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Audio: rbb24 Brandenburg Aktuell | 16.01.2024 | Franziska Tenner | Quelle: rbb/Haase-Wendt

Perleberg

Späti-Automaten sollen Kleinstädter auch nachts versorgen

Abends Snacks oder Getränke schnell vom Späti holen? In Berlin ist das kein Problem. In den Brandenburger Kleinstädten sieht das anders aus. Dort gibt es spätabends oder sonntags kaum eine Nahversorgung. In Perleberg ändert das ein Automaten-Späti nun. Von Björn Haase-Wendt

Was tun, wenn abends auf der Couch bei ein guter Film kommt die Heißhunger-Attacke oder spontan kündigen sich Freunde an - aber die Schränke sind leer? Snacks, etwas Schokolade und ein paar kühle Getränke müssen her. In der Großstadt ist das kein Problem, der nächste Späti ist um die Ecke. In einer Brandenburger Kleinstadt wie Perleberg sieht es da schon schlechter aus. Selbst die Tankstellen haben hier nachts geschlossen. In Perleberg gibt es nun die Lösung: den Automaten-Späti. Drei Prignitzer Jungunternehmer haben das Projekt gestartet und wollen mehr als nur den schnellen Snack anbieten.

Nahversorgung fehlte in Innenstadt

Bei der Stadtverwaltung rennen Jonas Wieck, Jannis Hoffmann und Max Penkuhn offene Türen ein. Denn schon seit längerem ist die Nahversorgung in den sogenannten Randzeiten in der Innenstadt ein Problem. "Wir haben die Perleberger und Perlebergerinnen gefragt, was sie sich für die Innenstadt wünschen. Ein Wunsch war immer wieder, dass Lebens- und Genussmittel angeboten werden", erklärt Leerstandsmanager Jens Knauer vom Technologie- und Gewerbezentrum Prignitz.

Mehrere Monate habe man gesucht - allerdings zunächst ohne Erfolg. Gespräche mit großen Supermarktketten über die Schaffung eines kleinen Kiezmarktes fruchteten nicht, weil die Räume den Anbietern nicht groß genug waren und zu wenig Kundschaft befürchtet wurde. Sie setzen eher auf größere Märkte am Rande der Altstadt, sagt Knauer.

Leerstandsmanager Jens Knauer ist vom Konzept des Automaten-Spätis überzeugt. | Quelle: rbb/Haase-Wendt

Snacks, Getränke und regionale Produkte

Das Konzept der drei Jungunternehmer passt hingegen. "Wir haben in Wittenberge schon einen Standort mit einem Automaten, hier ist es nun ein vollständiger Laden", erklärt Mitgründer Jannis Hoffmann. In dem leerstehenden Geschäft in der Puschkinstraße – gegenüber vom Gymnasium - stehen vier Verkaufsautomaten, die ohne Personal auskommen. Dort gibt es rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, Softdrinks, Bier, Kaffee, Snacks und Sandwiches – aber eben auch mehr: Dinge des täglichen Bedarfs von Pflaster über Duschgel bis zu Hygieneartikeln.

Ein zweiter Schwerpunkt soll auf regionalen Angeboten liegen. "Das ist uns sehr wichtig. So dass jeder regionale Produzent die Möglichkeit hat, neue Vertriebswege zu erschließen ohne viel Risiko", sagt Jannis Hoffmann. Erste Produzenten sind schon dabei, wie der Perleberger Senf oder das Prignitzer Trockenfleisch. Ein italienisches Restaurant aus Perleberg will selbst hergestellte Panini anbieten, und es gebe Gespräche mit regionalen Bäckern und Fleischereien. Für den Perleberger Leerstandsmanager Jens Knauer kann die Regionalität eine Chance sein: "Heute müssen sich die Kunden oftmals die regionalen Produkte mühsam in der Prignitz zusammensuchen. Hier kann man es konzentrieren und auch den Touristen am Wochenende anbieten."

Die Automaten bieten Snacks, Getränke aber auch regionale Produkte an. | Quelle: rbb/Haase-Wendt

Unterstützung für Gründer

Die Stadt unterstützt das Vorhaben über das Bundesförderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren". Bis August 2025 müssen die Jungunternehmer für das Geschäft nur einen Euro pro Quadratmeter und die anfallenden Nebenkosten zahlen. So könnten sich die Neuunternehmer etablieren, sagt Perlebergs Bürgermeister Axel Schmidt. "Es ist natürlich auch ein Test, Personalkostenarm etwas für die Bevölkerung anzubieten, und auf der anderen Seite ein Test, wie wir Belebung in die Stadt bekommen". Denn die Hoffnung sei auch, dass junge Menschen die Innenstadt wieder für sich entdecken und so in dem ein oder anderen Geschäft vorbeischauen.

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Das Konzept kommt an

Der Zuspruch ist am ersten Tag jedenfalls vorhanden. Etwa von Jonas aus Birkholz bei Karstädt. Er kennt die Automaten schon aus Wittenberge. Das es nun ein ganzes Geschäft mit größerer Auswahl gibt, findet er gut: "Abends, wenn nichts mehr aufhat kann man noch was kaufen und es ist auch nicht so teuer, wie an der Tankstelle, die Jugend ist hier schon viel unterwegs."

Aber auch ältere Perleberger finden den Automaten-Spätkauf keine schlechte Idee und haben Ideen für die Sortimentserweiterung: "Wenn ich abends feststelle, ach wir haben keine Butter im Haus, dann könnte man sich hier ein kleines Stück holen oder ein Tütchen Zucker", sagt Birgit Sturm. Ihr Mann Peter fügt hinzu: "Wenn schon Leberwurst hier drin ist, dann gehört auch Brot dazu. Für spontane Dinge ist das doch wunderbar."

Das Interesse am Automaten-Späti ist also vorhanden – und vielleicht schließt das Konzept eine Lücke, wo die klassischen Supermärkte kein Angebot schaffen wollen.

Sendung: rbb24 Brandenburg AKtuell, 16.01.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

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