Nach Kompromiss in der Koalition - SPD und Grüne fordern gerechte Aufteilung der Flüchtlinge

Mi 22.03.23 | 14:58 Uhr
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Archivbild:Erschöpfte Geflüchtete in der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhuettenstadt in Brandenburg am 3. November 2021.(Quelle:imago images/R.Klar)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.03.2023 | Jasmin Becker | Bild: imago images/R.Klar

Erst am Dienstag hatte sich die Brandenburger Koalition auf ein Aktionspaket verständigt, um Kommunen wegen der steigenden Flüchtlingszahl zu entlasten. Aber schon am Tag danach melden zwei Parteien Bedenken an.

In der rot-schwarz-grünen Koalition in Brandenburg gibt es nach dem Kompromiss zum Umgang mit der steigenden Flüchtlingszahl die Befürchtung vor regionaler Überlastung. SPD und Grüne warnten am Mittwoch im Landtag davor, die Erstaufnahme zu stark aufzustocken. Es dürfe keine zu starke Konzentration nur in einer Region des Landes geben, sagte SPD-Fraktionschef Daniel Keller und nannte konkret Frankfurt (Oder): "Keine 30 Kilometer von Eisenhüttenstadt entfernt würde hier eine unnötige Verdichtung erfolgen."

Grünen-Fraktionschefin Petra Budke sagte, sie empfehle, die neuen Plätze nicht an einem der drei Standorte Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt und Wünsdorf zu schaffen, sondern über das ganze Land zu verteilen.

Das rot-schwarz-grüne Kabinett hatte sich erst am Dienstag nach längerem Streit auf ein Maßnahmenpaket geeinigt, um die Kommunen wegen der steigenden Flüchtlingszahl zu entlasten. Geplant ist, 3.000 zusätzliche Plätze in den Standorten der Erstaufnahme zu schaffen - wo genau, soll noch entschieden werden.

In Eisenhüttenstadt ist der Sitz der Zentralen Ausländerbehörde. Die mögliche Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge in der Erstaufnahme bis zu 18 Monaten soll voll ausgeschöpft werden, in besonderen Fällen sollen bis zu 24 Monate geprüft werden. Damit soll die Integration gefördert oder das Zurückschicken in die Heimat verstärkt werden.

Innenminister Michael Stübgen (CDU) hält an seinem Vorschlag einer Landeseinrichtung zur Unterbringung von Flüchtlingen ohne Bleibeperspektive fest. "Das scheint mir das richtige Konzept für gezielte und erfolgreiche Betreuung derjenigen, die ohne komplette Aussicht auf Aufenthaltstitel nach Deutschland gekommen sind", sagte er. Dort könne es mehr Chancen für Integration geben.

Der Minister sagte weiter, die Koalition lehne eine Übergangseinrichtung nicht grundsätzlich ab. "Das Konzept ist nicht gescheitert, nur die Frage in Landesträgerschaft haben wir so liegenlassen", sagte Stübgen. "Wir haben uns in der Koalition und im Kabinett darauf geeinigt, dass wir eine oder mehrere kreisliche Übergangseinrichtungen prüfen wollen." Er stehe zu der Vereinbarung der Landesregierung.

Kritik von AfD und Linke

Nach Ansicht der AfD-Fraktion bringt der Kompromiss der Koalition keine Verbesserung für Kommunen: "Ich sehe nur eine zusätzliche Belastung", sagte AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt. Er warf der Koalition vor, die Lage zu verschlimmern, wenn Flüchtlinge ohne Bleiberecht die Chance zum Bleiben bekommen sollten. Die AfD scheiterte mit der Forderung nach einer zentralen Erstaufnahme.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann verteidigte die Pläne. "Wir stehen zu unserer humanitären Verantwortung", sagte Redmann. Für eine bessere Integration und Unterbringung müsse man allerdings differenzieren in diejenigen, die Anspruch auf Asyl hätten und diejenigen ohne diesen Anspruch.

Linksfraktionschef Sebastian Walter sagte, das Grundgesetz kenne keine Kapazitätsgrenzen. Der Antrag der Linken für mehr Geld für Schulen und ein Wohnbauprogramm bekam keine Mehrheit. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Péter Vida, forderte, die kommunale Infrastruktur im Land aufrechtzuerhalten.

Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) warb dafür, die Zuwanderung als Chance zu sehen. "Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten - von humanitären Aspekten ganz zu schweigen - Menschen in bedrückender Umgebung jahrelang zum Nichtstun zu verdammen", sagte sie. "Wir lassen Akademiker mit brillanten Englischkenntnissen und Ärztinnen in der Untätigkeit, weil sie ein Kopftuch tragen und wir lassen Menschen jahrelang Schulabschlüsse nachholen, weil sie aus dem verwüsteten Heimatland kein Abschlusszeugnis gerettet haben." Die Bemühung um Integration müsse angesichts von Überalterung und Fachkräftemangel verstärkt werden, so Nonnemacher.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.03.23, 19:30 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Lokal-Politisch kann ich ihre Meinung nachvollziehen und sehe es durch die emphatische Brille ähnlich.
    Problem ist welches Ziel man verfolgt. Will man das Sterben schnell beenden, sollte man sofort alle Waffenlieferungen einstellen oder massiv Waffen in die Ukraine senden. Was aktuell passiert ist die Wahrung eines Kräftegleichstands. Dadurch wird der Krieg und das Sterben in die Länge gezogen.

