Debatte um Klima-Proteste in Berlin - Bundesjustizminister lehnt Gespräche mit "Letzter Generation" ab

Do 10.11.22 | 09:07 Uhr
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Archivbild: Marco Buschmann FDP, Bundesminister der Justiz. (Quelle: imago images/T. Trutschel)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.11.2022 | Marco Buschmann | Bild: imago images/T. Trutschel

Die "Letzte Generation" hat Mitglieder der Bundesregierung zum Gespräch eingeladen, doch die wird dem nicht nachkommen. Die Gruppe verletze das Strafrecht, begründet Justizminister Buschmann im rbb. Zugleich ist er gegen schärfere Strafen.

Die Bundesregierung wird nicht auf die Forderung der Klima-Gruppe "Letzte Generation" nach einem Gespräch am Donnerstag eingehen. Das betonte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) am Donnerstag im rbb24 Inforadio.

"Die Letzte Generation demonstriert und macht auf ein Anliegen aufmerksam, das ist ihr gutes Recht. Gleichzeitig verletzt sie Rechte Dritter und das Strafrecht, natürlich ist das keine Grundlage für ein gutes Gespräch", betonte Buschmann. Die Bundesregierung könne Rechtsverstöße nicht im Nachhinein legitimieren, indem sie auf solche Gesprächseinladungen eingehe, so der FDP-Politiker.

Die "Letzte Generation" hatte für Donnerstagvormittag Mitglieder der Bundesregierung zu einem Gespräch in Berlin eingeladen. Ein Vertretungsteam wolle "über erste Sicherheitsmaßnahmen in der Katastrophe – 100km/h auf der Autobahn sowie ein 9 €-Ticket im Nahverkehr" verhandeln. Vom Ergebnis des Gesprächs wolle man auch eine Beendigung der Proteste abhängig machen, teilte die "Letzte Generation" mit.

Buschmann ist gegen Söder-Vorstoß

Buschmann sprach sich zugleich gegen schärfere Strafen gegen Klima-Demonstranten aus, wie sie zuvor Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gefordert hatte. Zunächst müssten die Gerichte klären, ob sich aus der Blockade der A100, durch die ein Bergungsfahrzeug der Berliner Feuerwehr auf seiner Einsatzfahrt zu einem schweren Unfall im Ortsteil Wilmersdorf im Stau stand, ein strafbarer Vorwurf herleiten lasse. Es müsse geklärt werden, ob ein Fahrlässigkeitszusammenhang vorliege. Bei dem Unfall war eine 44-jährige Radfahrerin von einem Betonmischer überfahren worden. Sie starb wenige Tage später im Krankenhaus.

Durch welche Straftatbestände das Verhalten der Aktivisten der "Letzten Generation" erfasst seien, wisse man noch nicht. "Bei Straftatbeständen wie Nötigung, wenn man sich auf Straßen festklebt, finden ja schon Verurteilungen statt", erklärte der Bundesjustizminister. Buschmann sprach sich zudem klar gegen die bayerische Praxis aus, bei der einige Demonstranten in Präventivhaft genommen wurden.

Feuerwehr-Bericht belastet Klima-Demonstranten

Die Berliner Feuerwehr hat in der Zwischenzeit ihren Abschlussbericht zum Einsatz beim Unfall einer Radfahrerin vorgelegt, deren Rettung durch Klima-Proteste behindert worden sein soll. Der Bericht liegt der Berliner Senatsinnenverwaltung vor, wie Sprecher Thilo Cablitz am Mittwoch dem rbb bestätigte. Er werde - wie andere Unterlagen auch - der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt.

Dem Bericht zufolge, der dem rbb vorliegt, wäre ein Spezialfahrzeug laut Prognose bereits eine Minute nach der Notärztin am Unfallort eingetroffen. Doch der sogenannte Rüstwagen stand im Stau und traf erst um 8.45 Uhr ein - als Feuerwehrleute die lebensgefährlich verletzte 44-Jährige befreit hatten. "Durch rechtzeitiges Eintreffen des Rüstwagens hätten sich den Verantwortlichen vor Ort weitere Handlungsoptionen geboten", heißt es in dem Bericht.

