Modellprojekt in Berlin-Mitte - Autofreie Friedrichstraße kostet dieses Jahr mehr als 200.000 Euro

So 29.05.22 | 15:11 Uhr
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autofreie Friedrichstrasse
Bild: Rainer Keuenhof

Das umstrittene Modellprojekt zur autofreien Friedrichstraße in Berlin kostet im laufenden Jahr mindestens 213.000 Euro. Das ergibt sich aus einer Aufstellung der Verkehrs- und Umweltverwaltung für die Haushaltsberatungen im Abgeordnetenhaus, über die am Sonntag zuerst die "Berliner Morgenpost" [morgenpost.de | Bezahlschranke] berichtete.

Knapp 60.000 Euro für Sitzplätze

Laut dem Papier, das auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schlagen "Gestaltungskonzeption und Begleitung der technischen Umsetzung der Aufbauten" mit 62.832 Euro zu Buche. Für Sitzmöglichkeiten sind 56.300 Euro eingeplant, für die Pflege von Grünflächen 36.000 Euro.

Die verkehrliche Begleituntersuchung soll 22.365 Euro kosten. Für die Verstromung und Beleuchtung der sogenannten Showcases auf der Straße, eine Art Vitrine aus Glas, sind 18.469 Euro vorgesehen, für die Straßenreinigung 17.136 Euro.

Auch Mehrausgaben sind möglich

"Mehrausgaben für das Projekt im laufenden Haushaltsjahr sind möglich, können derzeit aber nicht zielgerichtet abgeschätzt werden", erklärt die Verkehrsverwaltung in dem Papier weiter.

Zu rechnen ist damit vor allem deshalb, weil die von Verkehrs- und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) Ende April angekündigte Neujustierung des Modellprojekts "Flaniermeile Friedrichstraße" im Haushalt noch nicht eingepreist ist. Jarasch erklärte damals, dass das bisherige Konzept so nicht funktioniere: Nun sollen der Radweg in der Straßenmitte wegfallen und überall Fußgänger Vorrang bekommen.

Jarasch will zudem eine weitere Umgestaltung des fraglichen 500 Meter langen Abschnitts nach dem Vorbild einer italienischen Piazza. Die benachbarte Charlottenstraße soll Fahrradstraße werden.

Friedrichstraße seit knapp zwei Jahren autofrei

Im Zuge des Modellversuchs ist seit August 2020 der Abschnitt zwischen Französischer und Leipziger Straße, an dem auch das Luxus-Kaufhaus Galeries Lafayette liegt, für Autos tabu. Seither wird das Vorhaben in der Stadt sehr kontrovers diskutiert.

Die FDP-Finanzpolitikerin Sibylle Meister sagte am Sonntag der dpa, das Geld für die Friedrichstraße werde nicht verantwortungsvoll ausgegeben. "Mehr als 200.000 Euro dafür, dass weder Einzelhändler noch Fußgänger noch Anwohner glücklich sind? Danke für nichts", so Meister.

Sendung: Abendschau, 29.05.22, 19:30 Uhr

46 Kommentare

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  1. 46.

    Das ergibt sich aus der Anzahl Haushalte die in Berlin ein Auto besitzen und Umfragen. Man muß schon sehr verbohrt sein um Tatsachen zu ignorieren.

    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/umfrage-zur-mobilitaet-in-berlin-grosse-mehrheit-fuer-autofreie-stadtviertel-li.179008?pid=true

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/umfrage-unter-bewohnern-des-berliner-bezirks-zwei-drittel-der-friedrichshain-kreuzberger-wollen-keine-parkenden-autos/27553422.html

    https://www.zeit.de/news/2022-01/11/umfrage-berliner-fahren-eher-selten-auto

  2. 45.

    Das ergibt sich aus der Anzahl Haushalte die in Berlin ein Auto besitzen und Umfragen. Man muß schon sehr verbohrt sein um diese Tatsachen zu ignorieren.

    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/umfrage-zur-mobilitaet-in-berlin-grosse-mehrheit-fuer-autofreie-stadtviertel-li.179008?pid=true

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/umfrage-unter-bewohnern-des-berliner-bezirks-zwei-drittel-der-friedrichshain-kreuzberger-wollen-keine-parkenden-autos/27553422.html

    https://www.zeit.de/news/2022-01/11/umfrage-berliner-fahren-eher-selten-auto

  3. 44.

    "Aber wenn ich sehe wie hier ein sehr laute Minderheit schon bei 500 Meter den Weltuntergang herbeifaseln, dann wird das wohl nichts."
    Können sie belegen dass es eine Minderheit ist? Haben sie verlässliche Zahlen darüber?
    Oder ist das nur ihre pers. Meinung die sie hier verbreiten?

  4. 43.

    Warum sollte ich einen toten Gegenstand mögen oder nicht mögen? Da fängt der Blödsinn bei ihnen schon an, wie immer wenn sie keine Argumente haben. Und das sie Radfahrende regelrecht hassen habe ich schon mitbekommen, danke.

    In ihrem sehr kurzen Horizont kommen Projekte wie in Kopenhagen, Houten und sogar Portland im Autoland USA nicht vor. Dort profitiert nicht nur der Einzelhandel durch den Umbau zur fahrradfreundlichen (!) Innenstadt.

    Sogar die, die jetzt entdecken das es noch andere Fortbewegungsmittel außer ihre Blechkiste gibt. Ich kann ihnen gerne ein paar links schicken aber ich möchte sie nicht überfordern.

  5. 42.

    "So wie die Touristen dort auf der Straße stehen um ein Selfi zu machen, da leben die Autofahrer gefährlich. Das Risiko eines Unfalls ist dort sehr groß." Da leben Autofahrer gefährlich? WIE BITTE?

