rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 08.07.2020 | Quelle: dpa/M. Gambarini

Anzeigen nach Tiertransporten

"Viehtransporte außerhalb der EU halte ich für kritisch"

Bis nach Usbekistan sollen lebende Rinder transportiert worden sein, ohne richtig versorgt zu werden - Tierschützer haben daher auch Brandenburger Veterinäramter angezeigt. Bauerverbandschef Wendorff sieht bei solchen Transporten auch die Tierhalter in der Pflicht.

Nachdem Tierschützer drei Brandenburger Veterinärämter wegen Tiertransporten in Nicht-EU-Staaten angezeigt haben, kritisiert auch Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands, Viehtransporte in Länder außerhalb der EU. Zur Begründung sagte er am Mittwoch gegenüber dem rbb, dass hier nicht das europäische Recht gelten würde und "sich Partner beteiligen, auf die man keinen Einfluss mehr hat".

"Hier sind alle in der Verantwortung"

Einerseits seien Viehtransporte für die Zucht und auch für den Absatz relevant, sagte Wendorff. "Auf der anderen Seite müssen die Bedingungen, unter denen die Tiere transportiert werden - insbesondere durch Transportunternehmen -, den hygienischen und tierschutzrechtlichen Anforderungen genügen." Hier trügen nicht nur die Behörden, sondern auch Tierhalter und Züchter in Brandenburg Verantwortung, dass die "hohen Standards" eingehalten würden, sagte Wendorff. "Es ist aber auch schwierig, wenn ein Tierhalter auf Brandenburger Seite alle Regeln einhält, die dann bis zum Empfängerland nachzuvollziehen und nachzukontrollieren. Hier sind alle in der Verantwortung, die mitwirken - und dazu gehören natürlich auch die Landwirte."

Zu den Vorwürfen der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" sagte Wendorff: "Ich kann bisher nicht einschätzen, ob hier der eine oder andere Landkreis nachlässig gehandelt hat. Aus der Vergangenheit ist das eigentlich nicht zu beurteilen." Die Messlatte liege sehr hoch. "Und die Akteure am Markt wissen das auch und handeln eigentlich entsprechend."

Präsident des Bauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff | Quelle: imago images/J. Schmitz

Probleme bei Tönnies weiterhin spürbar

Nach der anhaltenden Schließung von Deutschlands größtem Schlachthof Tönnies in Nordrhein-Westfalen, hätten viele Brandenburger Viehhalter weiterhin Probleme, ihre Tiere schlachten zu lassen, sagte Wendorff "Die Situation für die Tierhalter ist nach wie vor angespannt." Daher suchten einige Landwirte nach alternativen Schlachtmöglichkeiten.

Suche nach Alternativen

Durch die Umlenkung auf die Schlachthöfe in Perleberg (Prignitz) und Weißenfels (Sachsen-Anhalt) sei es mittlerweile gelungen, einen "Anstau von schlachtreifen Tieren" in Brandenburger Betrieben zu vermeiden, so Wendorff weiter. Sicher würden bei Geflügel auch vermehrt Schlachtereien in Polen angefahren, sagte Wendorff. "Ich halte auf Dauer die grenzübergreifenden Absatzwege für schwer realisierbar, weil auch die dortigen Kapazitäten begrenzt sind."

Die zwei Anfang Juli bestätigten Corona-Fälle in einem Geflügelbetrieb in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) würden derweil nicht zu Produktionsproblemen in der Region führen. Der Betrieb laufe unter Beobachtung des zuständigen Veterinäramtes weiter.

Da die Haltungsdauer bei Geflügel mit lediglich sieben bis acht Wochen geringer ist, könne laut Wendorff dort kurzfristig und flexibel regiert werden. Ein anwachsender Tierbestand sei deshalb nicht absehbar.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.07.2020, 13:30 Uhr

Berichtigung: In einer früheren Version des Artikels hatten wir behauptet, der Landesbauernverband spreche sich gegen Viehtransporte in Nicht-EU-Länder aus. Dies ist nicht korrekt. Tatsächlich kritisiert der Vorsitzende die Transporte zwar, ist aber gegen deren Verbot.

Beitrag von Tony Schönberg

Artikel im mobilen Angebot lesen