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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 18.01.2024 | F. Tenner | Quelle: dpa/Hopf

Waldschäden rund um Neuruppin

Wenn Biber auf Buchen treffen

Hunderte Bäume sind rund um Neuruppin angenagt oder bereits gefällt. Biber fühlen sich an den Seen der Umgebung wohl. Spaziergänger sorgen sich um den Wald als CO2-Speicher. Dabei profitiert die Natur auch von dem baumfällenden Tieren. Von Björn Haase-Wendt

Der Schnee fällt im Wald unweit von Stendenitz, einem kleinen Ort nördlich von Neuruppin. Stadtförster Stephan Peter blickt auf die Buchen im Uferbereich. Hier an den Kellenseen ist der Biber besonders aktiv und hinterlässt seine Spuren. An unzähligen Laubbäumen ist die Rinde auf einer Höhe von bis zu einem Meter komplett abgenagt.

"Der Biber versucht hier seinen Lebensraum zu gestalten, indem er Buchen, die relativ nah am Ufer stehen, benagt, junge Buchen auch als Nahrung fällt", erklärt der Stadtförster. Der Biber will den Uferstreifen also erweitern, damit er schnell an seine Nahrung kommt - getreu dem Motto: Schnell raus aus dem Wasser, ran ans Land und Gräser und junge Bäume fressen.

Quelle: rbb/Haase-Wendt

Mehr Licht für das Baumwachstum

Allerdings stören die Buchen, die mit ihrem dichten Blätterdach kaum Sonnenlicht an den Boden lassen und so das Wachstum von Gräsern und Co. verhindern. "Der Biber versucht also Licht auf den Boden zu bringen. Wenn wir uns hier umschauen, gibt es so gut wie keine Bodenflora", sagt Neuruppins Stadtförster.

Und der Biber leistet für sich beste Arbeit: Es reiht sich Baum an Baum, bei denen die Rinde abgenagt ist – das endgültige Aus für die Buchen: "Der Saftfluss ist unterbrochen, so dass die Buche dann über Jahre abstirbt", erklärt Peter.

Natur- versus. Denkmalschutz

Der letzte Biber vom Schlosspark Sanssouci

Biber stehen unter Naturschutz und erobern sich ihre Lebensräume zurück - zum Leid der Bäume. Aus dem Schlosspark Sanssouci wurde deswegen bereits eine Biberfamilie umgesiedelt. Vermutlich blieb ein Nager zurück. Von Valentin Brückner

Quarzsand gegen den Biber

Auch im Revier bei Fristow – an Zermützel- und Teufelssee - ist der Biber seit vier, fünf Jahren verstärkt aktiv. Die Forstleute müssten nun einen Kompromiss eingehen zwischen dem Erhalt der Bäume und den Interessen des geschützten Bibers, erläutert der dortige Revierförster Frank Köhler vom Landesbetrieb Forst Brandenburg. So werden ausgewählte Bäume mit einem speziellen Schutzanstrich, dem sogenannten Schälschutz, bestrichen. "Da sind Quarzsandanteile erhalten, die für den Biber geschmacklich uninteressant sind beziehungsweise ihn davon abhalten, diese Bäume anzufressen", erklärt Köhler.

Nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums bietet das Bindemittel-Quarzsand-Gemisch einen langfristigen Schutz von zehn bis 15 Jahren. Und auch rund um Neuruppin sind Erfolge zu sehen. Bäume, die mit dem Schutz angestrichen wurden, lässt der Biber links liegen. Andere ohne Schutz direkt daneben sind angenagt. Allein im Neuruppiner Stadtforst wurden rund 600 Bäume damit bestrichen. Finanziert wurde der Einsatz über eine Förderrichtlinie des Landes.

Das Quarzsand-Gemisch kommt vor allem an Bäumen zum Einsatz, die besonders schützenswert sind – etwa stattliche Buchen oder Bäume, die dicht an Wanderwegen stehen und zur Gefahr für Spaziergänger und Wanderer werden könnten. Denn nach drei bis vier Jahren ist die angenagte Buche im Ernstfall abgestorben und kann umstürzen. "Da ist es teilweise schon zu gefährlich ranzugehen, um sie zu fällen", sagt Neuruppins Stadtförster Stephan Peter.

Quelle: rbb/Haase-Wendt

Gefahr für den Wald?

Allerdings sorgen sich Wanderer und Spaziergänger, die sich an den rbb gewandt haben, auch um den Wald und seine Funktion als CO2-Speicher. Förster Frank Köhler beruhigt. Auch wenn es wichtig sei, alte große Buchen zu erhalten: "Das sehe ich eher entspannt, der Wald ist ein dynamisches System. Bäume sterben ab, werden zersetzt, dafür kommen neue nach. Das ist ja ein Kreislauf, in dem wir uns befinden."

Außerdem sei der Biber auch im Einsatz für die Natur. So sorge er mit seinen Dämmen dafür, dass das Wasser länger in der Landschaft bleibe. "Weil ehemalige Wiesenbereiche wieder vernässt werden. Da reden wir ja auch über den Moorschutz", sagt der Fristower Revierförster. Auch am Teufelssee zeigt sich das: Hier wurde lange Zeit versucht, künstlich den Wasserspiegel anzuheben – ohne Erfolg. Dann kam der Biber und errichtete mehrere Staustufen. Das hat den Wasserstand um bis zu einen Meter angehoben.

Die Förster beobachten aber weiter das Werk des Bibers. Aufgrund des Schutzanstriches rückt er weiter in die Wälder vor und vergrößert seinen Wirkungskreis. "Da müssen wir also vielleicht nochmal reagieren", sagt Neuruppins Stadtförster.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 18.01.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

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