Uckermark - Logopäden sehen erste Erfolge im Einsatz gegen Sprachstörungen bei Kindern

Mi 24.05.23 | 14:15 Uhr
Symbolbild: In der Logopädischen Praxis Heidrun Otto werden bei einer Stotter-Therapie mit dem Mund Laute geformt, aufgenommen am 17.10.2018. (Quelle: dpa-Zentralbild/Jens Kalaene)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.05.2023 | Riccardo Wittig | Bild: dpa-Zentralbild/Jens Kalaene

Jedes vierte Vorschulkind in der Uckermark hat Probleme mit der Sprache. In hundert Kitas im Landkreis sollen Logopäden nun helfen die Defizite, die nach der Coronapandemie drastisch gestiegen sind, aufzuarbeiten.

Erste Verbesserungen sehen Logopäden derzeit bei Kindern mit Sprech- und Sprachstörungen in der Uckermark. Insbesondere was die Mundmotorik betrifft, hätten viele Kinder in den vergangenen Monaten große Fortschritte gemacht, sagte Logopädin Nele Ruthenberg dem rbb. Die Logopädin ist derzeit in rund 50 Tagesstätten eingesetzt.

Die Erfolge seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Kitas das Programm gut mitgestalten und die Übungen fortführen. "Zum Beispiel, dass sie jedes Mal nach oder vor dem Zähneputzen, gemeinsam mit den Kindern üben", so Ruthenberg. Auch nur zwei oder drei Minuten am Tag würden den Kindern am Ende helfen.

Drastischer Anstieg von Sprachstörungen nach Coronapandemie

In vergangenen Jahren wiesen uckermärkische Kinder landesweit betrachtet am häufigsten Sprach- und Sprechstörungen auf, sagte der uckermärkische Sozialdezernent Henryk Wichmann. Derzeit habe jedes vierte Vorschulkind im Landkreis Störungen beim Sprechen.

Insbesondere nach der Corona-Pandemie habe es einen drastischen Anstieg von Kindern mit Sprachstörungen gegeben. Daraufhin habe der Landkreis mit einem bisher in Brandenburg einmaligen Projekt rund 100 Kitas unterstützt und dort eine Logopädin und einen Sprachheilpädagogen eingesetzt.

Sozialstand und digitale Entwicklung wirke sich auf Sprache aus

Hauptgrund für Sprachstörungen sei laut Wichmann, dass Kinder zu lange mit Nuckelflaschen ruhiggestellt werden. "Wenn sie schreien, wenn sie Sorgen, Nöte oder Ängste haben, machen Eltern oft den Fehler, die Flasche zu geben, obwohl das Kind aus einer Tasse oder einem Becher trinken kann“, so der Sozialdezernent weiter.

Auch der Sozialstand der Eltern spiele dabei eine Rolle. "Wir haben da natürlich auch einen hohen prozentualen Anteil an Kindern, die in Familien aufwachsen, wo auch schon Eltern Bildungsdefizite in ihrer Kindheit aufgewiesen haben", sagte Wichmann.

Zudem habe auch die digitale Entwicklung Auswirkungen auf die Sprache der Kinder. "Ich glaube es ist ein Phänomen unserer Zeit, dass viele junge Eltern sehr stark mit ihrem Smartphone beschäftigt sind und sich gar nicht genug Zeit nehmen, um mit ihrem Kind zu interagieren, wirklich auch zu sprechen", sagte Wichmann.

Ziel sei allen Kindern im Landkreis mit Sprachdefiziten zu helfen

Trotz erster Erfolge könne man sich aber nicht auf dem Ausruhen, was bisher erreicht wurde, so Wichmann weiter. Ziel sei, dass es dem Landkreis gelingt, allen Kindern mit Sprachdefiziten zu helfen - egal aus welchen sozialen Elternhäusern sie kommen oder welche Defizite sie haben.

Es sei wichtig, dass es den Kindern ermöglicht wird, eine Bildungskarriere in der Schule zu durchlaufen, "um, danach auch einen eigenen Beruf zu lernen und auf eigenen Füßen wirtschaftlich zu stehen und nicht mehr diesen Hilfebedarf zu haben“.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.05.2023, 14:30

Mit Material von Riccardo Wittig

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