Notärztin schätzt die Lage anders ein

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor berichtet, die Notärztin habe unabhängig vom Stau wegen der schnellen Befreiung des Opfers auf das Anheben des Lkw verzichtet. Von der Berliner Feuerwehr hieß es dazu, es gebe mehrere Sichtweisen. Neben der Ärztin hätten sich auch der Gesamteinsatzleiter und der technische Fachberater geäußert.

Die Radfahrerin war am 31. Oktober von einem Betonmischer überrollt worden und später gestorben. Weil das Spezialfahrzeug der Feuerwehr im Stau nach einem Klima-Protest steckte, war die Gruppe "Letzte Generation" scharf kritisiert worden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10. November 2022, 7:45 Uhr

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34 Kommentare

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  1. 33.

    "gegen das Klima tun. Und es eilt auch, sonst wird es zu warm"
    Ja wenn es eilt, dann sollte man doch Mitarbeiten statt Nichtstun. Und man sollte das Richtige tun, dass etwas bringt...und nicht seine Zeit verschwenden... Mit sinnlosen Differenzgeschwindigkeiten ("T.linit 91").

  2. 32.

    @ Knut, hat Ihnen noch keiner erklärt, dass man nicht immer etwas mit Absicht machen muss und trotzdem Schuld sein kann.
    Das nennt man dann fahrlässiges Handeln.
    Miteinander Reden finde ich auch toll. Aber vielleicht sollte man dann seinem Gesprächspartner nicht vorher schon sagen, "wenn du nicht machst, was ich will, werde ich dich weiter ärgern". Dann ist das mit dem Reden wollen nicht viel wert.

  3. 31.

    aha...Sie stellen Menschen die sich für eine lebenswerte Welt einsetzen auf die gleiche Stufe mit einer mordenden RAF.
    Sorry,ganz dicht sind Sie nicht. Ob die Protestform richtig ist steht auf einem anderen Blatt, dafür gibt es unabhängige Gerichte.

  4. 30.

    Dem kann ich nur zustimmen. Meine Kinder gehen jeden Tag fleißig zur Arbeit. Haben keine Zeit zum demonstrieren. Woher bestreiten die ihren Lebensunterhalt. Von den Leute, die sie bekämpfen. Kranke Typen.

  5. 29.

    Nee also das finde ich jetzt nicht. Ich finde man sollte immer miteinander reden. Reden ist gut, das kann viel klären. Und man kann auch Kompromisse finden und sich wieder vertragen. Das ist doch kindisch. Und außerdem haben die das ja auch nicht mit Absicht gemacht.

  6. 28.

    Wer bezahlt diese Erpesserorganisation eigentlich? Ich muss für meinen Lebensunterhalt täglich arbeiten gehen. Diese Dauerempörten offenbar nicht.
    Ich finde es gut, dass die Regierung sich hier nicht erpressen lässt.

  7. 27.

    Also das finde ich jetzt ein bisschen zu verkopft was sie da schreiben. Und ich bin nicht sicher ob ich das alles richtig verstanden hab. Aber ich glaub ich bin auch ihrer Meinung. Das ist schon wichtig. Man muss was gegen das Klima tun. Und es eilt auch, sonst wird es zu warm. Und außerdem haben die das ja nicht absichtlich gemacht.

  8. 26.

    Bravo! Es wäre auch nicht nachvollziehbar wenn die Kleblinge mit Ihren - die Allgemeinheit schädigenden Aktionen- Erfolg hätten ( oder als seriöse Gesprächspartner betrachtet würden. Höhere Strafen gegen sie sind überfällig. Schön wäre auch , wenn die Presse nicht über sie berichten würden, so dass die Klebaktionen Sang- und Klanglos an der Allgemeinheit vorbeirauschen und der Spuk bald vorbei ist.

  9. 25.

    Ich finde es richtig, dass Her Buschmann nicht mit diesen Typen reden will, ignorieren wäre die beste Methode. Aber da man in Deutschland kein Menschenleben gefähren darf, werden sie immer wieder “entklebt“. Einer muss ja der Vernünftige sein. Diese LETZTEN sind es mit ihren Methoden ganz bestimmt nicht, wollen nur Medienwirksamkeit, wie die Queerdenker!

