Fischsterben in der Oder - Angler sollen bei Großaktion Daten zu Fischbeständen liefern

Sa 14.10.23 | 09:08 Uhr
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Symbolbild:Ein Angler steht im Morgennebel kurz vor Sonnenaufgang auf einer Buhne am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder.(Quelle:dpa-Zentralbild/P.Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 14.10.2023 | Fred Pilarski | Bild: dpa-Zentralbild/P.Pleul

Vor mehr als einem Jahr starben massenhaft Fische in der Oder. Mit ihren Fängen sollen Angler jetzt bei einer gemeinsamen Aktion helfen, die Auswirkungen der Umweltkatastrophe auf den Fischbestand zu bewerten.

Nach dem großen Fischsterben in der Oder im vergangenen Jahr wollen Angler an diesem Wochenende im Dienst der Wissenschaft Welse, Zander und Hecht aus dem Grenzfluss holen. Dabei geht es um die Fragen: Welche Fische beißen an - und wie lange braucht der Angler für den Fang?

Fänge werden in einem Protokoll dokumentiert

Der Landesanglerverband und das Institut für Binnenfischerei in Potsdam wollen mit dem Projekt die Auswirkungen des Fischsterbens auf die Angelfischerei bewerten und die Daten aus den Fängen im Verlauf der kommenden Jahre vergleichen, wie Wissenschaftler Thilo Pagel vom Institut für Binnenfischerei sagte.

Er rechnet damit, dass sich mehr als hundert Angler an diesem Samstag und Sonntag an der Aktion beteiligen, die von Ratzdorf (Oder-Spree) bis Mescherin (Uckermark) organisiert wird. Sie müssen ihre Fänge dann für die Wissenschaft in einem Protokoll dokumentieren. Durch die Angelfischerei werden auch Arten und Größen von Fischen erfasst, die bei wissenschaftlichen Erhebungen bisher unterrepräsentiert seien, teilte der Landesanglerverband Brandenburg mit, der zur Teilnahme an der Aktion aufrief.

"Die Ursachen des verheerenden Fischsterbens an der Oder sind hinlänglich untersucht worden und bekannt", sagt Andreas Koppetzki, der Geschäftsführer des Landesanglerverbandes Brandenburg. "Weniger bekannt ist, wie wir dem Fluss helfen können, sich möglichst schnell zu erholen. Dazu muss erkundet werden, wie die Zusammensetzung der Fischbestände im Moment ist oder welche Größen von Fischen in der Oder jetzt wieder heimisch sind."

Positive Zeichen aus der Uckermark

Eine kleine Bilanz zu den Beständen bei Schwedt hatte der Anglerverband Uckermark bereits im September abgegeben. So haben die Mitglieder beim "38. Oderpokal" in Absprache mit dem Nationalpark im Unteren Odertal geangelt. "Von 55 aktiven Anglern sind 512,2 Kilogramm Fisch - also über eine halbe Tonne - geangelt worden", sagt Verbands-Chef Dirk Schmidt. "Es ist eigentlich alles, was man in der Oder vermuten würde, geangelt worden." Sogar die seltenen Nasen - eine Art der Süßwasser-Karpfen - seien gefangen worden. Diese benötigen saubere und klare Flüsse als Lebensraum. "Hier in der Uckermark sind die allerwenigsten Fische gestorben", so Schmidt weiter. Die meisten toten Fische seien damals aus dem Süden angetrieben worden.

1-Euro-Angelkarten für große Beteiligung

Um für die nun folgende Aktion an diesem Wochenende für eine möglichst große Beteiligung zu sorgen, können sich Angler für das Wochenende eine Angelkarte für einen Euro auf der Internetseite des Verbands herunterladen, so Andreas Koppetzki. Dort gibt es zudem Fragebögen. "Damit wollen wir dann entlang der gesamten Strom-Oder die Ergebnisse und die Fänge der Angler erhalten."

Bis zum 30. Oktober können dann die Protokolle anschließend an den Landesanglerverband zurückgeschickt werden. Auch im kommenden Jahr soll das Projekt dann fortgesetzt werden. Dazu wolle der Verband insgesamt 100 Anglern kostenlos Angelkarten zur Verfügung stellen. "Die bekommen dann auch weitere Fragebögen, um die Entwicklung der Fischbestände in Bezug auf die Angelfischerei auch über das gesamte Jahr verfolgen zu können", sagt der Geschäftsführer.

Alge sorgt für 1.000 Tonnen toten Fisch

Im Sommer vergangenen Jahres war es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben gekommen. Fachleute gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart mit den Namen Prymnesium parvum wesentliche Ursachen waren. Nach Angaben des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin verendeten Schätzungen zufolge rund 1.000 Tonnen Fisch in dem Fluss.

Fast ein Jahr nach der Umweltkatastrophe fehlten in dem Fluss laut Analysen mehr als die Hälfte der Fische, wie das IGB im Juni mitteilte. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass vor allem in der Strommitte der Oder die Fischbestände um 53 bis 67 Prozent abnahmen. Dennoch gibt es laut Experten Anzeichen für eine Erholung.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 13.10.2023, 19:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Messen, auswerten und analysieren sind zweifelsfrei wichtige Instrumente für eine wirksame Therapie.
    Aber solange man nicht entschlossen gegen den bekannten Krankheitserreger, die Ursache, vorgeht, nützten Therapien nur bedingt und deren Nutzen hängt zudem stark von der Wahrscheinlichkeit der Wetterereignisse in den Sommern/Spätsommern ab.
    Das hat was vom Wettlauf von Hase und Igel.

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