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Video: rbb|24 | 25.07.2022 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Quelle: rbb24 Brandenburg Aktuell

"Vertical Indoor Farming" in Brandenburg

Forscher testen Pflanzenanbau ohne Erde, Sonnenlicht und Wasser

Wissenschaftler und ein Unternehmen aus Hennickendorf bei Strausberg testen in Brandenburg die vertikale Pflanzenzucht ohne Sonnenlicht und ohne Regen. Mit der Methode lässt sich sogar Reis in Deutschland anbauen.

Ein Unternehmen aus Hennickendorf bei Strausberg (Landkreis Märkisch-Oderland) will Hallen für den vertikalen Pflanzenanbau bauen. In Paulinenaue im Havelland gibt es bereits Prototypen des sogenannten "Vertical Indoor farming" vom Unternehmen BioEnergieLand in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität.

Im Forschungsort in Paulinenaue werden die einzelnen Paletten mit Pflanzen angestrahlt. Die Paletten sind übereinandergeschichtet. Die futuristisch wirkenden Regale sind damit platzsparend. In dieser Umgebung sollen Schädlinge kaum eine Rolle spielen, was der Einsatz von Pestiziden unnötig machen soll.

90 Prozent weniger Wasserverbrauch

Laut dem Forscher Patrick Krieger ist das Wassermanagement in dem Projekt zukunftsweisend. Die Pflanzen müssen fast gar nicht gegossen werden, sagt Krieger, der mit der Humboldt-Universität an dem Projekt beteiligt ist. Laut Unternehmensangaben soll die Methode etwa 90 Prozent weniger Wasser verbrauchen als der konventionelle Pflanzenbau. Das sei in Zeiten von Wassermangel nicht unwichtig.

"Wir sehen kein Wasser auf der Oberfläche, das heißt, die Pflanzen transpirieren. Das Transpirat wird am Ende im Prototyp durch die Klimatisierung aufgefangen und in den Bestand wieder eingespeist", sagte Krieger im rbb. Verloren gehe nur das Wasser, das in der Pflanze gebunden ist, so der Forscher.

Pflanzenbau wie im Fließband

In den speziellen Zuchthallen soll die Beleuchtung auch eine wichtige Rolle spielen. Denn die Besonnung der Pflanzen ist voll regelbar, sagte der Projektleiter, Frank Riesbach, dem rbb. Beleuchtet wird mit stromsparenden LED-Lampen. Für die Züchtung werde auch keine Erde benötigt, nur bunte kompostierbare Substrate.

"Wir sind die ersten weltweit, die die Pflanzen wie im Fließband von vorne nach hinten in drei Sektionen fahren lassen: vorne kommen die Jungpflanzen rauf, hinten wird geerntet – tagtäglich“, so der Projektleiter weiter. Das System sei nachhaltiger als der Anbau in Gewächshäusern, die im Sommer zu heiß werden.

Pflanzenbau wie im Fließband

Getestet wurde bisher der Anbau von etwa vierzig Pflanzensorten, unter anderen Weizen, Gerste und Kartoffeln. Nun sei der Reis dran. "Eine Pflanze die eigentlich bei uns nicht wächst", sagte der Projektleiter Riesbach. "Da wir aber den Lichtzyklus selber einstellen können, ist das möglich, auch in unseren Breiten weltweit Reis zu produzieren". Es gehe auch darum, lange Transportwege und damit CO2 zu sparen.

Bisher handelt es sich aber nur Pilotprojekte: In Paulinenaue im Havelland wird erstmal geforscht. Hier sollen demnächst weitere Pflanzensorten auf Nährlösungen und nur unter künstlichem Licht aufgezogen werden. Aktuell wird in dem Ort die erste Halle gebaut, Ende des Jahres soll es dann dort mit dem Pflanzenbau losgehen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 22.07.2022, 19:30 Uhr

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