rbb24
  1. rbb|24
  2. Sport
Video: rbb24 Abendschau | 27.07.2022 | Quelle: IMAGO/Metodi Popow

Interview | Fredi Bobic vor Saisonstart

"Nicht schlecht, den Druck gleich am Anfang zu haben"

Am Sonntag beginnt für Hertha im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig die neue Spielzeit. Die Berliner wollen die desolate Vorsaison vergessen machen. Im Interview erklärt Manager Fredi Bobic, inwieweit er den Kader dafür aufgestellt sieht.

rbb|24: Wie sehr freuen Sie sich auf die neue Saison?

Fredi Bobic: Sobald der Ball rollt, sind wir alle glücklich, weil es wieder um etwas geht und man sich messen kann. Man sieht: Was fehlt noch, was müssen wir noch machen? Oder: Was läuft sehr gut? In einer Transferzeit ist es natürlich auch anspruchsvoll, weil noch Bewegung in die Mannschaft hineinkommen kann.

Teilweise scheinen Transfers schwer umzusetzen zu sein, weil bei anderen Klubs das Geld nicht so locker sitzt, sodass viele Leihgeschäfte über die Bühne gehen müssen, bei denen die Spieler dann auch wieder zurückkommen. Wie sehr nervt Sie diese Tatsache?

Es ist auf jeden Fall anstrengend. Man merkt, dass es abseits der Champions-League-Teilnehmer für die Klubs schwierig ist. Hinzu kommt: Wir haben durch die anstehende Katar-WM ein verkürztes Halbjahr vor uns. Dadurch liegt das Transferfenster mitten im Saisonanfang, vier Bundesligaspiele und ein Pokalspiel sind in der Transferperiode, es kann also immer noch Bewegung reinkommen. Viele Vereine haben Probleme, Spieler zu verkaufen, weil der Geldfluss einfach nicht so da ist und dann nicht ganz klar ist: Ist das nun die Mannschaft, die die ganze Saison steht? Und so geht es uns eigentlich auch. Es ist nicht einfach, man muss sehr kreativ sein, und das versuchen wir in allen Bereichen auch zu sein.

Fazit zu Herthas Trainingslager in England

Es gibt noch viele Fragezeichen

Hertha BSC hat sein zweites Trainingslager vor der neuen Saison absolviert. Eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt lässt sich festhalten, dass Trainer Sandro Schwarz viele Dinge anstoßen konnte - aber auch nicht alles in seiner Hand liegt. Von Marc Schwitzky

Im Sturm ist die Situation besonders markant mit Krzysztof Piatek, der zu einer anderen Zeit und zu entsprechenden Konditionen geholt wurde. Er ist nun wieder da, gleichzeitig sucht Hertha einen Stürmer. Inwiefern ist es denkbar, dass Piatek der Mittelstürmer für diese Saison wird?

Wenn er da ist, dann ist es gut für uns. Er muss halt seine Leistung bringen. Wir haben mit ihm, Davie Selke und Jessic Ngankam nominell drei Mittelstürmer. Wir schauen uns trotzdem auf dem Markt um, weil immer auch das eine oder andere passieren kann. Aber die, die da sind, kriegen das Vertrauen und sollen dementsprechend ihre Leistung bringen. Dafür werden sie auch bezahlt, das ist ganz normal. Das Vertrauen müssen sie auch rechtfertigen. Wenn sie es nicht rechtfertigen, muss man den Druck erhöhen, dass man sich doch wieder verändert.

Was für ein Gefühl haben Sie mit der aktuellen Mannschaft vor dem Saisonstart?

Alle sind willig. Das merkt hat man im Trainingslager gemerkt, wie sie bis zum Anschlag gegangen sind, wie sie in den Testspielen versucht haben, auch mit müden Beinen zu performen. Das hat nicht ganz von den Ergebnissen funktioniert (Anm.: Hertha verlor während des Trainingslagers dreimal), aber sie haben es in vielen Perioden des Spiels wirklich gut gemacht.

