Interview | Kunst am Bau - "Das baukulturelle Erbe der DDR wird zunehmend verdrängt"

Mi 25.01.23 | 06:09 Uhr | Von Andreas Hewel
  60
Gekacheltes Wandbild mit Schwanenhals-Abbildung ergänzt sich mit Trümmern eines zerstörten Hauses. (Quelle: privat/M. Maleschka)
Bild: privat/M. Maleschka

Wenn der Staat als Bauherr auftritt, verpflichtet er sich, einen Teil der Baukosten in Kunst zu investieren. Das galt auch in der DDR. Viele der Werke verfallen aber. Martin Maleschka konserviert sie fotografisch. Im Brandenburger Landtag stellt er sie nun aus.

Martin Maleschka kommt aus Eisenhüttenstadt. Mit dem Baujahr 1982, wie er selbst sagt, hat er die DDR nur als kleines Kind erlebt. Nach dem Abitur hat er an der BTU in Cottbus Architektur studiert. Schon als Student hat er angefangen, Kunst am Bau aus DDR-Zeiten zu fotografieren. Seit zwei Jahren lebt der heute 40-Jährige wieder in seiner Geburtsstadt. Jetzt ist eine Ausstellung seiner Bilder bis zum 8. Dezember im Landtag Brandenburg zu sehen.

Martin Maleschka. (Quelle: rbb/A. Hewel)
Fotograf Martin Maleschka (40) Bild: rbb/A. Hewel

rbb: Dass Sie als Architekt einen leidenschaftlichen Blick auf eine von Architekten entworfene Reißbrettstadt haben, ist im Grunde selbstverständlich. Was hat Sie dazu gebracht, sich als Fotograf damit auseinanderzusetzen und den Blick auf die Kunst an den Bauten zu richten?

Martin Maleschka: Das war im August 2005 - ein sterbender Schwan im metaphorischen Sinne. Der Schwan war an der Giebelseite eines Plattenbaus. Genau an dem Tag, an dem ich da war, war die Hälfte des Plattenbaugiebels abgebrochen. Das Federkleid des Schwans, das aus Meißener Porzellankacheln bestand, war nur noch ein Betonschutthaufen. Und der Haufen hatte genau die Kurve und Form vom Rumpf des Schwans.

Das war wirklich dieser 'Moment of Thruth', ein Erweckungserlebnis. An dem Tag habe ich wirklich verstanden, dass ich zwar Architektur studiere und im besten Fall irgendwann etwas bauen soll. Gleichzeitig wurde mir aber bewusst, wie viel Baumasse parallel dazu eigentlich abgebrochen wird. Da habe ich einfach gedacht, du musst diese Dinge, die am Verschwinden sind, aufhalten.

Der Schwan an der Giebelseite des Plattenbaus ist ein Beispiel für Kunst am Bau. Zwei Prozent der Baukosten wurden in der DDR dafür ausgegeben. Wie wichtig war die Kunst für die Zeit?

Das hatte damals zunächst einen ideologischen Zweck. Die DDR, das war ein neuer Staat, eine neue Ideologie mit neuen Gebäuden, die nach sowjetischem Vorbild gestaltet wurden. Gerade in Eisenhüttenstadt konnte man diesen Reißbrettgedanken sehen. Die Summe, die bei den Planstädten aber für Kunst am Bau investiert wurde, hat sich im Laufe der Zeit immer weiter verringert. In den 80er Jahren waren es irgendwann nur noch 0,5 Prozent. Damit schwand später auch die Motivation der Künstlerinnen und Künstlern, noch etwas zu gestalten.

Weshalb wurde letztlich immer weniger Geld für die Kunst ausgegeben?