    Geo-Politisch hingegen sieht es etwas anders aus. Da spielen aber auch Menschen keine Rolle. Hier hat aber auch die Nato in der Vergangenheit keine ruhmreiche Rolle gespielt.

  2. 19.

    Also ich halte ja nun wirklich nicht viel von den Grünen. Aber sie als Kriegstreiber hinzustellen, die die Fluchtwelle aus der Ukraine befeuern würden, ist völlige Realitätsverweigerung. Die Fluchtbewegung wäre sogar noch um ein Vielfaches höher, wenn wir die Ukraine einfach Putin zum Fraß überlassen würden. Der Ukraine Waffen zur Landesverteidigung zu verweigern, wäre nichts anderes als unterlassene Hilfeleistung und ein Signal an den Rest der Welt "Macht was ihr wollt, solange ihr uns damit in Ruhe lasst!". Es geht hier weder um einen Angriffskrieg, noch um einen innerstaatlichen Konflikt, wo ein Waffenstopp zwingend wäre, es geht darum, ob man die Ukraine ihrer Landesverteidigung beraubt und sie damit offenen Auges in eine Kolonialisierung durch Russland laufen lässt. Natürlich darf man gegen die Waffenlieferungen sein. Dann muss man aber auch ehrlich dazu sagen, dass einem das Schicksal der Ukrainer am Ar*** vorbei geht, denn wirkliche Verhandlungen lehnt Putin strikt ab.

  3. 18.

    Oragnisierter Rechts- und Verfassungsbruch? Keine Abschiebungen von Straftätern nach Afghanistan in Sicht.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article244441502/Afghanistan-Keine-Abschiebung-von-Straftaetern-in-Sicht.html

  4. 17.

    Wenn ich recht informiert bin, gehört Frau Nonnenmacher den Grünen an, die durch die Beteiligung an Kriegen, fern ab der Wahlversprechen „Keine Kriegswaffen in Krisenbegiete“ Schuld an den Flüchtlingsströmen ist.
    Nun ist der Geist aus der Flasche, Grünes Geschrei nach mehr Waffen, haben die Situation zu verantworten.

  5. 16.

    Eine lächerliche Forderung! BB und Fäser sind pausenlos im Einsatz um weitere "Goldstücke" herzuschaufeln und gerade deren Parteien machen sich Sorgen über die Verteilung...

  6. 14.

    Und wieder dieses weltfremde Gelaber von Fr. Nonnemacher, setzt die Frau endlich raus.

  7. 13.

    Das Bild erinnert an die DDR. Schlange stehen vor schlechtem Gebäude.
    SPD

  8. 12.

    Nachvollziehbar, dass Frankreich mit SPD-Regierung nich tzurechkommt.
    SPD KAnzler bei Putin und gleichzeitig Despotie CHN als Supermachtinszeniert.
    Milliarden Investionen in die Despotie.
    Peinlich. Nicht naiv, sondern skrupellos.

  9. 11.

    Frau nonnenmacher, typischer NRW Import. Alle , die drüben nichts werden, werden über das Netzwerk nach Brandenburg geschleust. Alle politisch Verantwortlichen, die aus dem Westen kommen, sollten schnell wieder dahin zurück. Denn die verstehen Brandenburg nicht.

  10. 10.

    Im Falle der Ukraineriner war sich die EU ohne große Diskussion einig. Sie bekamen einen anderen Status als die anderen, die den Weg an die dt. Grenzen finden. Dass Syrer u.a. nicht zuerst ihre Uni-Abschlussdokumente retten u. überhaupt keiner daran denkt, ist ja GsD nun eine Weisheit, die endl. in der Politik angekommen ist. Diesen Personenkreis kann man sehr schnell in die Arbeit hineinbekommen. Es wird sofort sichtbar, was da ist an Fachwissen u. Kompetenzen und was sie meistens sogar selbst (meine Erfahrung)einsehen, was nachzuholen ist. Und das machen sie, weil sie diese Arbeit wollen u. gewöhnt sind, zu lernen u. anderes zu schultern. Die Ergebn. können s. wirkl. sehen lassen. So lange alles rechtstaatl. entschieden wird, ist m.E. nichts zu beanstanden. Oder haben Sie mit Emotionen und nicht bewiesenen Fakten schon einen Gerichtsprozess gewonnen? Sorry, Rechtstaat heißt auch, dass nach Faktenlage entschieden wird.Das andere hat das EU-Recht zu bestimmen! Also, EU dann mach mal!

  11. 9.

    "Linksfraktionschef Sebastian Walter sagte, das Grundgesetz kenne keine Kapazitätsgrenzen."