1:2 gegen West Bromwich Albion

Hertha verliert drittes Testspiel in Folge

Schon zur vergangenen Saison sagten Sie, dass Sie von der Mannschaft Kampf, Mentalität, und Arbeit erwarten. Wie nah daran ist die Mannschaft?

Es gibt immer noch einige Baustellen mit Spielern, die das noch besser verinnerlichen müssen. Aber die Spieler, die wir geholt haben - ob das jetzt Sunjic ist oder Kenny oder Uremovic - bringen alle neben ihrer fußballerischen Qualität auch von der Mentalität etwas mit. Davon erwarten wir uns einiges. Und von denen, die da geblieben sind, haben auch viele in der entscheidenden Phase gezeigt, dass sie diese Mentalität besitzen. Das müssen wir aber konstant hinbekommen, und zwar miteinander auf dem Platz, nur dann kannst du erfolgreich sein.

Warum trauen Sie es dem neuen Trainer Sandro Schwarz zu, dass es gelingt?

Er hat eine klare Handschrift, weiß wie wir Fußball spielen wollen und bläut es den Jungs jeden Tag ein. Er hat mit seinem Trainerteam Abläufe, die mir und der Truppe sehr gut gefallen: Er ist sehr klar, sehr transparent, auch mal kritisch.

13 Episoden aus 130 Jahren Hertha BSC

Sensationen, Siege und Skandale

Am 25. Juli 1892 wurde er gegründet, der Berliner Fußball Club Hertha. Zweimal wurde er deutscher Meister, oft spielte der Verein aber auch nur unterklassig. Immer erstklassig hingegen war der Unterhaltungswert der Alten Dame.

Mit Eintracht Braunschweig wartet nun im DFB-Pokal ein Team, dass bereits zwei Pflichtspiele in dieser Saison bestritten hat. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Ein kompliziertes Spiel gegen eine Mannschaft, die in den beiden bisherigen Partien zwar zweimal verloren hat, aber ordentlich gespielt hat. Da müssen wir schon aufpassen. Wir wissen auch: Die erste Runde im DFB-Pokal ist immer die komplizierteste. Entsprechend werden wir fokussiert sein müssen und alles raushauen, um diese Pflichtaufgabe auch zu erfüllen. Als Bundesligist musst du die erste Runde überstehen. Es ist gar nicht schlecht, diesen Druck gleich am Anfang zu haben.

Was nehmen Sie sich für das erste Bundesligaspiel in Köpenick bei Union Berlin vor?

Wir wollen mit einem guten Gefühl aus Braunschweig zurückkommen. Wenn wir dann ins Derby gehen, ist natürlich klar, dass wir einen guten Saisonstart haben möchten und alles dransetzen, auch erfolgreich abzuschneiden. Wir sind in der Rolle des Underdogs, das ist auch mal ganz schön. Die Drucksituation ist eher bei Union. Aber es ist noch ein bisschen hin. Erst steht das Pokalspiel an, dann werden wir gemütlich aufs Derby schauen.

Wie bewerten Sie es, dass das Berliner Derby gleich am Saisonanfang stattfindet?

Ich sehe es pragmatisch. Man muss ohnehin gegen jeden spielen, einmal Hin-, einmal Rückspiel. Dass es nun am ersten Spieltag so ist, das hat sich die Liga nun so ausgesucht. Ich habe nichts dagegen, muss ich ganz ehrlich sagen. Es ist so wie es ist, wir nehmen es wie es kommt. Natürlich kann man der Meinung sein, das Spiel lieber zur Mitte der Saison zu haben, wo man sich drauf freuen kann. Das haben die Unioner ja so ein bisschen mitgeteilt, dass es für sie das Schönere wäre. Klar, das kann man auch gut finden. Aber jetzt ist es der erste Spieltag, dann ist es ein Alleinstellungsmerkmal. Wir freuen uns auf das Derby.

Die Fragen stellten Dennis Wiese, rbb Sport, und Tim Koschwitz, rbb 88.8

Sendung: rbb24 Abendschau, 27.07.2022, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen