Neue Aktionen von "Letzte Generation" - Bischof Stäblein für stärkeren Dialog - CDU fordert "harte Linie"

Mo 12.12.22 | 19:01 Uhr
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Archivbild: Polizisten lösen die Hand eines Klimaaktivisten vom Asphalt auf der Invalidenstraße. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
dpa/Jörg Carstensen
Audio: rbb24 Inforadio | 12.12.2022 | Interview mit Bischof Stäblein zu Klima-Protesten | Bild: dpa/Jörg Carstensen Download (mp3, 7 MB)

Im Stau stehen, weil Klima-Demonstranten die Straße blockieren: Darin haben Autofahrer in Berlin inzwischen Routine. Auch am Montag hat die "Letzte Generation" wieder den Verkehr gestört.

Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben am Montag wieder wichtige Autobahnauffahrten in Berlin blockiert. Die Polizei sprach von sechs Einsatzorten, die bis zum späten Vormittag erst zum Teil geräumt waren. Betroffen waren demnach unter anderem:

  • die Kreuzung Spandauer Damm Ecke Fürstenbrunner Weg

  • an der Stadtautobahn A100 die Abfahrt Messedamm

  • der Bereich Beusselstraße / Seestraße

  • die Zufahrt vom Grazer Damm am Kreuz Schöneberg

Zwei Protestierende in Gewahrsam

Außerdem seien laut dem Sprecher auf der A115, der Avus, stadteinwärts zwischen Hüttenweg und Dreieck Funkturm Personen auf eine Schilderbrücke geklettert. Dort wurde deshalb aus Sicherheitsgründen die linke Spur gesperrt.

Am Nachmittag folgte laut Polizei eine weitere Blockade-Aktion auf der A100 an der Ausfahrt Innsbrucker Platz.

Nach Polizeiangaben wurden 41 Protestierende festgestellt und zwei von ihnen in Gewahrsam genommen.

Evangelischer Bischof fordert Diskussion über mehr Klimaschutz

Die "Letzte Generation" verlangt von der Bundesregierung einen besseren Klimaschutz und fordert unter anderem ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen. Sich mit diesen Anliegen stärker auseinanderzusetzen, forderte am Montag der Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, im rbb24 Inforadio.

Er sagte, es gehe darum, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das gemeinsame Anliegen sei, die Schöpfung zu bewahren und das Klima zu schützen. Eine Diskussion darüber bedeute nicht, Rechtsbruch zu legitimieren: "Das behaupten auch die Aktivist:innen nicht." Ihre Aktionen lebten von dem störenden Rechtsverstoß. Die Beteiligten seien bereit, die Konsequenzen dessen zu tragen.

Der Landesbischof äußerte Verständnis für die Forderungen nach einem entschlosseneren Vorgehen beim Klimaschutz. "Um die Dinge, um die es geht, wissen wir eigentlich schon lange." Die Gesellschaft habe in den letzten Jahrzehnten hier eine "gewisse Behäbigkeit" gezeigt.

Die evangelische Kirche veranstaltet Montag Abend eine Podiumsdiskussion, zu der auch die Berliner Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und eine Vertreterin der Gruppe "Scientist Rebellion" erwartet werden.

Berliner CDU will Verbot der Klebe-Proteste nach Münchener Vorbild

CDU-Fraktionschef Kai Wegner forderte hingegen eine harte Linie. München gehe konsequent gegen die "Klima-Kleber" vor. Dort seien deren Protestaktionen auf für Rettungsdienste wichtigen Straßen, an Brücken oder Autobahnen verboten. "Die Berliner Innensenatorin sollte es genauso in Berlin anordnen", erklärte Wegner. Die Aktivisten störten "auf lebensgefährdende Weise den Verkehr" und seien "eine Gefahr für die Berliner".

Der Berliner FDP-Generalsekretär Lars Lindemann sprach von "kriminellen Straftäterinnen und Straftätern", die die Berliner im Berufsverkehr "terrorisieren". Er forderte, die Straßenblockaden per Allgemeinverfügung zu verbieten und "den Kriminellen den Führerschein zu entziehen".

