1.600 Stellen allein 2023/24 zu besetzen - Pensionierungswelle fegt Brandenburger Lehrerzimmer leer

Do 20.10.22 | 17:45 Uhr
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Die Lehrerin und eine Schülerin unterhalten sich in der Schule während einer Schulstunde. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.10.2022 | Hanno Geduldig | Bild: dpa/Soeren Stache

Angesichts steigender Schülerzahlen und zugleich vieler Pensionierungen bei den Lehrkräften sucht Brandenburg mit hohem Druck nach neuen Pädagogen: Für das kommende Schuljahr 2023/24 werde mit einem Einstellungsbedarf von knapp 1.600 Vollzeitstellen gerechnet, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag mit. Wenn alle Stellen besetzt würden, wäre das nach dem Schuljahr 2020/21, in dem 1.544 Lehrkräfte unbefristet neu eingestellt wurden, eine neue Rekordzahl.

"In den kommenden Schuljahren ist mit einem weiterhin hohen Einstellungsbedarf zu rechnen, weil mehr Schülerinnen und Schüler Brandenburgs Schulen besuchen werden und parallel Lehrkräfte in den Ruhestand gehen", hieß es in der Mitteilung. Die Zahl der jährlichen Pensionierungen werde voraussichtlich bis 2027 weiter steigen und erst dann zurückgehen.

Landesregierung will Hunderte neue Stellen schaffen

Daher will das Ministerium mit den Lehrerverbänden über eine Veränderung der Teilzeitquote bei den Lehrkräften sprechen, so das Ministerium. Zudem solle nach Möglichkeiten gesucht werden, ältere Lehrkräfte zu motivieren, länger im Dienst zu bleiben. Derzeit gebe es zunehmend frühzeitige Pensionierungen mit 63 Jahren.

Im Entwurf des Doppelhaushalts 2023/24 hat die Landesregierung wegen der steigenden Schülerzahlen für kommendes Jahr bereits 422 neue Stellen für Lehrkräfte eingeplant. Im Jahr 2024 sollen es dann noch einmal zusätzlich 330 Stellen sein.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.10.2022, 19.30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Ich glaube Sie verwechseln da etwas. Lehramtsstudenten nach dem Bachelor haben keineswegs alle Fähigkeiten erlangten und werden im Höchstfall als Aushilfslehrer eingesetzt. Man kann mit ihnen nur volle Zahlen melden, was die Ministerin gerne macht. Nicht umsonst dauert das Lehramtsstudium 5 Jahre inkl. Master und anschließendem Referendariat. Der 12-Punkteplan ist weder ein Plan, noch sind es 12 Punkte, nur Ankündigungen ohne Inhalte. Es mangelt auch, abgesehen vom Wissen um moderne Technik und deren Einsatz, bei der Lehrerschaft nicht am methodisch-didaktischen Werkzeugkasten. Es mangelt an Personal, Ausstattung und Räumlichkeiten.

  2. 15.

    Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass es gar keinen Lehrermangel gibt. Bin ausgebildete Grundschullehrerin (incl. 2. Examen) aufJobsuche, bekomme aber aus Brandenburg immer wieder Absagen, jüngere Lehrer werden dort offenbar bevorzugt. Berufserfahrung und jahrelange Arbeit im Schulsystem zählen wenig, die Abschlussnote dagegen alles. Solange Brandenburg dermaßen auf dem hohen Ross sitzt mit seiner "Bestenauslese" sehe ich keinen Lehrermangel, sondern einfach nur Sachbearbeiter, die ohne Sinn und Verstand entscheiden, ohne Ansehen der Person. Lieber ein Quereinsteiger oder jemand ganz ohne Abschluss, als jemanden mit Lebens- und Berufserfahrung. Lieber jüngere Kolleginnen, die schwanger werden, sobald die Tinte auf dem Vertrag getrocknet ist.
    Wenn mal ein Angebot kommt, dann gerne in weitweitweg, man fährt ja gerne 100 km + zum Arbeitsort, ist total umweltfreundlich und kostet kaum Lebenszeit.
    Ganz ehrlich, mich wundert, wer überhaupt noch in dem Beruf arbeiten möchte.

  3. 14.

    " Es werden einfach noch mehr Quereinsteiger eingestellt und ohne ausreichende pädagogische Ausbildung auf die Schüler und Schülerinnen losgelassen." Sie hätten dem Livestream des Ausschuss heute folgen sollen, dann wüssten Sie, das Ihre Aussage einer Überprüfung nicht standhält.
    Aber vielleicht ändert der RBB ja noch den Artikel und vervollständigt um die Aussagen, die von der Uni kamen.
    Bis dahin gerne auch Kommentare lesen unter https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/10/brandenburg-grundschule-unterricht-deutsch-mathematik.html

  4. 13.

    Dem kann ich mich nur anschließen. Wobei man durchaus auch die Schüler berücksichtigen muss, das ist sehr eng miteinander verwoben, denn ohne Schüler gäbe es auch keine Lehrer und umgekehrt. Und die machen nebenbei bemerkt wirklich einen guten Job! Man muss die Dinge aber auch beim Namen nennen dürfen. Und da sollte ruhig auch mal die Pausensituation angesprochen werden. Und jetzt kommt der kalte Winter mit dem Gasmangel! Das wird einfach unter den Tisch fallen gelassen, danach kräht kein Hahn.

  5. 12.

