Glasmangel und gestiegene Kosten - Klosterbrauerei Neuzelle will Pfand für Mehrweg verdreifachen

Fr 17.06.22 | 11:37 Uhr | Von Tony Schönberg
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Ein Brauer zeigt zwei Flaschen der Klosterbrauerei Neuzelle GmbH in Neuzelle (Brandenburg). (Quelle: dpa/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.06.2022 | Brauerei-Leiter Stefan Fritsche | Bild: dpa/P.Pleul

Unzählige Bierflaschen werden zerstört und Kästen zu praktischen Bänken verschraubt. Das günstige Pfand motiviere nicht zur Rückgabe und decke nur einen Bruchteil der Kosten, kritisiert die Brauerei Neuzelle. Deshalb wird das Pfand drastisch erhöht.

Die Klosterbrauerei in Neuzelle (Oder-Spree) will die Preise für Mehrweg-Pfand deutlich erhöhen. Das teilte Geschäftsführer Stefan Fritsche dem rbb mit. Demnach soll das Pfand pro Glasflasche in der zweiten Jahreshälfte von den gängigen 8 Cent auf bis zu 25 Cent angehoben werden. Beim Kasten für 20 Flaschen seien Preise von bis zu 9 Euro denkbar. Damit würde die Neuzeller Brauerei als eine der ersten in Deutschland einen Alleingang beim Einheits-Pfand gehen, so Fritsche. Allerdings müssten die Pläne mit dem Einzelhandel abgestimmt werden.

Hohe Kosten durch Glasmangel und Energiepreise

Als Grund für die Erhöhung gibt der Geschäftsführer die gestiegenen Kosten an. "Die Bierflaschen sind im Einkauf teilweise doppelt so teuer. Hinzu kommt, dass viele Bierflaschen verschwinden und wir die nachkaufen müssen. Dann kann man entweder den Bierpreis oder das Pfand erhöhen."

Zusätzlich gebe es einen allgemeinen Mangel an Glasflaschen. Neben der normalen saisonalen Knappheit im Sommer trage dazu nun auch der Krieg in der Ukraine bei. "Verschiedene Glas-Hersteller aus zum Beispiel Russland und der Ukraine können, dürfen oder wollen aufgrund etwa von Sanktionen kein Glas mehr liefern", so Fritsche. Auch die Preise für Energie bei der Herstellung seien teilweise um 400 Prozent gestiegen.

Geschäftsführer hofft auf Einheits-Flasche

Mit dem höheren Pfand erhofft sich Fritsche, die Käuferinnen und Käufer zu motivieren, ihr Leergut zurückzubringen. Auch hofft er, dass andere Brauereien dem Vorbild künftig folgen. Als Vize-Chef des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg wolle er das Thema auf der Sitzung in der kommenden Woche ansprechen.

Fritsche kritisiert darüber hinaus das allgemeine Pfand-System in Deutschland. Bei der Rückgabe beispielsweise von Bierkästen seien ein Großteil der Flaschen von anderen Produzenten. Aufgrund von unterschiedlichen Formen und Größen müssten die Fremd-Flaschen per Hand aussortiert und an die Brauereien zurückgeschickt werden. Allein dafür beliefen sich die Kosten in Neuzelle auf 100.000 Euro im Jahr. Aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht sei das nicht zu vertreten, so der Geschäftsführer. "Am besten wäre, der Gesetzgeber würde sagen: Mehrweg heißt, dass jeder eine gleiche Flasche hat, gerne auch eine Einheits-Flasche und einen Einheits-Kasten."

Die Klosterbrauerei wurde 1589 gegründet und befindet sich vor den Toren des Zisterzienserklosters Neuzelle. Sie ist die letzte produzierende Klosterbrauerei in Brandenburg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.06.2022

Beitrag von Tony Schönberg

19 Kommentare

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  1. 19.