  10. 24.

    Menschen:innen, die die Regierung zu Handlungen erpressen wollen sind - per se - Straftäter.
    Und der Staat darf sich NIE - von NIEMANDEM erpressen lassen!
    Von daher finde ich die Reaktion von Herrn Buschmann verständlich und richtig.

    Demonstrationen - JA
    Meinungen kundtun - JA
    Gesprächsaustausch suchen - JA
    demokratische gewählte Staatsorgane erpressen - NIEMALS!

  11. 23.

    Sie holen zuweit aus. Es wird lediglich von Straftäter gesprochen und nicht jeder Straftäter ist Terrorist. Im übrigen wird das Gespräch erpresst. Eine Regierung darf sich nicht erpressen lassen von einer kleinen Minderheit welche glaubt das Recht für sich gepachtet zu haben. Diese Minderheit soll MINT Studienfächer belegen und die Probleme wirklich angehen. Aber was erwartet man von Soziologie- und Kunststudenten

  12. 22.

    Entschuldigung, aber Ihr Vorwurf ist ja mal so was von daneben! Wer Straftaten zur Durchsetzung seiner Ziele begeht, hat jegliches Recht auf einen demokratischen Austausch verwirkt. Der Staat darf sich nicht erpressen lassen, auch nicht für die angeblich gute Sache. Sonst blockiert morgen der nächste wegen seines Anliegens die Infrastruktur. Es gibt klare Spielregeln in einer Demokratie und es sind die Blockierer, die sich nicht daran halten.

  13. 21.

    Die sogenannten Aktivisten repräsentieren mich nicht, insofern wäre es nur ein kleiner Ausschnitt aus der Bevölkerung, mit dem der Verkehrsminister sprechen würde. Außerdem sollte der Staat sich nicht erpressen lassen.

  14. 20.

    "Die letzte Generation" gleichzusetzen mit "den Bürgern" ist aber ziemlich gewagt, oder?
    Repräsentiert die erstgenannte Gruppierung nicht eher eine Minderheit im Promillebereich? Ich persönlich lehne jedenfalls eine Interessenvertretung durch diese Gruppe ab.

    Außerdem war deren Gesprächsangebot an die Regierung in Wirklichkeit Erpressung. Entweder ihr macht das und das, oder die Aktionen mit Nötigung, Blockaden, Vandalismus etc. gehen weiter.
    Völlig undemokratisch. Gut, dass mit Erpressern nicht geredet wird!

  15. 19.

    Erst sollen sie mal ihre illegalen Aktivitäten einstellen, dann könnte man vielleicht mit ihnen reden.
    Ich würde wegen Landfriedensbruch ermitteln.

  16. 18.

    Ach, Sie meinen wirklich man sollte ein sinnloses Tempolimit einführen um Proteste zu verhindern? Wo kommen wir eigentlich hin wenn sich der Staat von solchen Chaoten erpressen lassen würde!

  17. 17.

    Die Demonstranten sollten sich von vielen schwachsinnigen Ideen verabschieden, die nur plakative Polemik enthalten und keine fundamental, globale Veränderung. Sonst bleibt die Glaubwürdigkeit bei unter Null.

  18. 16.

    "....stellt diese Menschen auf die gleiche Stufe mit Terroristen." Meine volle Zustimmung!

  19. 15.

    Das Tempolimit ist doch nur einer von vielen vorgeschobenen Gründen und außerdem reine Symbolpolitik ohne nennenswerte Wirkung, weil die breite Masse ohnehin schon um die Richtgeschwindigkeit herum fährt. Manche fahren deutlich langsamer, ein paar wenige dafür deutlich schneller. Diesen kleinen Prozentsatz auszubremsen, bringt so gut wie gar nichts. Zudem darf ich daran erinnern, dass die Blockierer schon diverse Säue durchs Dorf getrieben haben. Es erscheint eher wie ein Ausprobieren, welches Thema bei der Bevölkerung verfangen könnte und dann tut man ganz erstaunt, dass keines der Themen wegen der Blockaden Resonanz findet.

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