Auch die Gewerkschaft der Polizei teilt mit, es sei Aufgabe der Politik, den sozialen Frieden zu sichern. "Diese täglichen Blockaden von wichtigen Verkehrsadern in der Hauptstadt müssen ein Ende haben", sagte Sprecher Benjamin Jendro. "Die Möglichkeit der Ingewahrsamnahme für vier oder sieben Tage würde ihren Teil dazu beitragen und verhindern, dass unsere Kollegen bei Wind und Wetter mit bürgerfreundlicher Kommunikation und reichlich Speiseöl jeden Tag aufs Neue ausrücken müssen." Das Speiseöl dient zum Lösen des Klebstoffs an der Fahrbahn.

Derzeit können die Aktivisten nach Angaben der Polizei bis zu 48 Stunden vorsorglich in Gewahrsam genommen werden. In Bayern ist ein solcher vorbeugender Arrest für bis zu 30 Tage möglich. Diese lange Frist hat eine Debatte über die Verhältnismäßigkeit ausgelöst. Die Aktivisten verstehen ihren Protest als gewaltlosen zivilen Ungehorsam. Sie ziehen mitunter großen Unmut der Betroffenen auf sich und verursachen teils gefährliche Situationen im Verkehr.

Sendung: Fritz, Nachrichten, 12.12.2022, 10:30 Uhr

 

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29 Kommentare

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  1. 28.

    Wir wissen es ja liebe CDU bei Linken und anderen Progressiven bei Rechten verharmlosen. Nichts neues aber viel altes aus der Kohl-Ära.

  2. 27.

    Die Kirche sollte sich mal lieber um ihre eigenen Probleme kümmern. Davon gibt es genug. Z.B der permanente Mitgliederschwund. Warum wohl ?! das hier führt sicher nicht zu massenhaften Eintritten !

  3. 26.

    Die Berliner CDU und eine sogenannte Polizeigewerkschaft wollen das Recht auf Demonstrationsfreiheit "auf wichtigen Straßen" abschaffen. Ich lese Nachrichten über Berlin, und sie klingen wie Nachrichten aus dem Iran.

  4. 25.

    In Australien wurde gerade für denselben Unfug eine Freiheitsstrafe von 15 Monaten verhängt . so ist es richtig !

  5. 24.

    Auf jeden Fall eine bessere Zukunft, als wir unter RGR zu erwarten haben. Es kann NUR besser werden!!!

  6. 23.

    Die Kirche forderte Anfang der 90er eine Aussöhnung mit RAF-Terroristen, damals hätte ich am liebsten den Fernseher eingetreten.

  7. 22.

    War anscheinend so schwierig zu realisieren, dass am Tempolimit (welches ich begrüßen würde) fast die Regierungskoalition gescheitert war, bevor sie sich überhaupt gefunden hat. An diesem Thema hängen viel mehr Lobbyinteressen als Sie glauben.

  8. 21.

    Menschen mit gewichtet geringerem Einkommen wählten früher die Linke, haben sich aber enttäuscht der AfD zugewandt. Ist Ihnen die lieber?

  9. 20.

    Hoffe Sie haben die eine Null nur vergessen. Es sind 8 von 100.
    Der Wald ist futsch und den Knall haben hier einige immer noch nicht gehört.

  10. 19.

    Inhaltlich mag man mit dem Herrn Bischof übereinstimmen oder nicht.
    Ich Frage mich aber, warum dieser einen extra Sendeplatz bekommt? Als Vertreter der an einen imaginären Freund (bestenfalls) Glaubenden. Das genügt?

  11. 18.

    Wenn ich ein schnelles Auto hätte um damit zu den wenigen verkehrsarmen Zeiten sehr schnell zu fahren und dies nicht mehr könnte würde ich es vielleicht verkaufen. Was mache ich mit dem vorhanden Geld dass ich für den teuren Unterhalt spare? Zum Beispiel mehr Flugreisen oder/und mehr Steakhaus-Besuche. Energie- und Ressourcenverbrauch verlagern sich also nur. Auch für Null Euro fahre ich nicht in vollen Zügen. Die Forderungen sind also größtenteils sinnlos. Und auf Nötigungen, Blockaden und Erpressungen gehe ich schon gar nicht ein.

  12. 17.

