Dienstwagennutzung des Berliner Senats - Ein Senator kommt häufiger allein

Mo 18.07.22 | 06:10 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Symbolbild: Ein Teil der Dienstfahrzeuge der Berliner Senatoren steht im Innenhof des Roten Rathauses. (Quelle: dpa/P. Zinken)
Bild: dpa/P. Zinken

Wegen Corona fahren die Berliner Senatorinnen und Senatoren mehr selbst. Das zeigt eine Bilanz der Senatsinnenverwaltung auf Anfrage von rbb|24. Außerdem reduzierte sich die Zahl der gefahrenen Dienstkilometer deutlich. Von Stefan Ruwoldt

Neue Kommunikationswege wie Videokonferenzen in der Berliner Landespolitik, verursacht durch die Corona-Einschränkungen, haben offenbar zu einer deutlich reduzierteren Nutzung der Dienstfahrzeuge der Berliner Landesregierung geführt.

Einer Bilanz der Senatsinnenverwaltung zufolge fuhren Berliner Senatorinnen und Senatoren im Corona-Jahr 2021 rund 20 Prozent weniger als in den Jahren zuvor. "Nach der bisher vorliegenden ersten Einschätzung durch die Lagezentrale des Fahrdienstes ist die Nutzung unter den durch Corona bedingten Einschränkungen zurückgegangen", heißt es in der Mitteilung von Sabine Beikler, Sprecherin der Innenverwaltung.

Während laut Verwaltung im ersten Corona-Jahr 2020 noch kaum eine Reduzierung der Dienstkilometer zu erkennen war, fuhren die Berliner Senatorinnen und Senatoren 2021 rund 70.000 Kilometer weniger als im Vorjahr mit ihren Dienstwagen: knapp 310.000 Kilometer statt knapp 380.000 Kilometer.

Senatorinnen und Senatoren fahren mehr selbst

Und Corona hat offenbar zudem für eine weitere Mobilitätsentwicklung im Senat gesorgt. "Vermehrt wurde auch - sowohl dienstlich als auch privat - der Dienstwagen selbst gesteuert", so Sabine Beikler. Die Einzelheiten dieser neuen Nutzungspraxis bei den einzelnen Senatorinnen und Senatoren allerdings gab die Innenverwaltung nicht bekannt.

Zur Erklärung dieser Entwicklung hieß es: Die Politiker hätten die Fahrzeuge selbst steuern müssen, um Kontakte zu vermeiden. Teilweise aber sei dies auch passiert, weil Fahrkräfte infiziert waren und darum nicht zur Verfügung standen.

Weniger Treibstoff - mehr Strom

Die Treibstoffkosten reduzierten sich 2021 gegenüber 2020 ähnlich wie auch der Umfang der gefahrenen Kilometer, wie es von der Innenverwaltung hieß. Allerdings stieg gleichzeitig sehr deutlich der Stromverbrauch. Eine Begründung dafür könnte sein, dass sich zuletzt der Anteil von Strom- oder Hybridfahrzeugen im Fuhrpark nach Mitteilung des Senats stark erhöht hatte.

Geldwerter Vorteil sorgt für zusätzlichen Steuerabzug

Vor wenigen Tagen hatte die Senatsinnenverwaltung mitgeteilt, dass die Nutzungsbedingungen der Dienstwagen für die Senatorinnen und Senatoren geändert worden seien. So könnten sie die Fahrzeuge jetzt auch im europäischen Ausland privat nutzen - nicht nur in Deutschland. Zudem dürfen sie mit den Fahrzeugen nun auch in den Urlaub fahren.

Abgerechnet werde dies über eine Nutzerpauschale. Hierzu erklärte die Sprecherin der Innenverwaltung, Sabine Beikler, gegenüber dem rbb, dass ein "zu versteuernder geldwerter Vorteil" ermittelt werde, der dann als "zusätzlicher Lohnsteuerabzug von den Bezügen der nutzungsberechtigten Person" erfolge. Auch hätten die Senatorinnen und Senatoren "die Möglichkeit, für ihre privaten Fahrten ein Fahrtenbuch zu führen und dieses bei ihrer Einkommensteuererklärung zur individuellen Ermittlung des geldwerten Vorteils vorzulegen".

Die Abrechnung der Nutzung erfolge halbjährlich je Fahrzeug und Fahrgast. Dabei würden "die privaten Nutzungsanteile inklusive Treibstoff ermittelt", so Beikler. "Die Treibstoffkosten für die private Nutzung müssen von den Nutzungsberechtigten ebenfalls getragen werden."

Die Verwaltung betont in ihrer Mitteilung, dass auch die Fahrten "zwischen Wohnung und Arbeitsstätte" für die Berechnung des geldwerten Vorteils abgerechnet würden. Welcher Senator oder welche Senatorin hier was und wie abrechnet, obliege dem Steuergeheimnis, so die Sprecherin.

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Beitrag von Stefan Ruwoldt

33 Kommentare

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  1. 33.

    Was geht den CSU-Geschäftsführer die Berliner Politik an?
    Der hätte im bayerischen Sumpf genug zu tun. In Berlin hat jedenfalls kein Abgeordneter krumme Geschäfte mit Masken gemacht.

  2. 32.

    Es gibt ein Mobilitätsgesetz für alle , Frau Jarisch auf dem Lastenrad ? Ja das sollte selbstverständlich sein …

  3. 30.

    @rbb24
    3.letzter Absatz von hinten, bitte berichtigen.
    Es heißt Einkommensteuer, genau wie Vermögensteuer und Erbschaftsteuer. Das sind Lieblingsfehler der Deutschen. Bitte mal die Steuererklärung anschauen.

  4. 29.

    Wenn Sie meinen…. Andere haben eine andere Meinung. Diese mit Beleidigungen abzutun ist nicht gerade höflich

  5. 28.

    Und, auch jeder Senat davor, also egal in welcher Zusammensetzung, hat es auch schon immer einigermaßen gut und demütig gemacht … Ja, ja … Bis auf die 5-6 riesen Skandale ... In jetzt aber schon bald 72 (!) Jahren (West-) Berliner Senatsgeschichte.

  6. 27.

    An Ihrer Stelle würde ich mir schleunigst einen neuen Ghostwriter suchen. Ihr aktueller scheint nicht der Allerhellste zu sein; der schreibt ja wirklich nur Müll.

  7. 26.

    Himmel … Der Senat managt das Funktionieren und die Bedürfnisse und Anliegen von ca. 3,5 MILLIONEN Menschen in unserer Stadt !!! … Wenn er das einigermaßen gut und demütig macht (und das macht er einigermaßen gut und demütig), dann können die Senatoren und sonstige Hilfen von mir aus mit dem Hubschrauber zu Terminen unterwegs sein … Jeder Alleine … Dazu kommt noch, dass nicht jeder der 3,5 Millionen jedem Senator gegenüber gut gesonnen ist … Stichwort Personenschutz … Eine Diskussion über (gepanzerte) Dienstwagen (und dergleichen) ist bei uns albern, kurzsichtig, spießig und völlig unangemessen !!!

  8. 25.

    Nee, aber in einer Bananen Republik. Lächerlich, wenn Herr Habeck behauptet kürzer zu duschen , ha ha und was ist mit dem Pool??

  9. 24.

    Ja der Dienstwagen wird benötigt. Dringend sogar. Und wenn die private Nutzung den eigenen Privat-PKW unnötig macht, umso besser. Deshalb die Regelung... vermutlich.

  10. 23.

    Die 12 Stunden Arbeit sind doch überhaupt nicht vergleichbar, die echte Arbeit übernimmt für die Senatoren ein ganzer Stab bzw Ressort. Die machen nur reden, Bilder und die ganzen Sachen umsonst abstauben.

  11. 22.

    Ob das so mit den "Mehrstunden" stimmt, sei mal dahingestellt. Die Justizsenatorin von der Linkspartei hat neben ihrem Senatoren-Job noch Zeit, als Professorin tätig zu sein. Und Tatsache bleibt halt, bei der bisherigen Regelung konnten sie mit den Fahrzeugen nicht auch noch in den Urlaub fahren.

  12. 21.

    Weil es hier um zwei Dinge geht. A) wird überhaupt ein Dienstwagen dieser Art benötigt? Darüber kann man wirklich streiten, denn gerade Grün will Autos reduzieren. Und B) um die Nutzung und Abrechnung. Sie konzentrieren sich auf B) und verkennen, dass die kritischen Kommentare zu A) sind. Wozu muss eine Senator in der Stadt einen derartig großen Dienstwagen haben, wenn er ihn selbst fährt?

  13. 19.

    So ein Quatsch! Es ist in sehr vielen privaten Betrieben gang und gebe, dass leitende Angestellte Dienstfahrzeuge überlassen bekommen und diese auch private Nutzen können. Dafür wird auch der Entgeltliche Vorteil steuerlich berechnet. Immer auf die Politiker zu schimpfen ist idiotisch. Ich möchte den Job eines Minister oder Senators nicht machen. 12 und Mehrstunden am Tag zu arbeiten ist nicht ohne und Manager in der Privatwirtschaft bekommen mehr Gehalt

  14. 18.

    Hey, Toscana, Du bist im verkehrten Film. Was hat Robin Hood mit der Fahrbereitschaft des Senates zu tun ?Ich finde es soweit i.O. , nur zu wenig E-Autos.

  15. 17.

    weil die Senatoren ja während der Fahrt auch Akten studieren und arbeiten würden. Geht beim Selbstfahren wie?"
    So isses.
    Man hätte für die Zeit der Seuche die großen Kisten als Gebrauchtwagen verkaufen und dafür kleinere Pkw anschaffen sollen.
    Und dann, wenn die Seuche vorbei ist wieder größere Dienstfahrzeuge anschaffen sollen.
    So wird gespart!!!!!

  16. 16.

    Das klingt nicht nur korrekt, dass ist auch korrekt. Bei einer pauschalen Abrechnung ist der Staat der "Gewinner". Deshalb erlaubt er ja "pauschal". Sollte "Pauschal" im Einzelfall zu teuer werden, weil der Dienstwagen nicht oft privat genutzt wird, greift die individuelle tatsächlich Abrechnung nach Fahrtenbuch. Das wir anerkannt, wenn man nicht "manipulieren" kann. Warum nun einige hier das mit einer Neid- u. Missgunstdebatte verknüpfen ist wiedereinmal typisch für bestimmte Charaktere.

  17. 15.

    Was soll das Gemecker? Auch bei privaten Unernehmen fahren Angestellte Dienstwagen, die sie auch privat nutzen dürfen. Ist doch besser als 2 Autos zu haben, die teilweise rumstehen

  18. 14.

    Wir sind in Berlin. Dort, wo zB Frau Jarrasch und andere am liebsten eine Autofreie (Innen)Stadt propagieren. Wo Test in der Friedrichstraße und im Gräfekiez als Mobilitätswende hochgejubelt werden. Und Sie finden es nicht interessant? Wie jemand schon schrieb… Wasser predigen und Wein saufen.

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