Das war unter anderem auch dem Baufortschritt und der Bautechnologie geschuldet. In den 50er Jahren baute man noch Stein auf Stein, also eher langsam. In den 60er Jahren war es dann die große und schnellere Blockbauweise. In den 70er und 80er Jahren kam dann die Plattenbauweise. Die Gebäude wurden deutlich schneller gebaut und deswegen musste auch schnell 'bekunstet' werden. Das gefiel nicht jeder Künstlerin oder jedem Künstler.

In den 50er oder 60er Jahren konnten viele noch auf Putz mit Pinseln und verschiedenen Pinselstärken malen. Das war eine feine Arbeit mit viel Aufwand. Da war die Kunst am Bau insgesamt noch figürlicher. In den 70er und 80er Jahren gab es dann vor allem Kacheln, die gesetzt wurden. Das ging schneller, war günstiger, aber für viele Künstlerinnen und Künstler eben nicht mehr so motivierend.

Wie frei war die Kunst am Bau in der DDR generell?

Eigentlich war die Kunst am Bau in einem ideologischen Kontext gedacht. Funktioniert hat das im Laufe der vier Dekaden der DDR aber nicht. Die Künstlerinnen und Künstler wollten auch selbst ihre Ideen verwirklichen. Das war im Grunde also immer ein Aushandlungsprozess. Vor allem ab den 70er Jahren hat sich die Kunst am Bau auch deswegen dann in eine Richtung eher geometrischer, formaler und abstrakter Werke entwickelt.

Martin Maleschka porträtiert "Kunst am Bau" der DDR

Sie haben selbst mit vielen Künstlern von damals gesprochen. Was bedeuteten diese Aufträge für sie und wie sind sie ans Werk gegangen?

In großen Industriezentren wurden Künstlerinnen und Künstler vom "Verband Bildender Künstler in der DDR" damit beauftragt, den Aufbau der Stadt künstlerisch zu begleiten. Wenn man solch einen Auftrag bekommen hat, dann wurden Entwürfe in Zusammenarbeit mit den Architektenkollektiven gemacht.

In den 70er und 80er Jahren entstanden so beispielsweise Typenbauten für Kindergärten. Wenn man in diese reinkam, dann gab es immer eine bestimmte Fläche, die für die Kunst vorgesehen war. Für Kinder gab es in der Zeit meist Motive aus Flora und Fauna. Das war da nicht so ideologisch oder politisch behaftet, wie eine wehende rote Fahne oder das Kommunistische Manifest. Damit konnte ein Kind nichts anfangen. Abgebildet waren also eher Igel, Hasen oder irgendwelche Märchen.

Es gab aber auch funktionsgebundene Kunst, vor allem in den Bereichen Chemie. In Schwedt zum Beispiel ging es vor allem um die Entstehung des Erdöls. Da wurde nah wie unter dem Mikroskop ran gezoomt an Plankton oder Ähnliches. Auf jeden Fall waren die Motive sehr fein und die Betitelung sehr groß.

Wie wichtig ist es, sich diese Kunst zu vergegenwärtigen und sie zu erhalten?

Sehr wichtig. Das aktuelle Interesse ist supergroß. Es gibt nach 1990 Geborene, die mich über Instagram fragen, wo ich einzelne Motive gefunden habe. Manchmal bekomme ich auch noch Hinweise, wo ich selbst etwas finden kann. Bei dem Interesse überrascht es auch nicht, dass es vor allem hier in Potsdam Diskussionen um die Fachhochschule, um das Haus des Reisens oder um das Rechenzentrum gibt. Wir sehen teils verstümmelte Gebäude und die junge Generation, die fragt jetzt natürlich. Es sind die Hinterlassenschaften von einem Land, das es nicht mehr gibt und das lädt zum Fragenstellen ein: nach der Politik, der Ideologie und historischen Bezügen. Das passiert vor allem da, wo der Umgang mit der Kunst am Bau nicht sehr wertschätzend war.

Es gibt ein Bild von Ihnen aus einer Turnhalle in Königs Wusterhausen - einst ein Schwimmbad. Da hat man vor das Kunstwerk eine Sprossenwand gebaut und Matratzen davor gelegt.

