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Quelle: rbb|24/dpa/Hauke-Christian Dittrich

Datenanalyse | Berlin

Die Impfungen zeigen Wirkung

Seit Mitte Februar steigen in Berlin die Corona-Infektionszahlen wieder an - nur in der Gruppe der Menschen, die besonders gefährdet sind, sinkt die Inzidenz weiter. Eine Datenanalyse zeigt: Dieser kleine Unterschied dürfte riesige Auswirkungen haben. Von Dominik Wurnig

Am 17. Februar war die Talsohle in Berlin erreicht: Die 7-Tage-Corona-Inzidenz sank auf 54 pro 100.000 Einwohner. So niedrig hatte der Wert zuletzt Anfang Oktober 2020 gelegen. Doch die Talsohle war auch schnell durchschritten: Seit Mitte Februar steigt die Zahl der Neuinfektionen und die Sieben-Tage-Inzidenz nun wieder an.

Allerdings widersetzt sich eine kleine Gruppe dem Trend der steigenden Infektionszahlen: die Gruppe der Menschen über 80 Jahre. Zwar sind sie wohl keine widerspenstigen Gallier, doch auch sie haben eine Art Zaubertrank: die Impfung gegen das Coronavirus. Während bei allen Altersgruppen unter 80 Jahren die Inzidenz-Zahlen zuletzt gestiegen sind, sinken sie in der Gruppe sowohl der 80- bis 89-Jährigen wie auch der Über-90-Jährigen - und das seit Wochen. Die Entwicklung in dieser Altersgruppe ist entscheidend. Denn über 65 Prozent aller Berliner Corona-Toten waren 80 Jahre oder älter waren.

Warum das eine sehr gute Nachricht ist

Covid-19 betrifft alle, aber nicht alle gleich. Das Risiko eines schweren Verlaufs oder an Corona zu sterben, steigt mit dem Alter massiv an. Das zeigt eine Studie aus dem "European Journal of Epidemiology" [springermedizin.de], die detailliert den Anteil der Verstorbenen pro Infizierten in jeder Altersgruppe berechnet.

Für alle Menschen jünger als 62 Jahre liegt das Risiko, dass eine Corona-Infektion tödlich endet, bei unter einem Prozent. Je jünger die Erkrankten sind, um so geringer wird der Verstorbenen-Anteil. Diese Berechnung bezieht allerdings Risikofaktoren wie Vorerkrankungen oder eine Schwangerschaft nicht mit ein.

Mit dem Alter steigt das Sterberisiko. Bei 70-Jährigen liegt der Anteil der Verstorbenen schon bei rund 2,5 Prozent, bei 80-Jährigen bei 8,5 Prozent und bei 90-Jährigen bei 28 Prozent. Das bedeutet: Mehr als einer von vier 90-Jährigen mit einer Covid-Infektion stirbt auch daran. Deshalb ist die Impfung der alten Menschen so wichtig, um Corona-Tote zu verhindern.

Wie die Impfung das Sterblichkeitsrisiko verändert

Über 80-Jährige werden zurzeit ausschließlich mit den beiden mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer sowie Moderna geimpft. Das Robert-Koch-Institut beziffert deren Wirksamkeit zur Verhinderung einer schweren Covid-19-Erkrankung mit 96 Prozent [rki.de]. Das heißt, statistisch gesehen wird bei 24 von 25 voll geimpften Personen eine schwere Covid-Erkrankung verhindert.

Nimmt man dieser Wert als Grundlage zur Neubestimmung des Infizierten-Verstorbenen-Anteils zeigt, sich wie schnell und stark sich der Impffortschritt bei den Menschen über 80 auswirkt.

Die obige Grafik zeigt eine schematische, vereinfachte Darstellung. Sie zeigt auch, wie sich der Sterblichkeitsanteil verändern würde, wenn Menschen über 80, 70 bzw. 60 Jahren (Auswahl über blauen Button in der Grafik) durchgeimpft sind. Für diese Berechnung wurde angenommen, dass die Wirksamkeit einer Verhinderung eines tödlichen Verlaufs ebenso bei 96 Prozent liegt.

Ohne Impfung würden die Infektionen auch bei Älteren ansteigen

Warum die Infektionen in einer bestimmten Gruppe steigen oder sinken, lässt sich kurzfristig kausal nicht beweisen. Die Vermutung liegt aber auf der Hand: Die Impfung der über 80-Jährigen zeigt erste Erfolge. Ohne Impfung würden die Infektionszahlen auch bei den Älteren wieder steigen. Dadurch werden Leben gerettet und die Krankenhäuser entlastet.

Seit Ende Dezember wird geimpft. Erste Priorität haben gemäß der Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums Menschen über 80, Heimbewohner und medizinisches Personal. Laut amtlicher Statistik leben 204.887 Menschen über 80 Jahren in Berlin; in Brandenburg sind es 190.919.

Laut dem Impfquoten-Monitoring des Robert-Koch-Instituts haben (Stand 3. März) 137.085 Berlinerinnen und Berliner auf Grund ihres Alters - also Über-80-Jährige - zumindest die erste Impfdosis erhalten, 67 Prozent dieser Altersgruppe. Sie sind damit zumindest teilweise gegen eine Corona-Infektion geschützt. Das spiegeln die Inzidenz-Zahlen in dieser Altersgruppe wieder.

In Brandenburg wurden dagegen erst 25 Prozent der Über-80-Jährigen geimpft. Insgesamt 47.459 Brandenburger haben auf Grund ihres Alters zumindest eine Corona-Impfung erhalten. Jetzt wird auch in Arztpraxen geimpft, um schneller voran zu kommen.

Beitrag von Dominik Wurnig

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