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Quelle: rbb

rbb-Podcast "Feld, Wald & Krise" - Folge 6

Meerwasser für Brandenburg

In 30 Jahren könnte der Straussee in Strausberg ausgetrocknet sein. Was ist mit dem Rest des Landes? Die neue Podcast-Folge von "Feld, Wald und Krise" fragt, wie es um die aktuellen und künftigen Wasservorräte in der Region steht.

3,7 Milliarden Kubikmeter – das ist die Menge Grundwasser, die sich in Brandenburg jährlich neu bildet, mit fallender Tendenz. Davon sind zwei Milliarden Kubikmeter nutzbar: Für die Trinkwasserförderung, für Energieversorger, Industrie und Landwirtschaft. Etwas mehr als eine Milliarde Kubikmeter werden in Berlin und Brandenburg davon tatsächlich entnommen.

"Klimaabschlag" auf Wassergenehmigungen

Das klingt nach einem satten Polster für die kommunale und wirtschaftliche Entwicklung. Doch das verfügbare Grundwasser ist äußerst ungleich verteilt. Nach den Zahlen des Landesumweltministeriums schöpfen zwar die meisten Regionen die verfügbaren Wassermengen zu weniger als 50 Prozent aus. Doch in zehn Prozent der sogenannten Bilanzgebiete überstrapazieren die Nutzer den Wasserhaushalt schon jetzt und entnehmen mehr Grundwasser als neu gebildet wird [lfu.brandenburg.de].

Brandenburgs Umweltminister rechnet mit einem klimabedingten Rückgang der Grundwasserneubildung um 25 Prozent bis 2060. Entsprechend restriktiv sollen künftige Grundwasserentnahmen mit einem "Klimaabschlag" reduziert werden.

Kritik an Wasserstrategie

Die Berliner Hydrogeologin Irina Engelhardt hält es für wahrscheinlich, dass die Situation für das Grundwasser ernster ist, als die vom Brandenburger Umweltministerium veröffentlichten Zahlen hergeben. Grundsätzlich begrüßt es die Professorin an der TU Berlin, dass sich das Land endlich auf den Weg gemacht hat, eine Wasserstrategie zu entwickeln. Allerdings hat sie methodische Kritik. So seien unter anderem die letzten Dürrejahre nicht berücksichtigt worden, ebenso wenig die Abflusswirkung kleiner Gräben und Bäche. Auch die Verdunstung dürfte nach ihrer Einschätzung höher liegen als vom Land prognostiziert.

Wasserverbrauch gedeckelt

Zu den besonders betroffenen Wasserkrisen-Regionen zählt das östliche Berliner Umland. Also dort, wo sich rund um die Tesla-Ansiedlung gerade eine starke wirtschaftliche und Siedlungs-Entwicklung abspielt. Der Wasserverband Strausberg-Erkner hat bereits Restriktionen für Neukunden verfügt. Maximal 105 Kubikmeter dürfen pro Tag entnommen werden, ab 2025 soll diese Grenze für alle Privatkunden gelten. Der Durchschnittsverbrauch im Verbandsgebiet beträgt derzeit 175 Liter pro Tag – weit mehr als im Bundesdurchschnitt.

Meerwasser für Brandenburg

Für die Metropolregion wird sich die Situation künftig noch weiter verschärfen. Berlin versorgt sich derzeit noch aus eigenem Grundwasser und Uferfiltrat der Spree. Die wird jedoch bis zu 50 Prozent aus abgepumptem Grundwasser aus dem Bergbau gespeist. Mit dem Kohleausstieg 2030 oder 2038 würden nun sehr schnelle Entscheidungen nötig, sagt Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Die Grünen). Vogel denkt dabei an Fernleitungen aus Elbe und Oder, kann sich aber auch Meerwasserentsalzungsanlagen an der Ostsee vorstellen, aus denen Wasser über eine Pipeline nach Brandenburg geführt wird.

Während Axel Vogel hinsichtlich des Ostsee-Wassers von ferner Zukunft spricht, hält Hydrogeologin Irina Engelhardt diese Möglichkeit für naheliegend. Mit Entsalzungsanlage und Pipeline könnte die Trinkwasserversorgung Brandenburgs komplett sichergestellt sein. Die Kosten schätzt sie auf circa 600 Millionen Euro.

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