Bei diesem Beispiel haben sich die Nachnutzenden wahrscheinlich keine Platte über die Kunst gemacht. Ein Judoverein trainiert da. Für die Sprossenwand wurden Befestigungen in die bemalten Fliesen gebohrt und Matten davorgestellt. Das Bild ist durch die Sprossenwand noch schemenhaft zu sehen.

Wir haben aber auch andere Beispiele dabei, wie mit baubezogener Kunst umgegangen wird. Manche Sachen werden von einem Ort zum anderen gebracht. Manchmal sind es nur wenige Meter, manchmal aber sind es doch größere Distanzen. Das baukulturelle Erbe der DDR wird zunehmend aus dem Stadtzentrum nach außen hin verdrängt. Sehr vieles ist schon sehr schnell weggekommen. Heute braucht es eine kritische Masse, um noch etwas zu erhalten.

Was müsste Ihrer Meinung nach also geschehen mit der Kunst am Bau aus der DDR-Zeit?

Ich wünsche mir, dass eine Art Fonds für baubezogene Kunst aus der DDR im Land Brandenburg eingerichtet wird. Mit diesem sollten flächendeckend alle baubezogenen Kunstwerke erfasst werden. Und mit diesem sollte man sich für den Erhalt und die Sicherung einsetzen. Ein Pilotprojekt gab es bereits in Schwedt. Jetzt gibt es Projekte für Eisenhüttenstadt, Cottbus und für Frankfurt (Oder). Demnächst gibt es das wahrscheinlich auch für Potsdam.

In den 90ern und Anfang der 2000er ist so viel weggekommen. Jetzt muss man von den Resten, die man noch hat, zehren. Nicht alles ist erhaltenswert. Man braucht aber eine gut gesammelte Basis, um dann auswählen zu können. Eigentlich ist nichts dringender, als jetzt damit anzufangen.

Das Interview führte Andreas Hewel. Bei der vorliegenden Form handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Form.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 25.01.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Andreas Hewel

60 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 60.

    Heike, ich brauche sowas nicht zu googeln, obwohl ich das manchen Leuten vor dem Schreiben wärmstens empfehlen würde. Ich weiß nicht, was Sie sind und wie Sie zu Ihren Einstellungen kommen. Aus der Erfahrung einer alten West-Berlinerin können Sie die eigentlich nicht ableiten. Wie auch immer. Auf jeden Fall haben Sie eine Sicht auf Bildung, die Sie mir nicht weiter erläutern müssen und die nicht auf belastbares Wissen auf diesem Gebiet schließen lässt. Auch mir ist Kopfschütteln nicht fremd.

  2. 59.

    Das Bildungsniveau war deshalb höher, weil alle (und nicht die Wenigsten) mitgenommen wurden. Wirklich alle. Was Sie meinen und falsch wahrnehmen ist, dass nicht alle studieren konnten was sie wollten.
    So gesehen waren Kita und Schule erfolgreich. Aber nicht erfolgreich genug. Es ist nicht gelungen eine Begabtenförderung so zu etablieren, wie man es im Sport gemacht hat. Von kleinauf an.

  3. 58.

    Kurz zusammengefasst: sehr schön gegoogelt, ich glaube aber nicht, dass Sie in beiden Staaten gelebt haben, um sich ausreichend zu Worte zu melden.
    Oder haben Sie eine POS besucht, konnte nicht schaden...
    Warum lernt man heute 3,5 Jahre für einen Beruf wofür man zu DDR Zeiten zwei Jahre gebraucht hat? Weil die POS fundiertes Wissen, für technische, allgemeine und wissenschaftliche Berufe in E-Technik, Informatik, Erweiterte Chemie usw. vermittelte.
    Heute wissen die Abgänger nicht im geringsten, was sie machen sollen, weil sie weltfremden Geschichts- und Literatur-Nonsens unterrichtet bekommen haben. Deswegen fehlen an allen Enden "Fachkräfte".
    Und was nutzt dem "Westler" ein Studium, wenn er es nur für den Lebenslauf braucht, aber zu dumm ist das Wissen abzurufen. Und im Osten, vor 35 Jahren gab es Arbeit, man brauchte nicht studieren, die Kaufkraft der Ostmark war weit höher - Miete kostete schließlich ab 30 Ostmark Altbau... keine musste hungern.

  4. 57.

    Liebe Heike, wir müssen uns persönlich kennen, immerhin wissen Sie, was ich im Urlaub so mache. "Wobei bei der Schulbildung hätten wir uns mal eine Scheibe abschneiden können." Nein, Heike, hätten wir nicht. Sie sehen das Ergebnis dieser Bildung überall im ehemaligen Gebiet der DDR. Es nützt nicht viel, wenn man Kindern Fachwissen eintrichtert, solange es nicht von der Fähigkeit zu kritischer Reflexion begleitet wird. Darüber hinaus war höhere Bildung im Osten nur einem sehr viel kleineren Teil der Bevölkerung vorbehalten, und der musste linientreu sein. Tatsächlich hat unser derzeitiges Bildungssystem sehr viel Luft nach oben, aber die Ansätze aus dem Lehrbuch des Sozialismus sind keine Lösung.

  5. 56.

    Ich bin sicher, dass Sie in der Marktwirtschaft angekommen sind, vermutlich sehr zu Ihrem Nutzen. Und auch die uns Wessis so gerne - speziell auch von Ihnen - vorgeworfene Arroganz und Überheblichkeit beherrschen Sie hervorragend. Sie werden dennoch mit Widerspruch leben müssen, wenn Sie hier ein Bild vermitteln, als wäre die DDR (bis auf mangelnde wirtschaftliche Effizienz) ein Staat gewesen, dessen Andenken geachtet und geehrt werden müsse. Das wird den zahlreichen politischen Gefangenen und den Todesopfern des Regimes (nicht nur an der innerdeutschen Grenze) nicht gerecht. Und auch nicht den Millionen Menschen, deren moralisches Rückgrat systematisch verbogen wurde.

  6. 55.

    Ich als alte West- Berlinerin kann über Ihre Hetzerei gegen den Osten nur mit dem Kopf schütteln.
    Und was den Urlaub betrifft, so wie Sie sich hier äußern, sind Sie im Urlaub doch nur mit Zettel und Stift unterwegs um alles zu notieren was Ihnen nicht passt.
    Was die Kunst betrifft...Geschmäcker sind nun mal verschieden, die Bilder die hier in der Galerie gezeigt werden finde ich z. B. sehr spannend. Und das hat nichts damit zu tun das die DDR toll war.
    Wobei bei der Schulbildung hätten wir uns mal eine Scheibe abschneiden können.

  7. 54.

    "Protestwahl erklärt sich so: Die Nichtanerkennung von Abschlüssen aus einem bildungsreichen Land, schlechtere Bezahlung und Mehrarbeit bei keinen Beförderungen, weniger Rentenpunkte usw. Also Chancenungleichheit. Bis heute."

    Da stimme ich vollkommen mit Ihnen überein. Der Osten Deutschlands war damit faktisch nicht anderes als die Verlängerung des vorhergehenden Bundesgebietes nach Osten hin. Das ist sowohl regierungsseitig so gewollt worden als auch Seiten der Mehrheit der DDR-Bürger.

    Die Ersten, die 1989 auf die Straße gingen, wollten etwas anderes und sind im oberflächlichen Taumel untergegangen. Leider sind die damals Taumenden sich dessen heute nicht mehr bewusst. ;-

  8. 53.

