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Audio: Antenne Brandenburg | 17.11.2021 | Riccardo Wittig | Quelle: Riccardo Wittig/rbb

Vor dem Totensonntag

Deutsche suchen auf polnischen Märkten nach günstigem Grabschmuck

Einen wahren Boom an Kunden verzeichnen die Straßenhändler gerade im polnischen Krajnik Dolny bei Schwedt. Die Deutschen decken sich mit Grabschmuck für Totensonntag und der Adventszeit ein.

Am kommenden Wochenende ist Totensonntag. Für viele Menschen ist es Tradition, an den Tagen zuvor ihre verstorbenen Angehörigen auf den Friedhof zu besuchen und auf die Gräber Grabschmuck wie Kränze, Blumen und Gestecke zulegen. Wer in Brandenburg in der Nähe der polnischen Grenze wohnt, nutzt oft die kurzen Wege nach Polen, um ein qualitatives Schnäppchen zu machen. Neben Kleidung, Zigaretten oder Gemüse liegt aktuell auch Grabschmuck in den Autos.

Polnische Händler sind optimistisch

Vor dem Hofladen von Ola werden derzeit regelmäßig Grabschmuckkissen, Gestecke und Decken entladen. Kurz vor Totensonntag ist die Nachfrage noch groß. Die meisten ihrer Kundinnen und Kunden kommen aus Deutschland. "Ja, in diesem Jahr ist sehr, sehr viel. Eigentlich kommen ununterbrochen viele Leute", sagt sie.

Ola arbeitet seit zehn Jahren im Geschäft ihres Onkels. Neben den Grabauflagen verkauft sie dort auch Zigaretten und andere Waren des täglichen Bedarfs. Ein Großteil der Einkäufer sind Stammkunden und kommen seit Jahren. Insgesamt 20 solcher Straßenhändler gibt es im kleinen polnischen Krajnik Dolny an der Oder bei Schwedt (Uckermark). Die Stimmung unter den Händlern ist laut der Verkäuferin momentan verhalten-optimistisch. "Es ist nicht so gut wie vor Corona, aber es geht noch."

Kunden schätzen polnische Handarbeit

Dabei geben sich die deutschen Kunden die Klinke in die Hand. Nach dem ersten Corona-Jahr boomt der Straßenhandel wieder. Dafür nimmt die deutsche Kundschaft gern auch weitere Anfahrtswege auf sich. So sucht auch Irmela Frenzel aus Prenzlau in Krajnik Dolny das Besondere an den Gestecken. "Ich schätze, dass sie sehr natürlich belassen sind und nicht so künstliche Sachen darauf haben."

Auch Familie Müller aus Schwedt ist auf der Suche nach Grabschmuck. Sie kommen seit Jahren auf den Markt und nicht nur, weil die Gestecke für sie günstiger sind. "Sie sind vor allem frisch. Es liegt draußen und nicht - wie bei uns - in den Kaufhallen, wo es trocken liegt. Hier ist es immer ein bisschen feuchter und hält länger."

Hunderte verschiedene Grabschmuck-Elemente liegen neben Möhren, Kohlrabi und Roter Beete. Die Preisspanne liegt zwischen fünf und 18 Euro. "Die Kunden fragen mich manchmal, ob wir die selber machen", erklärt Ola. "Ich frage dann, wann ich das machen soll. In der Nacht im Keller oder so? Nein, es muss jemand kommen und macht das."

Polnische Grabaufleger mit bunten Rosenbesatz | Quelle: Riccardo Wittig/rbb

Die Varianten sind vielfältig. Neben den Klassikern mit Baum-Zapfen und bunter Deko gibt es auch ausgefallenere Gestecke mit Rosen in orange, gelb oder lila. Irmela Frenzel aus Prenzlau hat sich für zwei schlichte Grabdecken entschieden. Sie sollen die Gräber ihre Schwiegereltern schmücken. "Das sind Tannen in verschiedenen Sorten. Ansonsten weiß ich nicht genau, was drauf ist, aber es gefällt mir jedenfalls sehr gut." Ihre Auswahl schlägt mit weniger als 15 Euro zu Buche.

Allerdings ist der Unterschied zu Angeboten in deutschen Gartencentern und Floristen nicht all zu groß. So bieten auch viele Brandenburger Unternehmen zum Totensonntag bunte Sortimente und das ein oder andere Schnäppchen an. Die Fahrt nach Polen lohnt sich deshalb oft nur in Zusammenhang mit anderen Einkäufen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2021, 14:10 Uhr

Mit Material von Riccardo Wittig

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