüdern Palko und Bence sowie Jonjoe Kenny. Wie lange spielt ihr schon Darts?

Marton Dardai: Drei oder vier Jahre. Aber eigentlich immer nur wenn die Weltmeisterschaft ist.

Ihr Bruder Palko hat mir vorhin gesagt: Sie beide liefern sich immer ein Kopf an Kopf Rennen.

Das stimmt. Bence ist ein bisschen hinterher. Und Jonjoe kann das nicht, der guckt nur gerne. Ich habe manchmal Glück - aber ich habe auch schon ein paar 180er geworfen.

Fühlen Sie sich wie 21? Seit drei Jahren spielen Sie bei den Hertha-Profis und sind mit 62 Einsätzen ja schon fast Routinier.

Ja, jetzt langsam kommen die jungen Fußballspieler hoch, da fühlt man sich schon älter. Aber ich fühle mich trotzdem noch wie ein junger Spieler und auch körperlich wie 21. (lacht)

Sie sind 2020 zu den Profis hochgezogen worden. Nur vier Spieler aus diesem Kader sind heute noch bei Hertha [Marton Dardai, Peter Pekarik, Marten Winkler, Deyo Zeefuik, Anm.d.Red.]. Wie denken Sie an diese turbulente Zeit zurück?

Es war sehr chaotisch. Es gab viele neue Trainer [sieben Trainerwechsel seit 2020, Anm.d.Red.]. Dann hat die Leistung wieder nicht gepasst. Es war auch eine sehr negative Phase, aber ich denke, wir sind jetzt auf einem guten Weg, eine neue Hertha aufzubauen.

Hertha musste teils auch des Geldes wegen Talente wie Jessic Ngankam, der zu Eintracht Frankfurt wechselte, ziehen lassen. Hatten Sie auch Angebote und hätten in der Bundesliga bleiben können?

Ja, hatte ich. Ich konnte mich mit ihnen aber nicht identifizieren. Die Angebote habe ich abgelehnt und mich voll auf Hertha BSC konzentriert. Ich wollte unbedingt noch mindestens ein Jahr bei Hertha bleiben. Ich dachte: Warum nicht? Ich stecke ja auch mit drin im Abstieg, deswegen kann man ja auch ein paar Dinge wiedergutmachen.

Man hört von Spielern und von Fans, dass es wieder eine ganz andere Grundstimmung im Verein gibt. Wie beurteilen Sie das als jemand, der auch die chaotischen letzten drei bis vier Jahre miterlebt hat?

Auf jeden Fall ist dieses Jahr komplett anders. Es macht sehr viel Spaß zum Training zu kommen. Aber auch in der Freizeit mit den Jungs Zeit zu verbringen. Die Fans stehen auch extrem hinter uns. Auch wenn wir mal ein Spiel verlieren - die feuern uns trotzdem an. Das war ja damals nicht so oft der Fall. Jetzt haben wir einen gemeinsamen Weg gefunden. Das stärkt auch die Atmosphäre im Team. Wir versuchen die Fans mitzunehmen. Und jeder hat Spaß, mit ihnen nach dem Spiel zu feiern.

Jeder kämpft für den anderen. Auch neben dem Platz sind wir alle eng miteinander. Es ist einfach besonders, dieses Jahr. Macht einfach Spaß.

Marton Dardai

Wie erklären Sie sich diesen Stimmungswandel?

Man hat das Gefühl, dass alle nur ein Ziel haben: wieder hochzukommen. Auch wenn das Jahr holprig losging - jetzt haben wir wieder zurück in die Spur gefunden. Jeder kämpft für den anderen. Auch neben dem Platz sind wir alle eng miteinander. Es ist einfach besonders, dieses Jahr. Macht einfach Spaß.

Sie haben - als einziger Spieler von Hertha - in jedem Pflichtspiel in dieser Saison auf dem Platz gestanden. Früher waren Sie immer wieder geplagt von Verletzung und fehlten öfter. Machen Sie nun etwas anders?