    "Welchen Effekt soll das vom Spitzenkandidaten der CDU gewünschte Verbot nach Münchner Vorbild haben?"
    Es steht Wahlkampf an und Herr Wegner bringt sich und die CDU in eine für den Wähler erkennbare Position!
    Bin mal gespannt ob sich andere Parteien auch so klar äußern.
    Die Themen Kleblinge, Straßenverkehr, Wohnungsbau, Schulen/Kitas und Gesundheit werden maßgeblich eine Rolle im Wahlkampf spielen.
    Liebe Berliner, geht bitte im Feb 23 wählen, es geht um eure Stadt!
    Auf das was Kirchenvertreter sagen achte ich schon lange nicht mehr da ich der Kirche schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt habe.

  13. 16.

    Soso Herr Fritsch "Die CDU bietet sich an!" - für was denn bitte?
    Zunächst einmal sicherlich nur für Leute, die es für selbstverständlichen Durchschnitt halten, 3-3500 Netto /Monat zu erlösen. Und deshalb genau so Steuer, Sozial- überhaupt Verordnung und Gesetz umsetzen.
    Betrifft mehr als 1/3 der Menschen überhaupt nicht. Die haben auch nichts von CDU-Personal, das auf Fahrradwegen rumsteht und sich darüber lustig macht. Wir kennen auch keinen kohärenten Verkehrsplan der CDU. Ausser das man das Auto nicht so einschränken darf. Zur Durchmischung der Stadtgesellschaft und bezahlbarem Wohnraum, kennt und vertritt die CDU nur Rezepte, die genau das bedrohen. Als Bundesregierung hat eine CDU Klimaverträge gleich Kettenweise gebrochen. Klar ist sie jetzt dafür, dass die in den Knast kommen, die (auch)die CDU dafür anklagen.
    Von der CDU ist für Berlin seit Jahren nichts als reaktionäres Genöhle und die üblichen Floskeln gekommen.
    Welche Zukunft sollte das sein?

  14. 15.

    Die christliche Kirche in BRD hat fertig.

  15. 14.

    "Derjenige der meint,
    dass seine Freiheit eingeschränkt
    wird, meint eigentlich seine
    Rücksichtslosigkeit auf Kosten
    Anderer ausüben zu dürfen."

    Seltsame Ansicht, die sie da haben. Diese vielen Menschen, die ständig behindert werden und auf dem Weg zur Arbeit sind oder ihrer Arbeit nachgehen, sind also rücksichtslos anderen gegenüber? Irgendwas stimmt mit ihnen nicht!

  16. 13.

    Aktivist Tadzio Müller Ende 2021 im Spiegel-Interview: "Wer Klimaschutz verhindert, schafft die grüne RAF"
    Welcher demokratische Politiker kann und darf mit solchen Aktivisten ins Gespräch kommen? Gewaltlos sind die Straftaten der Aktivisten nie gewesen. Die drohen die Gesellschaft zu spalten anstelle den Klimaschutz zu stärken.

  17. 12.

    Zum Glück haben beide Kirchen nichts mehr zu melden; aus der realen Welt haben sie sich ja schon längst abgemeldet. Was ein Bischof Stäblein zu meinen glaubt, ist deshalb so irrelevant wie sein Rechtsverständnis. Interessant ist nur, dass heutige Theologen offensichtlich die sog. „Zwei-Reiche-Lehre“ nicht mehr verstehen.

  18. 11.

    Also wenn in allen anders gelagerten Fällen, wie Leerdenker, Klimaleugner, Impfgegener, Reichsbürger, Rassisten etc. als Therapie der ständige Dialog verordnet wird, mit dem Hinweis auf die Fliehkräfte in unserer Demokratie, dann kann das Rezept mit dem Umgang mit LG ja nicht die Ausgrenzung, Polarisation und harte Bestrafung sein.
    Zumindest nicht, wenn man wenigstens den Anspruch auf Konsistenz in seinen Maßnahmen erhebt und nicht, wie offensichtlich von der CDU betrieben, politisch ehr nach Geschmäckle handelt, zumal die Bewegründe von LG zudem real und rational sind.

  19. 10.

    Münchener Theaterdonner, und Herr Wegner möchte scheinbar die Hauptrolle im berliner Gastspiel übernehmen. Diese Aktionen sind schon immer, aufgrund ihrer Ausführungen, strafwürdig gewesen. Und solange die Justiz nur Geld und /oder Bewährungsstrafen verhängt, wird es munter weiter gehen. Die Herrschaften werden finanziell von starken Partnern unterstützt. Erst die mehrmonatige Freiheitsstrafe ohne Bewährung dürfte Wirkung zeigen.

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