Tarifabschluss - Brandenburger Kellner und Köche bekommen bald deutlich mehr Geld

Di 19.12.23 | 16:49 Uhr
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Symbolbild: Zwei Kellnerinnen tragen Speisen aus der Küche in den Gastraum (Bild: imago images/Funke Foto Services)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.12.2023 | Bild: imago images/Funke Foto Services

Für die Beschäftigten in der Brandenburger Hotel- und Gaststättenbranche gibt es deutlich mehr Geld: Die Tarifparteien haben sich auf eine zweistufige Lohnerhöhung für die Beschäftigten in den tarifgebundenen Betrieben geeinigt, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und der Arbeitgeberverband Dehoga am Dienstag berichteten.

Demnach sollen die Löhne in den untersten beiden Tarifgruppen zum 1. Januar um 9 Prozent und für die anderen um 12 Prozent steigen. Ab dem 1. Januar 2025 sollen die Löhne für alle Tarifgruppen um weitere 8 Prozent steigen. Damit bekämen alle Fachkräfte mindestens 470 Euro mehr im Monat, so die Gewerkschaft. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ebenfalls in zwei Schritten um 200 Euro beziehungsweise 250 Euro je nach Ausbildungsjahr.

Dehoga: Tarifgehälter werden fast überall gezahlt

Gewerkschaftssprecher Sebastian Riesner sprach von einem "guten Zeichen kurz vor Weihnachten". "Die Unternehmen, die sich an den Tarifvertrag halten, haben damit gerade in unsicheren Zeiten mit steigenden Kosten und der Mehrwertsteueranhebung zum 1. Januar 2024, den Mut gefunden, in die Zukunft ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren", sagte er. Nach Einschätzung von Riesner sind aber nur etwa zehn Prozent der Betriebe tarifgebunden.

Allerdings würden die Tarifgehälter in der übergroßen Zahl der Betriebe gezahlt, sagte Dehoga-Präsident Olaf Schöpe. "Und viele Betriebe zahlen noch mehr, um gute Mitarbeiter zu halten."

Preise in Restaurants werden wohl steigen

Schöpe fürchtet allerdings um den Bestand vieler Betriebe, wenn die Mehrwertsteuer am 1. Januar wieder auf 19 Prozent angehoben wird. "Da werden in Brandenburg Hunderte Betriebe aufgeben müssen", prognostizierte er. Denn die Kunden sparten bei steigenden Preisen am Restaurant-Besuch. "Jeder überlegt, ob ihm eine warme Wohnung wichtiger ist als eine warme Mahlzeit im Restaurant", sagte Schöpe.

Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam sprach nach einer Blitzumfrage unter 130 Betrieben von großen Existenzsorgen in der Branche. "Die Betriebe erwarten nun sinkende Umsätze, Auswirkungen auf ihre Investitionsplanungen und trotz der angespannten Lage auf dem Fach- und Arbeitskräftemarkt sogar einen Abbau von Personal", teilte die IHK mit. Neben der Mehrwertsteuer stellten steigende Kosten für Zulieferer, Transport, Personal sowie Energie weitere Belastungen dar. Eine Weitergabe der Kosten an die Kunden sei angesichts der Belastungen der Vorjahre unumgänglich.

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Und trotzdem sind rentenwirksame auskömmliche Löhne besser... für alle. Mindestlohn und Solidarrente ist der falsche, weil teurere Weg.

  2. 10.

