"Für das unermessliche Unrecht" - Steinmeier bittet Sinti und Roma erneut um Vergebung

Mo 24.10.22 | 12:27 Uhr
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, seine Ehefrau und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma (r) sitzen am 24.0.2022 beim Festakt am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma nebeneinander. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2022 | Bild: dpa/Soeren Stache

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag in Berlin an die Eröffnung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma vor zehn Jahren erinnert. In diesem Rahmen hat er die anhaltende Diskriminierung in Deutschland und Europa kritisiert.

Die alten romafeindlichen Vorurteile hielten sich in vielen Teilen der Gesellschaft hartnäckig, so Steinmeier weiter.

Steinmeier bat erneut um Vergebung "für das unermessliche Unrecht, das den Roma Europas in der Zeit des Nationalsozialismus von Deutschen angetan wurde". Dabei erinnerte er auch an "die Missachtung, die deutsche Sinti und Roma nach Kriegsende auch in der Bundesrepublik erfuhren".

Mit dem zwischen Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude gelegenen Gedenkort bekenne sich Deutschland zu seiner Verantwortung, die Erinnerung an den Völkermord an den europäischen Roma wachzuhalten. "Dieser Ort ist ein ständiger Auftrag an Politik und Gesellschaft, an alle, die in unserem Land leben. Wir dürfen nicht vergessen, weil nie wieder geschehen darf, was damals geschehen ist", sagte der Bundespräsident.

Festakt am Mahnmal im Berliner Tiergarten

Bei einem Festakt an dem Mahnmal im Berliner Tiergarten sprachen auch der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, und der Holocaust-Überlebende Zoni Weisz.

Rose sagte am Montagmorgen im rbb24 Inforadio, es gebe aktuell wieder eine Krise und da greife wieder der Mechanismus, dass Rechtsextremisten einen Sündenbock präsentieren wollten. Er forderte, dass im Bildungsbereich mehr getan wird, damit ein anderes Nachdenken beginne.

Rose betonte, auch Sinti und Roma seien Deutsche. Kulturelle Identität stehe nicht im Widerspruch zur nationalen Identität, so der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Das Mahnmal erinnert an die etwa 500.000 von den Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 ermordeten Sinti und Roma. Die Angehörigen der Minderheit wurden systematisch verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt, getötet oder zu Menschenversuchen missbraucht.

Die Anlage in der Nähe des Reichstagsgebäudes und des Brandenburger Tors besteht aus einem großen Bassin mit einem Stein, auf dem täglich eine frische Blume liegt. Heute leben Schätzungen zufolge etwa 70.000 bis 150.000 Sinti und Roma in Deutschland.

Sendung: rbb24 Inforadio, 240.10.2022, 9 Uhr

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