Zauberhaft sieht es aus: Hunderte weiße, von Hand gefaltete Papiervögel schweben über der Bühne. Und zauberhaft klingt es auch, was Joanna Gemma Auguri da mit ihrem Trio spielt: Begleitet vom sanft geklöppelten Schlagzeug, von Cello und Akkordeon singt die in Berlin lebende Musikerin ein Lied über den magischen Moment, wenn während eines Waldspaziergangs der erste Schnee fällt.

Der Auftritt von Auguri ist nur einer von über 30 Programmpunkten, die es am ersten Abend des Pop-Kultur-Festivals zu sehen und zu hören gibt. Konzerte, Lesungen, Filme und Diskussionsrunden auf mehr als zehn Bühnen auf dem gesamten Gelände der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg - es genügt ein Blick auf den vollgepackten und eng getakteten Zeitplan und sofort ist klar: Es ist unmöglich, überall dabei zu sein. Sich darüber zu ärgern, bringt nix. Besser: Locker lassen, sich treiben und überraschen lassen.

Zum Beispiel vom ghanaischen Duo FOKN Bois. Partystimmung im Maschinenraum der Kulturbrauerei, während die Band zu einer Art Afro-Techno ironisch über Politik und religiösen Fanatismus rappt. Ganz anders klingt es bei Arooj Aftab zwei Bühnen weiter: Die pakistanische Sängerin hat gerade als erste Musikerin ihres Landes einen Grammy gewonnen für ihr Album "Vulture Prince" und wird dementsprechend gefeiert vom Berliner Publikum für ihre Mischung aus Folk, Jazz und Sufi-Musik.

Egal, ob Folk, HipHop oder sogar ein wenig Rock: Beim Pop-Kultur-Festival erinnert jedes Konzert daran, dass es abseits des Mainstreams und abseits des Radiogedudels so unglaublich viel kluge, politische und berührende Popmusik gibt. Absolut empfehlenswert. Wohltuend überfordernd.

Und wer zwischendurch intellektuell ein bisschen runterkommen will, kann im Hof der Kulturbrauerei einfach eine Runde Karaoke singen - das ist ja irgendwie auch Popkultur.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.08.2022, 6:55 Uhr