    Der Spiegel war es auch, der seinerzeit Manfred Stolpe als Stasi-Informant zur Strecke bringen wollte und Anfang der 1990er bundesweit zum großen Halali blies. Bei soviel Eifer war für mich damit beim Abonnement Schluss. Wer sich nicht im Mindesten hineinversetzen kann, dass ein Kirchenmann, dessen erklärte Aufgabe es war, zum Staat Kontakt zu halten, sich damit unter DDR-Umständen in eine Grauzone hineinbegeben MUSS, war den Mannen vom Spiegel nicht beizubringen.

  9. 52.

    Das ist ein gutes Beispiel. Hasso Plattner, Haupteigner von SAP und Mäzen des Barbarini, hatte in Potsdam das brachliegende Cafe Minsk in ein Kunsthaus für DDR Kultur umgewandelt. Am Tag der Eröffnung gab es einen bissigen Kommentar im Spiegel dazu wegen Förderung der DDR-Nostalgie.
    So lange es diese Überheblichkeit und Arroganz gibt, wird es auch Ossis und Wessis in Deutschland geben.

  10. 51.

    Zufällig war ich zu dieser Zeit in Rostock-Lichtenhagen "Zuschauer" dienstlich geworden. Junge Leute hatten sich einen "Freizeitspaß" gegen die Polizei gegönnt. Da steckte mehr nicht dahinter, wenn man augenscheinlich gesehen hat, was und wie dort, gegen ein vietnamesisches Wohnheim, vorgegangen wurde. Die Rostocker sind bis heute nicht fremdenfeindlich. Für die Polizei wäre es ein Leichtes gewesen, dieses durch einen Kessel (!) zu beenden. Nur Sie durften nicht...
    Protestwahl erklärt sich so: Die Nichtanerkennung von Abschlüssen aus einem bildungsreichen Land, schlechtere Bezahlung und Mehrarbeit bei keinen Beförderungen, weniger Rentenpunkte usw. Also Chancenungleichheit. Bis heute.
    Die Grenze war 28 Jahre dicht. Nun ist Sie dieses Jahr 34 Jahre lang offen.... und es gibt immer noch keine Chancengleichheit. Die Unzufriedenheit, die Sie bemerken stimmt also. Keine Almosen, keine Symbole helfen da.

  11. 49.

    "Das baukulturelle Erbe der DDR wird zunehmend verdrängt"

    Gottseidank auch!

  12. 48.

    Die Ausstellung bspw. über Strittmatter u. a. im Museum Barberini in Potsdam legt davon beredt Zeugnis ab. Selbstverständlich konnten Künstler, je bekannter sie waren, nicht einfach auf Linie verpflichtet werden. Es gab offensichtlich vielerlei Möglichkeiten, sich einer staatlichen Gängelung mehr oder minder zu entziehen.

    Es scheint immer noch eine Spaltung zu geben zwischen Positionen, die behaupten, dass es diese Freiräume nicht gab und der anderen, dass "Vorgaben" doch etwas völlig Selbstverständliches und damit auch nichts Anstößiges seien.

  13. 47.

    Ich bin die ersten 30 Jahre meines Lebens in der DDR aufgewachsen und hatte dort im Vergleich zu heute eine sehr gute Ausbildung. Als Selbständiger bin ich längst in der Marktwirtschaft angekommen und weigere mich mit den AfD-Wutbürgern in einen Topf geworfen zu werden!
    Es ist genau Ihre arrogante und oberflächliche Pauschalisierung die zu diesem Wahlverhalten in Ostdeutschland führt!

  14. 46.

    Völlig absurd in die Analogie nicht: So unterschiedlich die NSDAP und der so verwissenschaftliche Kommunismus war, wie es unterschiedlicher nicht mehr hätte sein können, so sind doch frappierende Gleichheiten in Bezug auf die Propaganda nicht zu leugnen: Das Aufhängen übergroßer Losungen an Hauswänden, die angeordnete Vollbeflaggung, sodass sich Fahnenschäfte selbst in Fensterrahmen befanden.

    Im vorherigen Bundesgebiet gab es nichts Dergleichen: Glücklicherweise ein fahnenarmes Land; Fahnen "nur" vor Amtsgebäuden und doch auch noch außerordentlich selten.

  15. 45.

    Da leben Sie leider in einer Blase der Verklärung. Wie wir heute wissen, gab es natürlich die Menschen, die frei denken und reden wollten, aber die allermeisten wollten lediglich VW Golf, Bananan und Marlboro (so sagten wir schon bald nach 1989 - im bösen Westen natürlich). Woran erkennt man heute im Urlaub Mibürger aus der ehemaligen DDR sofort und zuverlässig? Sie sind chronisch unzufrieden und meckern über so ziemlich alles im Reiseland. Die haben überhaupt keinen Spaß am Urlaub. Es ist ihnen nie gut genug, aber stets zu teuer und sie fühlen sich immer betrogen.

  16. 44.

    Das ist eben nicht der Grund. Die notorische Unzufriedenheit, die mangelnde Wertschätzung für Recht, Freiheit und Demokratie, die Angst vor allem Unbekannten sowie die damit verbundene Fremdenfeindlichkeit sind der Grund für den Erfolg der Rechten im Ostteil des Landes. Man sieht es doch an den Kommentaren hier, da ist alles dabei bis hin zu stalinistischen Ansichten. Als die unsägliche Mauer 1989 fiel, war ich als junger Student euphorisch. Der Frust setzte schon bald ein, spätestens als es in Rostock 1992 zu den größten fremdenfeindlich und rassistisch motivierten Ausschreitungen in Deutschland nach Ende des 2. Weltkriegs kam, an denen nicht nur mehrere hundert rechtsradikale Randalierer, sondern auch mehrere tausend applaudierende Zuschauer teilnahmen. Und so ging es an vielen Orten weiter. Alles vergessen, verdrängt oder gar gebilligt von der Klientel, die heute die offen rechtsradikale Partei wählt.

  17. 43.

    In der DDR ist trotz ideologischer Gängelei und Überwachung eine eigenständige kulturelle Vielfalt entstanden, die gar nicht hoch genug bewertet werden kann, weil sich die Künstler und Architekten diese Freiräume erkämpfen mussten. Diese Kultur ist Teil unserer Identität. Es waren wir Ostdeutschen, die mit genug zu essen und mit sozialer Gleichmacherei auf Dauer nicht glücklich zu machen waren; die frei reisen, frei denken wollten und dieses System überwunden haben.
    Klar, wir leben in einem freien Land, in dem aber genauso Loyalität gegenüber den Auftrag- und Arbeitgebern, sowie den Grundwerten unserer Gesellschaft erwartet wird. Richtig so.
    Solange die wahren Sieger der Geschichte, die Westdeutschen, meinen uns die DDR erklären zu müssen, werden es aus dem Westen angereiste Populisten bei den gefühlten Verlierern im Osten leicht haben.

  18. 42.

    Tja, vielleicht kann es ja einen Staat wie den von Ihnen beschriebenen geben. Das Volksgefängnis DDR war jedenfalls nichts davon. Aber das dürfte für Menschen, die die Welt durch eine stramm ideologisch geformte dunkelrote Brille sehen, gar nicht erkennbar sein. Sie haben allerdings in einer Sache Recht: Verlogene SED-Propaganda will außerhalb des ehemaligen Arbeiter- und Bauernparadieses keiner hören.

  19. 41.

    "Hoher Anteil an AFD Wählern im Osten"

    Ein Auszug der Bundeszenzrale für politische Bildung 'pbp'

    ... wurden rechtsextreme Gruppen und Organisationen nach 1989 aus den alten Bundesländern finanziell und personell intensiv unterstützt.

Nächster Artikel