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Quelle: dpa/Christoph Soeder

Digitale Kontaktnachverfolgung

Gesundheitsämter zögern mit dem Einsatz der Luca-App

Die Berliner Gesundheitsämter zögern beim Einsatz der Luca-App zur Nachverfolgung von Corona-Kontakten. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind die Ämter in allen Bezirken technisch in der Lage, die App zu nutzen - sie sei aber aus verschiedenen Gründen bisher nicht im Einsatz.

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Der Gesundheitsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf Detlef Wagner (CDU) beispielsweise verwies gegenüber der DPA auf die "massive Kritik" von Datenschützern. Dadurch seien noch viele Fragen offen. Auch in anderen Bezirken äußerten die zuständigen Stadträte ähnliche Bedenken.

Im Bezirk Reinickendorf ist die Nutzung seit der ersten Aprilwoche technisch möglich, seitdem kann sie zum Beispiel für Veranstaltungen im Bezirk genutzt werden. Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen (SPD) teilte allerdings mit: "Luca wurde bisher in der Praxis nicht zu einer Kontaktpersonen-Nachverfolgung genutzt, da dies noch nicht erforderlich war." Ähnlich äußerten sich die Behörden im Berliner Südwesten: Das Gesundheitsamt in Steglitz-Zehlendorf sei EDV-technisch mit der Luca-App verbunden. "Ein Datenaustausch hat allerdings hierüber bislang noch nicht stattgefunden."

So lauten die Erfahrungen fast unisono in annähernd allen Bezirken. Alle "technischen und rechtlichen Voraussetzungen" für den Einsatz der Luca-App seien erfüllt, heißt es vom Bezirksamt Pankow. "Im Alltag wurde die App bisher noch nicht eingesetzt", so Gesundheitsstadtrat Torsten Kühne. Der CDU-Politiker nannte noch ein weiteres Problem: Die Luca-App erlaube keine Abstandsmessungen, sondern erfasse nur, wer sich zeitgleich an einem Ort aufgehalten hat. Kühne sagte, der Einsatz der App bei Einrichtungen mit einer größeren Anzahl von Besuchern oder Kunden sei nur begrenzt sinnvoll.

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Ersatz für Papierlisten

Die Luca-App soll bei der Eindämmung der Coronavirus-Pandemie helfen. Sie soll eine digitale Nachverfolgung von Kontaktpersonen bestätigter Corona-Fälle per Smartphone im direkten Austausch mit dem zuständigen Gesundheitsamt möglich machen. Ziel ist es laut Hersteller, Kontakte lückenlos zu dokumentieren und fehleranfällige und möglicherweise unvollständige Papier-Kontaktlisten zu ersetzen.

Die technische Einführung der Luca-App war in Berlin zuerst zögerlich verlaufen. Anfang April meldete die Gesundheitsverwaltung aber, dass der Prozess vor dem Abschluss stehe.

Kritik von IT-Experten

Für die Nutzung des Systems im ersten Jahr hat Berlin rund 1,17 Millionen Euro gezahlt. Darin sind neben der Lizenzgebühr auch die Kosten für die Validierung der Smartphones per SMS und die Serverkosten enthalten. Seitdem gab es allerdings Kritik - nicht zuletzt mit Blick auf Sicherheitsprobleme und Datenschutz, etwa von der Hacker Vereinigung Chaos Computer Club (CCC).

Jüngst monierten 70 deutsche Sicherheitsexperten deutscher Hochschulen in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass die mit dem Luca-System verbundenen Risiken viel höher seien als der zu erwartende Nutzen. Die Macher der App wiesen die Angriffe zurück und verwiesen auf die transparente und kontinuierliche Verbesserung der Anwendung.

Auch Brandenburg hat einen Vertrag mit den Anbietern der Luca-App geschlossen.

Sendung: Fritz, 04.05.2021, 6 Uhr

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