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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 02.08.2023 | A. Hewel | Quelle: dpa

Personalmangel

Bildungsminister Freiberg will Teilausgebildete in Kitas einsetzen

Nach Quereinsteigern in Schulen sollen nun auch teilausgebildete Erzieher in Kitas eingesetzt werden. Das schlägt Brandenburgs Bildungsminister Freiberg vor. Während die GEW das ablehnt, sehen Kommunen keine Alternativen zu diesem Schritt.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) will mit einer Personalrechtsreform für ausreichend Erzieher in den Kitas sorgen. Nicht jede Aufgabe in den Tagesstätten müsse durch langjährig vollausgebildete Fachkräfte erledigt werden, sagte Freiberg am Mittwoch dem rbb. Es soll daher künftig bis zu 20 Prozent Ergänzungskräfte in den Kitas geben dürfen, so sein Vorschlag.

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Mindestanforderungen müssten aber erfüllt werden

Diese Ergänzungskräfte sollen aber auch pädagogische Mindestqualifizierungen absolvieren müssen und nur unter Aufsicht handeln dürfen. In anderen Bundesländern könnten solche Mitarbeiter bereits in Kitas eingesetzt werden. Auch die Erzieher in Brandenburg hätten sich eine solche Öffnung im Personalrecht gewünscht, so der Minister. Freiberg möchte außerdem die Zulassungsverfahren für Kita-Mitarbeiter vereinfachen, um auch schnelle Einstellungen zu ermöglichen.

In den Kitas sollen außerdem sogenannte multiprofessionelle Teams aufgebaut und weiterentwickelt werden - die helfen, die Bildungs- und Förderaufgaben zu realisieren.

Diese Vorschläge für eine Kita-Personalrechtsreform will der Minister nun mit den kommunalen Spitzenverbänden, den Trägerverbänden und dem Landeskitaelternbeirat diskutieren.

Im Herbst sollen erste Änderungen im Kita-Personalrecht in Kraft treten.

GEW: Problem lange bekannt, aber mit Gewerkschaft nicht zu machen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt ich gegen Freibergs Pläne. GEW-Landeschef Günther Fuchs sagte am Mittwoch im rbb24 Inforadio, das sei mit seiner Gewerkschaft nicht zu machen. Vielmehr müssten die sogenannten Ergänzungskräfte während der Berufsausübung zu vollqualifizierten Erzieherinnen und Erziehern ausgebildet werden. Die Pläne in der jetzigen Form bedeuteten eine "Entprofessionalisierung". Das neue Personal dürfe die Erzieherinnen und Erzieher nicht ersetzen.

Fuchs unterstrich, dass der Mangel an Fachpersonal schon lange bekannt sei. Es gehe nun darum, in die Ausbildung zu investieren, so der GEW-Landesvorsitzende.

Nicht mehr als 3,90 Euro

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Zuspruch aus Kommunen zum Freiberg-Verstoß

Für den Landkreis Märkisch-Oderland gibt es aber "gar keine Alternative" zu Freibergs Plänen, sagte Vize-Landrat Friedemann Hanke (CDU) dem rbb. Den Personalmangel kann "jeder Kitaträger, jede Gemeinde, letztlich alle Eltern bestätigen", so Hanke weiter. Der Fachkräftemangel sei insbesondere an den gekürzten Öffnungs- und Betreuungszeiten in vielen Einrichtungen abzulesen. Allerdings räumte Hanke ein, dass sich die Qualität der Betreuung durch die Erweiterung des Personals auf Quereinsteiger verschlechtern könnte.

In der Stadt Frankfurt (Oder) hingegen sei von Fachkräftemangel keine Rede, erklärte Stadtsprecher Uwe Meier. Trotzdem begrüße er den Vorschlag, künftig auch Quereinsteiger einzustellen. "Wir würden uns allerdings wünschen, dass die Hürden reduziert werden, sodass Fachkräfte aus ähnlichen Bereiche wie beispielsweise Theaterpädagogen anerkannt würden", ergänzte Michael Kuhl von den Frankfurter Fröbel-Kitas.

Landesweite Proteste im Mai

Im Mai waren landesweit Menschen zum Protest für mehr Kita-Plätze und bessere Arbeitsbedingungen zusammengekommen. Freiberg hatte den Kommunen im Juni wegen des akuten Personalmangels Veränderungen zugesagt.

Eine größere Reform des Kitarechts war ursprünglich bis Anfang 2023 geplant, liegt aber seit vergangenem Jahr auf Eis, nachdem die Kommunen auf die Bremse getreten hatten. Die Reform sollte die Finanzierung transparenter gestalten, auch um Differenzen der Kita-Beiträge in den Städten und Gemeinden abzubauen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.08.2023, 16:10 Uhr

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