Protest in der Lausitz - Kohlegegner beenden Blockaden der Tagebaue

Aus Protest gegen die Klimapolitik sind am Samstag Hunderte Aktivisten in die Tagebaue Jänschwalde und Welzow Süd eingedrungen. Am späten Nachmittag verließen die Aktivisten die Gruben dann laut Polizei freiwillig. Für Sonntag wurden alle Versammlungen abgesagt.
Die Aktivisten von "Ende Gelände" haben die Lausitz verlassen. Am frühen Samstagabend sind die letzten Kohlegegner von den Braunkohle-Tagebauen Jänschwalde und Welzow Süd abgezogen, teilte die Polizei mit. Zuvor hatten die Aktivisten die Gruben gestürmt und über mehrere Stunden blockiert.
Am Sonntagmorgen teilte die Polizei Brandenburg auf Twitter mit, dass für Sonntag "alle Versammlungen durch die Anmelder abgesagt" worden seien.
Die Sprecherin von "Ende Gelände" wertete die Aktion am Samstag als Erfolg. "Wir sind zufrieden mit der erfolgreichen Aktion und glücklich, dass wir heute ein so starkes Zeichen für Klimagerechtigkeit setzen konnten", heißt es in einer Mitteilung. Auch die Brandenburger Polizei bewertete den Einsatz, bis auf die Verletzung dreier Beamter, positiv. Es seien teilweise Personalien aufgenommen worden.
Rangeleien in Jänschwalde, blockierte Gleise
In Jänschwalde war es am Samstagmorgen zu Rangeleien zwischen Polizei und Aktivisten gekommen. Bei dem Versuch, sie aus der Grube herauszuholen, seien drei Beamte leicht verletzt worden, sagte Brandenburgs Polizeisprecher Torsten Herbst. Die Polizisten hätten Reizgas und Schlagstöcke eingesetzt. Rund 500 Menschen hatten dort den Tagebau blockiert, ebenso viele wie in Welzow-Süd. Zu möglicherweise verletzten Demonstranten lagen zunächst keine Informationen vor. Der Tagebau-Betreiber Leag erstattete nach eigenen Angaben Anzeige gegen mehere Personen.
Kohle-Gegner hatten außerdem die Kohlebahnstrecke zum Kraftwerk Jänschwalde blockiert. An mehreren Stellen hatten sie Gleise der Kohle-Bahn des Betreibers Leag, darunter in Koppatz, Groß Oßnig (Spree-Neiße) und am Kraftwerk Jänschwalde, besetzt. "Ich verstehe Menschen in der Lausitz, die Angst um ihre berufliche Zukunft haben und auch die Wut. Ich glaube aber, die Wut richtet sich doch eigentlich eher gegen die Politik, die es Jahrzehnte verschlafen hat, den Strukturwandel ordentlich einzuleiten", sagte Kaya Fiedel von "Ende Gelände", die mit 300 weiteren Kohlegegnern die Gleise in Jänschwalde blockierte.
Wie der Tagebaubetreiber Leag per Twitter mitteilte, wurde die Leistung des Kraftwerks Jänschwalde heruntergefahren, um die Fernwärmeversorgung von Cottbus und Peitz sicherzustellen. Kohlezüge seien mit verringerter Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Der Zugverkehr zwischen Cottbus und Frankfurt (Oder) war unterbrochen. Die Blockade war noch am Samstag aufgelöst worden.
Aktivisten: keine Erstürmung des Kraftwerks
Am Samstagmorgen hatten laut einer Mitteilung der Leag rund 200 Menschen versucht, gewaltsam in das Kraftwerk Jänschwalde einzudringen. Dem widersprach "Ende Gelände". Wie eine Sprecherin sagte, habe es keinen Versuch gegeben, das Kraftwerk zu stürmen. Die Polizei gab an, die Demonstranten 30 Meter vor dem Werksgelände aufgehalten zu haben.
Ein Sprecher der Polizei hatte zuvor versichert, eine Stürmung des Kraftwerks wie zu Pfingsten 2016 werde es am Samstag nicht geben. Eine Hundestaffel und mehrere Wasserwerfer seien im Einsatz gewesen. Der neugewählte Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) machte sich vor Ort ein Bild von der Lage und riet den Beschäftigten, "einen kühlen Kopf" zu bewahren.
Proteste am ganzen Wochenende
Das Bündnis "Ende Gelände" hatte für das Wochenende verschiedene Aktionen angekündigt, um den Braunkohleabbau möglichst sofort zu stoppen. Das wiederum rief die Gruppe "Pro Lausitzer Braunkohle" auf den Plan, die sich gegen einen, wie sie sagt, überstürzten Ausstieg aus der Kohle wendet. Am Freitag gab es daher ein Familienfest am Kraftwerk Schwarze Pumpe, um gegen mögliche gewalttätige Proteste zu demonstrieren.
"Ende Gelände" spricht dagegen von "zivilem Ungehorsam". "Am Samstag fahren wir in die Lausitz und blockieren die Orte der Zerstörung", hatte die Bündnis-Sprecherin Nike Mahlhaus bei der Pressekonferenz der Kohlegegner am Mittwoch angekündigt.
Erste Aktionen hatten bereits am Freitag stattgefunden. Unterstützt werden die "Ende Gelände"-Aktionen auch von den Bündnissen "Fridays for Future", "Alle Dörfer bleiben" und den "Anti-Kohle-Kidz". Eine Demonstration von Fridays for Future fand auch am Kraftwerk Jänschwalde statt.