    Beim Penny ist ein Großversuch am laufen, das die Bierkästen, die nicht zum Sortiment gehören vom Automaten wieder ausgespuckt werden. Und das funktioniert sehr gut.

    Das Problem sind die Flaschen in den Kisten.
    Genau auf diese Art und Weise wie mit den Kästen ist es möglich die Flaschen zu erkennen und den Kasten wieder auszuwerfen.
    Das Problem: Der Kunde.

    Für den Einzelhandel: Solange der Kasten voll ist, bekommt er die 3,10 Euro (20er 1,5 Kasten 1,6=20*0,08)
    Da kann gemischt sein das interessiert niemanden. Außer die Brauerei die ihren Kasten, aber nicht ihre Flaschen bekommt.
    Dafür gibt es Lösungen. https://sortierzentrum.com/unternehmen/ Aber leider sind die kleinen Brauereien wieder außen vor. Denn die müssen ja auch irgendwie an ihr Leergut kommen....

  2. 18.

    "Als kleine Brauerei würde ich mich jetzt erst einmal darum bemühen, die Flaschenform(en) der größten Brauereien einzusetzen …" - Das zeigt, das Sie keine Ahnung haben.
    Genau die größten Brauereien sind das Problem.
    Warum muss ich am Flaschenhals den Markennamen ausprägen?
    Weil ich es kann!
    Und damit genau wissentlich die kleinen Brauereien vor ein Problem stelle.

  3. 17.

    Schade … Na, dann hilft erstmal nur (dafür aber schnell, unkompliziert und heftig) das 25-Cent-Pfand … Die Sammler kennen die jeweils richtigen Rückgabestellen sicher auswendig ... Und dann lohnt sich das für die auch (etwas).

  4. 16.

    Na ja, Schnapsideen darf jeder haben. Bin gespannt, wie sich dieser Alleingang auf den Umsatz auswirken wird. Bier wird eh teurer, dann noch bei einer Marke mehr Pfand? Da greift vier Kunde zur Konkurrenz.

  5. 15.

    Das Einsammeln und Weiterverwenden von Glasbehältern hat in der DDR wesentlich besser funktioniert als in der heutigen BRD. Nachzulesen z.B. hier https://de.wikipedia.org/wiki/SERO und hier: https://www.spiegel.de/politik/ende-fuer-emmy-a-2e97f5e3-0002-0001-0000-000013499307.
    Auch in der alten BRD gab es lange Einheitsflaschen und -kästen, sowohl für Bier als auch für Mineralwasser. Dann musste alles immer individueller und bunter werden. Heute haben wir die im Artikel genannten Probleme. Pfand-Glasflaschen und -kästen sind für die Kund:innen zu billig, werden deshalb nicht wertgeschätzt und zu oft zerstört oder weggeworfen (nicht nur von Tourist:innen). Die individuellen Flaschen sind nicht überall verwendbar und müssen deshalb weit transportiert werden. Deshalb finde ich die Forderungen der Brauerei Neuzelle sehr gut. Ich hoffe, alle Getränkehersteller schließen sich freiwillig oder durch politischen Druck an. Die Wirtschafts- und Umweltministerien müssen aktiv werden!

  6. 14.

    Wir brauchen Einheitsflaschen und mindestens 0,50 € Pfand für eine saubere Umwelt.

  7. 13.

    am neutralsten finde ich die Logi Pack Kästen. Die gibt es für 20 (0,5l ) und 24 (0,33l ) Flaschen. Die Firmenlogos könnte man doch mittels Plastikabziehbilder auf dem Kasten anbringen usw.

  8. 12.

    @ Karlsberg Ich fürchte das gèht nicht. Die haben doch geschützte Formen, die man nicht nachahmen darf.Das ist ja Grund für die eigene Flasche. Deshab zahlen sie die Kosten für den Transport der leeren Flaschen, die sie bèi Einheitsflaschen
    sparen können.

  9. 11.