    „Preise in Restaurants werden wohl steigen“? Also, überlegen sich Menschen denen es zu teuer wird, ob sie nicht lieber zuhause bleiben. Kommen weniger Gäste, dann wird der Wirt sich überlegen weniger Personal zu haben. Oder er macht einen Ruhetag mehr in der Woche als üblich. Es wird zum Teufelskreis, wenn Löhne angehoben werden, Verluste woanders folgen wie immer, je nachdem wie der Lokalbesitzer den Schwund an fehlenden Gästen verkraften kann. Es ist immer die gleiche Sorge, steigen die Löhne, die MwSt., dann steigen die Preise meist noch höher, um einen runden Betrag zubekommen. Höhere Löhne sind wichtig bei den hohen Preisen und Kosten. Aber so richtig vorwärts kommt man dabei nicht, denn im Ganzen gesehen werden Lohnerhöhungen wieder zu Milchmädchen-Rechnungen für den Verbraucher und Konsument. Wo die Lohnerhöhung nicht gegen die Preisspirale und hohe Kosten im Land ankommt. So geht es jeden Arbeiter, man bekommt mehr Lohn und hat dafür mehr Soll auf dem Konto wieder stehen.

  3. 9.

    Ich habe es erlebt. Beim Gläserpolieren in der Nacht. Wie Kellner über andere geredet haben, die nicht das viele Geld und Trinkgeld bekommen haben. Was das mit denen im Auftreten gemacht hat... Es hat sich sehr falsch angefühlt.

  4. 8.

    Die Km-Pauschale kann man mit Trinkgeld nicht vergleichen, weil diese kein Einkommen sondern eine Ausgabe (!!!)ist, um Einkommen zu erzielen. Jeder nicht gefahrene km ist ein Plus, jede Pauschale für nichtversteuertes Einkommen ein Minus. Weil ja eine viel höhere Ausgabe dagegen steht! Der Steuerzahler ist da der Geber, nicht das Finanzamt. Statt der Pauschale kann man ja den tatsächlichen Weg angegeben. Dann wird es teurer. Deshalb gibt es das Wort „Pauschale“.

  5. 7.

    Der Hinweis befindet sich im Kommentar selbst. Es gab diese Zeit, die zeigt was passiert, wenn unangemessen, im Verhältnis zu anderen verdient wird. Ist ganz logisch.

  6. 6.

    „Man könnte also zum Beispiel privat davon einen Teil für die Rente zurücklegen.“
    Und sich der Solidargemeinschaft entziehen? Und mitreden? Und Leistungen fordern, wie die Rente ist zu wenig?

  7. 5.

    Dann werden viele Betriebe schließen. Höhere Löhne in einer Branche, dhe eh schon und überleben kämpft, ist nicht schlau

    Dieser Tarifabschluss ist Fluch und Segen zugleich.. kein Betrieb kann die Mehrkosten auf den Gast umlegen.

    Dieser Abschluss wird viele Mitarbeiter den Job kosten.

  8. 4.

    Dann werden bald viele Betriebe schließen müssen. Erst jammert die Branche, dass die Ermäßigung der MwSt zurückgenommen wird. Und dann ein neuer Tarifvertrag.

    Mehr Geld ist zwar gut für die AN, allerdings werden dadurch auch viele AN den Job verlieren. Das umlegen der Mehrkosten auf den Kunden funktioniert nicht

    Übrigens sollte auch das Trinkgeld der Steuerpflicht unterliegen. Ist ja Einkommen.

  9. 3.

    "Gefahr einer zu hohen gesellschaftlichen Stellung"
    Können sie den Schmonz mal erklären? Woran messen sie das? Sehen sie das Trinkgeld einfach als Kilometerpauschale - dann passt das.

  10. 2.

    Aufs Trinkgeld entfallen allerdings auch keine Abgaben. Man könnte also zum Beispiel privat davon einen Teil für die Rente zurücklegen.

  11. 1.

    Rentenwirksame Löhne sind besser als Trinkgeld. Weil das Trinkgeld einen zu hohen, unangemessenen Teil des Auskommens ist. Hohe Löhne (im Vergleich zu anderen (Bildungs)Anstrengungen) plus Trinkgeld bergen die Gefahr einer zu hohen gesellschaftlichen Stellung, wie es vor 1989 war. Das war gar nicht gut.

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