    Danke für den Beitrag! Habe herzhaft gelacht. Informative, nüchtern formulierte, sachlich umfassende Presseartikel, aufgrund derer man sich fundiert eine eigene Meinung zur Thematik bilden kann? Erwarten Sie sowas? Trösten Sie sich, ich kann mit den Zahlen auch nichts anfangen, außer daß irgendjemand aufgrund irgendwelcher Informationen zu dem Schluß gekommen ist, daß in BB Lehrermangel sein wird. Differenzierter wird's wohl nicht werden. Ich habe gerade neugierhalber nachgeschlagen, um mir weniugstens etwas Relation zu verschaffen: In BB gibt es derzeit rd. 740 Schulen in öffentlicher Trägerschaft (incl. Berufsschulen u. zweiter Bildungsweg). Mit 1600 gerechnet, würden an jeder Schule 2 Lehrer fehlen, und zusätzlich an etwa 120 Schulen noch einer mehr. Hm. Nun hab ich immer noch kein genaues Bild von der Situation. - Apropos Lehrermangel: Welle fegt Zimmer leer?

  6. 11.

    "dem Schuljahr 2020/21, in dem 1.544 Lehrkräfte unbefristet neu eingestellt wurden" Leider wird immer nicht gesagt, wieviele Lehrer in der Zeit ausgeschieden sind und wie man vorher lernen konnte, heißt unbefristet neu eingestellt nicht unbedingt wirklich neu, da wohl einige schon vorher befristet eingestellt waren. Es wäre deshalb immer schön, wenn das Saldo über alle Effekte mitangegeben wird - wieviele Lehrer gab es insgesamt vorher an den Schulen (unabhängig von der Vertragsart) und wieviele Lehrer gibt es insgesamt nach den Einstellungen für das neue Schuljahr (auch unabhängig von der Vertragsart). Erst so kann man doch sehen, ob es insgesamt wirklich mehr geworden sind.

  7. 10.

    Merken Sie das jetzt erst ?? Vorausschauend planen ist doch in unserem Ländle ein Fremdwort, und die Deppen haben Bestandsschutz. Man muss sich doch nur mal anschauen, mit welcher Vita die Amtsinhaber eingestellt werden. Sachkenntnis kann, muss aber nicht. Hauptsache, das Parteibuch stimmt.

  8. 9.

    Warum wird immer an der Zukunft gespart? Warum setzt sich niemand für die Rechte der Kinder ein?

  9. 8.

    JA!!! Ist ja nicht wie in GB: Truss tritt zurück, weil sie merkt, dass sie es nicht kann.

  10. 7.

    Die Pensionierungen kamen ja auch ganz überraschend. Das konnte im Ministerium niemand wissen! Sind wir denn nur noch von Deppen umgeben?

  11. 6.

    Wenn die verantwortlichen Politiker (seit Jahren und über mehrere Legislaturperioden hinweg) ihre "Hausaufgaben" gemacht hätten, wäre es nicht zu diesem Lehrermangel gekommen. Es ist doch so einfach, sich einen Überblick über die Altersstruktur zu verschaffen, so daß man weiß, in welchem Jahr wie viele Lehrer aus dem Schuldienst ausscheiden. Dann kann sich darauf vorbereiten. Doch die Politiker denken und handeln nur von Wahl zu Wahl. Danach: Nach mir die Sintflut.

  12. 5.

    P.S. Besonders frech und dreist wäre es ja, wenn man in der Öffentdie Missgunst mit Halbwahrheiten fördert, um so den „Boden zu bereiten“ verdiente Pensionsansprüche streitig zu machen nachdem das Land jahrelang den Arbeitgeberanteil eingespart hat und die Lehrer so einiges mitmachen mussten....was nicht jeder weiß.

  13. 4.

    Kann man sich noch erinnern, was für Strafen angedroht wurden, wenn man die äußerst wichtigen Zensusdaten nicht einreicht? Gerecht wäre, wenn die Strafen auch für Leute gibt, die diese anzuwenden haben und es bewusst nicht tun. Weil die Kassenlage es nicht erlaubt, müssen die sich nicht wehrenden Kinder und Enkel dafür aufkommen? Echte Nachhaltigkeit kann man auch so leben, nicht nur mit reden, sitzen oder festkleben.

  14. 3.

    Hoffentlich bedenken das die Menschen die in Scharen Berlin den Rücken kehren. Aber auch andernorts pendeln Kinder mit dem Überlandbus zu den Kreisschulen, also alles machbar.

  15. 2.

    Ich selbst arbeite als Erzieher im Hort- Bereich mit enger Zusammenarbeit einer GS. Ich begleite zur Zeit eine 2. Klasse vormittags im Unterricht. Falls ich die Möglichkeit hätte, mit 63 in den Ruhestand zu gehen, würde ich es sofort tun. Die Arbeitsbedingungen, aufgrund der großen Klassen und der immer geringer werdenden Personalanzahl, sind meiner Meinung nach kaum noch haltbar.
    Gute Bezahlung (auch für die Erzieher) sind nicht die Lösung, aber ein guter Schritt nach vorne. B-Senatmusslernen.

  16. 1.

    Das wird Fr. Ernst wie immer als halb so schlimm abtun. Es werden einfach noch mehr Quereinsteiger eingestellt und ohne ausreichende pädagogische Ausbildung auf die Schüler und Schülerinnen losgelassen. Die Ministerin wird ihrem Namen leider nicht gerecht und nimmt die Personalfrage nicht ernst. Für sie zählen nur besetzte Posten, egal ob die Person darauf geeignet ist oder nicht. Ich spreche nicht von formaler inhaltlicher Eignung, die bringt ein Bauingenieur für Mathematik sicher mit. Aber anders als auf einer Baustelle, braucht’s bei Kindern ein anderes Vorgehen. Fr. Ernst spricht von falscher Organisation im Bildungswesen, nun, Sie sind die Ministerin, dann organisieren Sie doch endlich mal. Nur müsste man sich dann auch mal mit den Bedarfen von Bildung befassen und nicht nur mit den Bedarfen an Zahlen.

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