Studie - Oderausbau und Regulierung haben Fischarten dezimiert

Do 09.11.23 | 13:45 Uhr
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Symbolbild: Lars Dettmann, Geschäftsführer vom Landesfischereiverband Brandenburg, zeigt am 14.10.2023 beim «Angeln für die Wissenschaft an der Oder» einen kleinen Hecht, den er mit einem Kunstköder gefangen hat. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 09.11.2023 | Felicitas Montag | Bild: dpa/Patrick Pleul

Das jahrhundertelange menschliche Einwirken und die Regulierung der Oder hat auch Auswirkungen auf den Bestand von Fischarten. Das belegen Ergebnisse einer Studie am Potsdamer Institut für Binnenfischerei e.V.(IfB), die nun der Öffentlichkeit zugänglich ist, wie das Brandenburger Umweltministerium am Mittwoch mitteilte.

Die Studie liefere Daten sowohl für die Bewertung von Folgen des geplanten Ausbaus, als auch für die Beeinträchtigung und zukünftige Entwicklung der Fischbestände nach dem Fisch- und Muschelsterben vom August 2022, hieß es von den Wissenschaftlern.

Neun Fischarten nicht mehr präsent

"Von 51 historisch nachgewiesenen einheimischen Fischarten sind heute noch 42 Arten im deutschen Oder-Einzugsgebiet präsent", erklärte IfB-Direktor Uwe Brämick zur Analyse. Bei den typischen Fließgewässer- und Aue-Arten zeigten sich jedoch deutliche ökologische Defizite. Die Studie hat seit 2021 historische und aktuelle Fischdaten an der Oder erfasst. Sie ist nach Angaben der Forscher und des Umweltressorts eine weitere wesentliche Grundlage unter anderem für eine Bewertung des weiteren Oder-Ausbaus.

Im Sommer 2022 war es in der Oder zu einem großen Fischsterben gekommen. Fachleute gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren. Laut wissenschaftlichen Analysen fehlten rund ein Jahr nach der Umweltkatastrophe mehr als die Hälfte der Fische.

Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht zudem weiter auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp.

Umweltminister Vogel will Ausbaupläne auf den Prüfstand stellen

Die Veränderungen am und im Fluss hatten nach Angaben der Wissenschaftler erheblichen Einfluss auf ökologisch sensible und zugleich fischereilich wertvolle Wanderfischarten wie den Stör, Neunaugen oder Lachs sowie auf Aue-Arten wie Hecht und Quappe. Seit einigen Jahren wird versucht, den Ostseestör in der Oder wieder anzusiedeln. Und auch um das Leben von Ostsee-Schnäpel, Lachs, Meerforelle, Zährte, Barbe, Quappe und Aal wird nach Angaben der Akteure seit Jahren auf deutscher und polnischer Seite gekämpft.

Für Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) dokumentiert die Studie den ökologischen Wert, den die Stromlandschaft der Oder nach wie vor habe. "Sie verdeutlicht - auch im Rückblick auf die Oder-Katastrophe von 2022 - zugleich, wie wichtig es ist, die natürliche Widerstandskraft des Stromes und seiner Auen zu stärken", erklärte Vogel. "Deshalb müssen auch die aktuellen Ausbaupläne für diesen bedeutenden Lebensraum auf den Prüfstand gestellt werden."

Die Daten haben das IGB Berlin, Oderfischer und der Nationalpark Unteres Odertal zusammengestellt. Das Umweltministerium hat mit etwa 100.000 Euro aus der Fischereiabgabe die Analyse unterstützt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.11.2023, 11:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Herrn Vogel‘s Ministerium ist es auch zuzutrauen, dass das Nichtausgeben von Geld, für das vertraglich vereinbarte Oderabkommen, als Einnahme verbucht wird.

  2. 6.

    Also mir scheint das Bild dann doch etwas anders. Guckt man sich die Fangmelungen z. B. bei "alle angeln" an, dann ergibt sich ein gänzlich anderes Bild. Die Fänge sind ansehnlich. Man kann eine Meldung so sehen, oder eben so sehen oder @rbb aussehen lassen... Schade einfach mal richtig recherchieren. Wie so oft das Problem vom rbb, abschreiben ist bequemer nicht war...

  3. 5.

    Ein Fahrinnen -Ausbau bedeutet immer Folgekosten für immer und ewig die die Allgemeinheit zu zahlen hat , und das wird aus Steuergeldern bezahlt - aber das scheint auch die nicht zu interessieren die immer über zu hohe Steuern klagen.
    Keiner scheint jeh diese Kosten bei den ganzen Diskussionen zu berücksichtigen....ein Umdenken ist endlich angebracht!

  4. 4.

    Also mir scheint das Bild dann doch etwas anders. Guckt man sich die Fangmelungen bei "alle angeln" an, dann ergibt sich ein gänzlich anderes Bild. Die Fänge sind ansehnlich. Man kann eine Meldung so sehen, oder eben so sehen oder @rbb aussehen lassen... Schade einfach mal richtig recherchieren. Wie so oft das Problem vom rbb, abschreiben ist bequemer nicht war...

  5. 3.

    Erzählt das mal den Leuten am Rhein.
    Nur hier soll nur noch Naturschutzgebiet sein. Wirtschaft? Machen wir woanders?
    Der Ausbau der Oder ist ja auch auf deutscher Seite eher vernachlässigt. Da muss das mit den Fischen wohl vielleicht doch andere Ursachen haben?

  6. 2.

    Das stimmt. Das menschliche Wirken hat Einfluss auf den Fischbestand. So viele Beispiele gibt es. Das Wiederansiedeln sei nur ein Beispiel. Aber auch das Schaffen von Bioreservaten gleich in Einheit mit dem Fahrrinnenausbau. Großartige Beispiele, vom Oderbruch bis zu den Viadukten der Römer oder einem Schiffshebewerk vor kurzem lassen sich aufzählen. Alles haben diese Dinge gemeinsam: Fleiß, Schaffenskraft und Geld ausgeben. „Faulis“ nach dem bequemen Motto „die Natur wird's richten“ waren das jedenfalls nicht. Wem wird wohl eher die Zukunft gehören?

  7. 1.

    das ist schlimm,es muss ein gemeinsamer Konsens gefunden werden um die Arten der Oder zu erhalten

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