    Andererseits helfen diese Partytouristen den Pfandsammlern vehement. Wenn dazu noch ein höherer Pfand käme, würden die Sammler bestimmt nicht traurig sein.

  10. 10.

    Ich finde es gut 25Cent Pfand und die Einheitsflasche finde ich auch gut alleine aus dem Grund die Flaschen neben wir nicht an da wir die Biersorte nicht in unser Sortiment haben. Das leere Bierflaschen durch Deutschland gefahren werden hat für mich nichts mit Umweltschutz zu tun.

  11. 9.

    Richtig so. 8 Cent Pfand sind lachhaft. Trotzdem sehe ich täglich Flaschensammler in Aktion, die in jeden Mülleimer schauen und auch Bierflaschen mitnehmen. Wenn ich auf die U- oder S-Bahn warte, werden die Abfallkörbe zuweilen mehrmals hintereinander frequentiert.

  12. 8.

    Als kleine Brauerei würde ich mich jetzt erst einmal darum bemühen, die Flaschenform(en) der größten Brauereien einzusetzen … Um so die Rückgabe, den Rücklauf und das Sortieren meiner Flaschen schnell zu rationalisieren … EU-Standard-Definition und -Einführung dauert lange und ist im Ausgang sehr ungewiss … Beim Kasten - wegen Aufdruck - fast unmöglich.

  13. 7.

    Das 25-Cent-Pfand wäre super … Quasi keine solche Flasche/Dose sieht man irgendwo länger herumliegen … Die 8-Cent-Bierflaschen schon … Es lohnt sich halt nicht so richtig, sie leer nach Hause zu schleppen bzw. sie aufzusammeln … Das 25-Cent-Pfand wäre hier also ganz sicher ein großer Schritt in die richtige Richtung.

  14. 6.

    >"Das Bier schmeckt doch aus jeder Flasche gleich,..."
    Au Backe... da haben Sie ja jetzt eine Diskussion angestoßen...
    Ich tippe mal auf braunes Glas als Spitzenreiter... grün geht vielleicht gerade noch... weiß ist was für Warmduscher und Radlertrinker... und Plasteflasche geht schon mal gar nicht! ;-))

  15. 5.

    Die vielen tausende Partytouristen jeden Tag in Berlin wissen eh nicht, dass es in Deutschland auf Flaschen ein Pfandsystem gibt. Viele der Touristen kennen Pfand aus ihren Heimatländern gar nicht. Daher fliegen viele der Flaschen nach dem wegsaufen in die Büsche oder ab und an mal im BSR Eimer.

  16. 4.

    Das ist doch wohl Satire?
    Das Bier schmeckt doch aus jeder Flasche gleich, da ist es volkswirtschaftlich doch nur vernünftig, wenn leere Flaschen nicht quer durch Deutschland gekarrt werden. Das ist eine Stelle an der Sparen nicht einmal weh tut.

  17. 3.

    Die Pfandpreise können meiner Meinung nach gar nicht hoch und umfassend genug sein, im Mehrweg- wie vor allem auch im Einwegbereich. Ebenso gilt noch viel zu vieles als pfandfrei. Wenn ich sehe, was bei uns alles so in der Natur landet oder einfach liegen gelassen wird, einfach beschämend.

  18. 2.

    Wie sind eines der reichsten Länder der Welt und sollen Bier aus Einheitsflaschen trinken?
    Da mache ich nicht mit und trinke dann nur noch Importbier.

  19. 1.

    Viele Spätestens und Läden nehmen oft nur begrenzte Mengen oder gar keine Pfandflaschen zurück. Daher schmeißen einige Nachbarn die Pfandflaschen einfach in den Müll. Wenn die Automaten immer wieder "defekt" sind oder "kein Lagerplatz" mehr da ist, wollen nu wenige die Flaschen hin und her schleppen.
    Offenbar läuft das Geschäft mit dem Verkauf besser und die Rücknahme ist wohl eher lästig.

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