Ich habe mich mithilfe einiger Spezialisten mit Dingen auseinandergesetzt, die ich verbessern kann. Zum Beispiel meine Ernährung. Ich habe mir auch eine Schiene anlegen lassen, weil ich falsch beiße, beim Schlafen und bei hoher Belastung. Es gibt viele Kleinigkeiten und irgendwann findet man eine Kleinigkeit, die einem hilft. Die Schiene hat geholfen, zum Beispiel, da bleiben wir dran. (lacht)

Sie sind zwar gelernter Innenverteidiger, aber aktuell auf der Position Sechs, als defensiver Mittelfeldspieler, eingesetzt. Wie finden Sie das?

Der Trainer entscheidet, klar. Ich habe kein Problem auf der Sechs zu spielen, aber bevorzuge schon die Position Innenverteidiger. Da hast du alle vor dir, siehst alles. Als Sechser ist man mehr in der gegnerischen Hälfte, kann auch mal aufs Tor schießen. Aber es ist auch sehr schnell, einer kommt von hinten, einer kommt von vorne. Du bist umzingelt von Gegner, musst den nächsten Schritt schon vorher wissen. Und es ist anstrengender. (lacht)

Ihr Vater Pal hat auch auf der Sechs gespielt. Gibt er Ihnen Hinweise für die Position?

Er gibt auch Spielern, die nicht auf Sechs spielen, Tipps. Konkret sagt er mir, ich soll einfach spielen und Zweikämpfe gewinnen. Nicht ins Dribbling gehen, den Ball erobern, einfache Pässe. Fertig.

Und Sie haben noch etwas gemeinsam: nämlich ein Traumtor aus fast der gleichen Position. Beide im Spiel gegen Gladbach.

Das Tor lief sogar vor dem Spiel. Ich habe damals beim Aufwärmen zu Platte [Marvin Plattenhardt, Anm.d.Red.] gesagt: "Guck mal, was Pal für ein Tor gemacht hat." Das war auf jeden Fall das größte Highlight meiner ganzen Karriere. Und dann noch an meinem Geburtstag. Ist ein geiler Tag gewesen, das kann man nicht schöner schreiben. (Überlegt kurz). Doch! Hätte ich das Tor des Monats damit gewonnen. Das habe ich leider nicht.

Ihre Leistungen haben wohl auch das Interesse von Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi geweckt. Er soll sich mit Ihnen getroffen haben und Sie mit zur EM nehmen wollen?

Ich habe mich mit ihm getroffen.

Sie haben in fast allen deutschen U-Nationalmannschaften gespielt. Wie entscheiden Sie sich da?

Wie ich’s fühle. Ich höre auf mein Herz. Meine ganze Familie kommt aus Ungarn. Aber ich bin in Deutschland geboren. Es wird sich schon ergeben. Mehr sage ich dazu aktuell noch nicht.

Dann lassen Sie uns über die Rückrunde mit Hertha sprechen. Das Viertelfinale steht im DFB-Pokal an. Was ist machbar?

Ich sehe eine Riesenchance im Pokal. Die letzten Spiele, wie wir da gekämpft haben, mit den Fans gemeinsam, wir sind über uns hinaus gewachsen, alle wollten es. Ich denke, wenn wir das so weiter zeigen, dann können wir mindestens ins Halbfinale rücken.

Und darüber hinaus?

Also so möglich, wie es dieses Jahr ist, war es noch nie, glaube ich. Vor allem für uns: Wir sind noch drin und haben ein Heimspiel. Aus der ersten Liga sind ja auch nur noch drei Mannschaften drin und zwei spielen gegeneinander. Es ist schon eine Riesenchance.

Wenn wir spielen wie zum Ende der Hinrunde, dann haben wir eine Chance oben reinzurücken.

Marton Dardai

Und in der Liga? Halten Sie einen direkten Wiederaufstieg für realistisch?

Wir haben die Statistik gesehen, dass wir nur nach der ersten Halbzeit gemessen auf Platz eins stehen würden. Wenn wir daran noch feilen, und so auch in der zweiten Halbzeit spielen, dann ist das ein klares Zeichen, dass wir auch höher spielen können - wenn nicht sogar aufsteigen. Ich denke, wenn wir spielen, wie zum Ende der Hinrunde, dann haben wir eine Chance oben reinzurücken.

Und wann ist die nächste Runde Darts gegen Palko? Und wer gewinnt?

Spätestens bei der nächsten WM. Und ich sage: Ich mach's.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Philipp Höppner, rbb Sport

Sendung: rbb24, 10.01.2024, 21:45 Uhr

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