    Das Grundgesetz kennt auch kein weltweites Menschenrecht, D als Wohnsitz frei zu wählen.
    Wieviel Leute ist Walter bereit privat aufzunehmen und aus persönlichen Mitteln zu finanzieren?

  12. 8.

    Ich frage mich eigentl., wo denn so manche/r Politiker/in lebt! DerStaat hat dafür zu sorgen, dass diese Verfahren schneller vonstatten zu gehen haben. Richtig ist, dass wir schnellere Verfahren zur Überprüfung der fachl. Kompetenzen brauchen. Personen mit perfekten Engl.-Kenntn. haben diese nicht irgendwo erworben, sondern im Studium. Folgl. eine schnellere Eingliederung in den Arbeitsprozess, wo sich dann sehr schnell herausstellen wird, was an Fachwissen da o. nachzuholen ist. Personen, die weder über Passdokumente noch annähernd glaubhafte Bildungsabschlüsse verfügen o. sonstige Kompetenzen vorweisen können, u. evtl. noch einen rechtl. Bescheid eines nicht haltbaren Aufenthaltstitels bekommen, haben auszureisen. Diese Personen sind zentral unterzubringen, zu beschulen und haben selbst Pflichten in der Unterkunft zu erfüllen, nicht dass etwa Oma Erna aus dem Dorf x anreist u. das Heim saubermachen muss. Allen anderen gehört die Hilfe wie bisher. So kann's nicht weiter gehen.

  13. 7.

    Danke, es gibt also doch noch Menschen für die Menschlichkeit und Empathie keine Fremdwörter sind.

  14. 6.

    Gut und menschlich geschrieben. Ausbildungen anerkennen und loslaufen lassen... ist meine Meinung. So wie ich das auch in anderen gesonnen Ländern machen muss.

  15. 5.

    Taja das Deutschland auf Platz 52 im Beliebtheitsranking bei den Auswanderern ist merkt man wieder an diesem Beispiel.
    Die Leute die hier nach Deutschland kommen sind gezwungener Maßen hier und dieses Land tut alles das diese Leute ein Leben führen müssen, als wäre es eine Strafe vor Krieg und Tod zu fliehen...
    Ich frage mich ob die Flüchtenden alle Tiere sind, die man von der Wiese holt und einpferchen muss oder ob es Menschen sind, die Schutz brauchen und denen man ein Leben ermöglicht...
    Die Leute die zur Zeit hier her kommen sind oft Frauen und Kinder aus der Ukraine, das man diese Leute unwürdig in der Erstaufnahme hängen lassen will ist einfach widerwärtig und unmenschlich.

  16. 4.

    Zum Stichtag 31. Dezember 2022 lebten in Deutschland nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 1,5 Millionen Menschen, die in Deutschland Schutz bekommen haben. Etwa ein Drittel von ihnen (31 Prozent) sind Minderjährige. Ungefähr 67 Prozent von ihnen leben seit mehr als sechs Jahren in Deutschland.

  17. 3.

    Am besten Frau Nonnemacher: „als Chance begreifen“. Eben haben wir hier gelesen, dass die blue-Card in Brandenburg nicht angenommen wird. Und nicht nur wegen der schlechten Löhne. Was will Sie? Mehr unser Geld ausgeben was Sie selbst nicht hat? Unglaublich diese Moral.

  18. 2.

    Wie wär`s mal zur Abwechslung mit Grenzsicherung. Jahrzehntelang funktioniert das gut. Probleme wie Wohnungsmangel , Bildung und innere Sicherheit können nur dann wieder etwas besser werden wenn endlich mal die Reißleine gezogen wird. Aber niemand hat den A ...... in der Hose. Politiker denken nicht an die Bürger(außer bei Wahlen) sondern wie kommen sie ruhig durch die Legislaturperiode ohne schlimme Bilder. Voll ist voll. Wieviel Millionen Menschen hat D letzten 10 Jahre aufgenommen. 10 ?

  19. 1.

    „Kritik von AfD und Linke“ - aha.

    „Linksfraktionschef Sebastian Walter sagte, das Grundgesetz kenne keine Kapazitätsgrenzen.“

    Korrekt, aber es gibt verbindliche, dem Wohle des Menschen dienende Verordnungen und Gesetze.

    Auch eine linke Wohnung ist mal voll.

    „ln Berlin schreibe § 7 Abs. 1 Wohnungsaufsichtsgesetz (WoAufG) zur Belegung vor, dass Wohnungen nur überlassen oder benutzt werden dürften, wenn für jede Person eine Wohnfläche von mindestens 9 Quadratmetern, für jedes Kind bis zu sechs Jahren eine Wohnfläche von mindestens 6 Quadratmetern vorhanden sei. § 7 Abs. 2 WoAufG lasse bei der Überlassung einzelner Wohnräume für jede Person sogar eine Wohnfläche von mindestens 6 Quadratmetern und für jedes Kind bis zu sechs Jahren eine Wohnfläche von mindestens 4 Quadratmetern zu.“

    https://www.berliner-mieterverein.de/recht/mieturteile/ueberbelegung.htm

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