    "Und wenn ich hier bei einem Foristen lese Verbindungsstraße, muß ich lachen, denn wie will er mit seinem Fahrzeug über den Platz am Hallischen Tor kommen, da ist seit Jahren der untere teil der Friedrichstraße Fußgängerzone."

    Warum nicht die GANZE Friedrichstraße zu einer Fußgängerzone umwidmen? Das hätte doch mal Modellcharakter. Aber wenn ich sehe wie hier ein sehr laute Minderheit schon bei 500 Meter den Weltuntergang herbeifaseln, dann wird das wohl nichts.

  6. 41.

    Also, für die S-Bahnstörung die Regierung verantwortlich machen. Da hört der Spaß auf. Als nächstes wird Frau Giffey für das Wetter den Kopf hinhalten müssen. Die S-Bahn gehört der Deutschen Bahn, und da hat der Senat (Gott sei Dank)nichts zu sagen.

  7. 40.

    Bravo ! Ich mag auch keine Radfahrer ! Warum fragt man nicht die Anwohner und Geschäftsinhaber in der Strasse , was die möchten ? Da kommt bestimmt etwas anderes heraus !

  8. 39.

    Mögen Sie keine Autos.....ich mag keine Radfahrer.
    Der Friedrichstraße den Radweg nehmen und schon würde das Leben dort wieder blühen...jedenfalls ein bisschen mehr als jetzt.

  9. 38.

    Wenn es nach mir gänge, wäre es vielleicht zu überlegen die Friedrichstraße mindestens bis Check-Point-Charlie als Fußgängerzone auszuweisen. Immer wenn ich mal am Check-Point-Charlie vorbeikomme, da kreuseln sich bei mir meine sämtlichen Haare. So wie die Touristen dort auf der Straße stehen um ein Selfi zu machen, da leben die Autofahrer gefährlich. Das Risiko eines Unfalls ist dort sehr groß. Und wenn ich hier bei einem Foristen lese Verbindungsstraße, muß ich lachen, denn wie will er mit seinem Fahrzeug über den Platz am Hallischen Tor kommen, da ist seit Jahren der untere teil der Friedrichstraße Fußgängerzone.

  10. 37.

    Die Überschrift ist Unsinn und irreführend. Der Umbau kostet 200.000 €, also soviel wie jeder Autofahrer im Jahr vom Steuerzahler gesponsort wird. Da gebe ich ihnen recht, das ist in der Tat "SCHWACHSINN und VERGEUDUNG".

  11. 36.

    "flanieren" - ohne ein bestimmtes Ziel langsam spazieren gehen, umherschlendern (Duden).
    Und 500 Meter sind keine Meile.
    Ich war in diesem Jahrtausend da noch nicht flanieren, shoppen, sich begegnen, auch wenn ich in Mitte ansessig bin.
    Ausser für Anwohner, dort Arbeitende und Touristen ist das ein spannendes urbanes Flair, oder?
    Ach ja, da ist da ja auch noch die Kettenantrieb-Fraktion, Diese stören sich allerdings schon wieder an den Passanten.
    Alles im Allen aber ein toller Ort um zu verweilen.

  12. 35.

    Wenn ich den Nahverkehr benutzten möchte ist bei der S-Bahn wie so oft.
    Signal Störung!!!
    Man hat teure Katen für den Friedrichstadtpalast und nur Stress.
    Danke Rot-Rot-Grüne Regierung
    Auf dem Rückweg muss man dann noch aufpassen nicht Bier(z.B.) über die Kleidung geschüttet zu Bekommen oder auf verschmutzte Bänke zu sitzen.

  13. 33.

    Was weniger als den Kosten eines Meters A100-Neubau entspricht (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/03/berlin-autobahn-a100-ausbau-bund-17-bauabschnitt.html).

    Super ausgegelichener Journalismus. Wieso gibt es nicht zumindest tausend Artikel dazu, um die Verhältnismäßigkeit abzubilden?

  14. 32.

    Die Mehrheit der Berliner hat RGR im Sept. gewählt und der Zuspruch scheint anzusteigen. Lt. Umfragen könnten RG jetzt alleine regieren. Also bitte nicht meckern über Kosten oder Versprechungen die nicht eingehalten werden,
    s. Wohnungsbau etc. !
    Ansonsten kann ich #7 nur zustimmen: wir haben viel Grün, grüne Politik brauchen wir nicht! Nice day

  15. 31.

    So ist sie (die Straße) auch geblieben - Amüsiermeile, mann könnte sich zu Tränen lachen wenn es nicht so traurig wäre. Es ist eben Berlin, wir haben es auch nicht anders verdient.

  16. 30.

    Da würde ich aber eher als Autofahrer die Wilhelmstrasse nutzen und nicht die enge Friedrichstraße. Dort muss ein Autofahrer jederzeit damit rechnen, dass dort Fußgänger kreuzen. Bummeln und Auto- bzw Radfahrer schließen sich aus.

  17. 29.

    Nicht arm oder reich, sondern grün und kein bisschen sexy, dass ist Berlin. Wie im Bund scheinen sich nur Grüne Positionen durchzusetzen. Grummel

  18. 28.

    In der Vorwoche bin ich am frühen Abend durch den besagten Teil der Friedrichstraße zur U-Bahn gelaufen. Tristesse pur zwischen Schaukästen mit Kommerz und leeren Sitzbänken auf dem Asphalt.
    Dort gibts kein Leben in nach Geschäftsschluss, nur ein Gefühl der Verlassenheit. Freiwillig flaniert dort niemand.

  19. 27.

    Für so etwas wird in Berlin Geld ausgeben.
    Für vernünftige Schultoiletten ist kaum welches da.
    Super

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