Wanderausstellung "Stolen Memory" - Ausstellung über persönliche Gegenstände von KZ-Häftlingen in Frankfurt (Oder) eröffnet

Fr 08.04.22 | 17:24 Uhr
StolenMemory Container
Audio: Antenne Brandenburg | 08.04.2022 | Stefanie Fiedler | Bild: Arolsen Archives/Johanna Groß

Uhren, Eheringe, Familienfotos: Die Open-Air-Wanderausstellung "Stolen Memory" zeigt in Frankfurt (Oder) Hinterlassenschaften von Konzentrationslagerhäftlingen. Ziel ist, die Gegenstände an die Familien der Opfer zurückzugeben.

Die Europa-Universität Viadrina hat am Freitag gemeinsam mit den Arolsen Archives eine Open-Air Ausstellung über Hinterlassenschaften von Konzentrationslagerhäftlingen eröffnet. Sie ist in einem aufklappbaren Schiffscontainer auf dem Viadrina-Campus in Frankfurt (Oder) zu sehen.

Die Ausstellung "Stolen Memory" zeigt Bilder von Stücken, die ehemalige KZ-Häftlinge als letztes in den Konzentrationslagern bei sich hatten: Uhren, Eheringe, Familienfotos. Seit 1963 befinden sich tausende dieser Stücke heute in Hessen den Arolsen Archives, einem internationalen Zentrum über NS-Verfolgung. Das umfangreichste Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus steckt hinter dieser Wanderausstellung, die seit August 2020 in Deutschland unterwegs ist.

Zehn Geschichten von KZ-Häftlingen

"Inhaftiert und beraubt", steht in weißer Schrift auf einer roten Tafel des aufklappbaren Überseecontainers. Auf der blauen Tafel daneben: zehn Fotos von persönlichen Gegenständen der Häftlinge, darunter Ketten, Fotos, kleine Taschenmesser. Sie wurden ihnen abgenommen - in Umschlägen gelagert, mit Namen und Häftlingsnummer. Etwa 4.700 solche Umschläge kamen nach Bad Arolsen, überwiegend aus dem KZ Neuengamme im Südosten Hamburgs.

Zehn Geschichten werden in der Ausstellung erzählt: Eine davon ist die von Peter Will, einem Widerstandskämpfer, der Menschen versteckte und von den Nationalsozialisten gefangen und nach Neuengamme deportiert wurde. Auf dem Transport schrieb er noch einen Brief an seine Familie. "Er hat die Zwangsarbeit nicht überlebt“, erzählt Ausstellungssprecherin Charlotte Großman dem rbb. "Vor einigen Jahren konnten wir seinen Sohn Hiob ausfindig machen. Wir übergaben ihm einige Kinderfotos, die sein Vater bei sich trug, und auch diesen Brief."

Familien der Opfer werden gesucht

Denn das ist auch ein erklärtes Ziel der Ausstellungsmacher: Die Familien der Opfer zu finden und ihnen die Gegenstände zurückzugeben. Laut Großman bekamen schon über 600 Familien Hinterlassenschaften von KZ-Häftlingen. Doch nicht alle reagieren gleich.

"Es gibt Familien, die damit nichts zu tun haben möchten und zum Teil auf Kontaktversuche nicht reagieren. Das hat viel mit den Narben und den Traumata zu tun, die auch heute noch in diesen Familien da sind", sagte Großman im rbb. Doch es gebe auch Familien, die sehr offen dafür seien und die Ausstellungsmachern kontaktiert haben sollen. Etwa 2.500 Umschläge mit Gegenständen warten noch auf die Rückgabe an die Familien der Opfer.

Stolen MemoryDiese Illustration für ein Video der Ausstellung erhielt 2021 den Grand Prix im Art Directors Club Wettbewerb | Foto: Goldener Westen

Videos und Lernmaterial auf der Ausstellungsseite

Auf der Webseite der Ausstellung [stolenmemory.org] gibt es weitere Informationen für Hilfswillige und Interessierte, darunter eine Karte mit den Geburtsorten der Personen, denen die Gegenstände gehörten. Auf der Seite sind auch Videos mit Geschichten von Häftlingen und ihren Familien abrufbar. Dazu gibt es noch Material für mögliche Schul- und Bildungsprojekte.

Die Ausstellung im offenen Container soll bis zum 3. Mai auf dem Platz vor der Universität (Audimax) im Campus der Frankfurter Viadrina Europa-Universität zu sehen sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.04.2022, 16 Uhr

Mit Material von Stefanie Fiedler

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