Hertha-Trainer Sandro Schwarz - "Auf einige Spieler hätte ich gerne verzichtet"

Do 17.11.22 | 17:43 Uhr
  2
Hertha-Trainer Sandro Schwarz bei einer Medienrunde (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Nach dem erlösenden 2:0-Heimsieg gegen Köln folgt nun die Pflichtspielpause für Hertha BSC aufgrund der WM in Katar. Aktuell kann Trainer Sandro Schwarz mit dem fast kompletten Kader arbeiten, was ihm aber nur bedingt Freude bereitet.

Nach dem wichtigen 2:0-Heimsieg gegen Köln war den Verantwortlichen von Hertha BSC die Erleichterung doch sehr anzumerken. Was folgte, war eine für Hertha-Verhältnisse ungewohnt harmonische Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag, auf der das Team von den Fans deutlichen Zuspruch bekam. Dass Hertha BSC kaum WM-Fahrer im Kader hat, sieht Trainer Sandro Schwarz eher mit Skepsis und spricht in der Medienrunde am Donnerstag über ...

... die bisherige Entwicklung:

Ich würde sagen, dass es in die richtige Richtung geht, ohne zu viel Zufriedenheit ausstrahlen zu wollen. Es ist wichtig, jetzt dranzubleiben. Mein Team und ich müssen immer sehen, was es inhaltlich zu verbessern gilt. Aus dem Köln-Spiel bin ich aber mit dem Gefühl rausgegangen, dass wir als Verein auf dem richtigen Weg sind. Vor allem, was die Stimmungslage angeht und die Art, wie wir Fußball spielen wollen. Da sind wir total überzeugend, wissen aber auch, dass wir einzelne Inhalte definitiv noch verbessern müssen.

... die Saisonziele:

Ohne das in Punkten bemessen zu wollen, sind die Ansprüche, die wir an uns selbst stellen, extrem hoch. Wenn der letzte Spieltag gespielt ist und die Fans sagen, dass Hertha BSC so auftritt, wie sie es sich vorstellen, dann ist das ein wichtiger Gradmesser für uns. Natürlich ist auch die Tabellensituation immer wichtig, aber wir sollten uns nicht darüber definieren, wie viele Punkte es am Ende sind. Wir sollten eher darüber nachdenken, was uns in die richtige Tabellenregion führt. Dafür müssen wir jetzt noch drei Wochen richtig ackern, dann kommt der Urlaub und dann geht es schon wieder in die Vorbereitung.

... den Zuspruch der Fans auf der Mitgliederversammlung:

Das tut einem als Mensch gut, wenn du diese Wertschätzung spürst. Das gibt einem Energie und zeigt, dass anerkannt wird, wie wir arbeiten. Mein persönlicher Antrieb ist es immer wieder, nach dem Spiel rauszugehen und zu wissen, dass die Leute nach Hause gehen und glücklich darüber sind, dass wir alles gegeben haben. Dafür lohnt es sich jeden Tag fleißig zu arbeiten, damit die Fans zufrieden mit der Art und Weise sind, wie wir vorangehen.

... die Trainingszeit während der Pause

Wir haben uns dafür entschieden, jetzt im Bundesliga-Rhythmus zu bleiben und Testspiele zu absolvieren, allerdings mit höherer Intensität in der Trainingswoche. Dann haben wir einen ähnlichen Ablauf wie während der Saison. Natürlich werden die Testspiele nicht die gleiche Belastung sein, vor allem psychisch nicht. Aber so haben wir dann am 8. Dezember Feierabend, was nur zehn Tage früher als in einer normalen Bundesliga-Saison ist. Deshalb haben wir uns dafür entschieden.

... die wenigen WM-Fahrer bei Hertha BSC:

Um ehrlich zu sein, hätte ich jetzt gerne mit weniger Spielern trainiert. Das würde nämlich bedeuten, dass der ein oder andere mehr zur WM gefahren wäre. Da hätte ich mich als Trainer hintenangestellt und mich für die Spieler gefreut. Dodi Lukebakio war ja ein Kandidat, der es auch verdient hätte, so wie er gespielt und gearbeitet hat. Und Agustin Rogel hat es leider auch nicht geschafft. Auf diese Spieler hätte ich gerne verzichtet, weil es für sie einfach top gewesen wäre.

... die WM in Katar:

Ich glaube, dass wir alle eine klare Haltung haben, was die Vergabe der WM betrifft. Das ist natürlich nicht in unserem Sinne, gerade was das Thema Menschenrechte angeht. Bei mir wurde noch nicht das WM-Fieber ausgelöst und ich finde es auch relativ schwierig, mit einem Glühwein in der Hand die Spiele zu verfolgen. Klar, werde ich mir die ein oder andere Partie anschauen. Aber ich werde nicht meinen Terminplan danach ausrichten.

... seine Pläne für die Winterpause:

Ich werde definitiv auch Urlaub machen. Aber die Kinder gehen noch zur Schule, also wird sich der Urlaub vor allem so gestalten, dass man die Kinder morgens hinbringt und abends wieder abholt. Weihnachten feiern wir dann mit der Familie und Silvester mit Freunden. Da dürfen die Kleinen dann auch mal länger aufbleiben.

Aber jetzt freue ich mich auch erstmal noch auf die drei Wochen Arbeit und darauf, mit der Mannschaft Schritte zu machen. Freie Zeit zu haben ist auch cool, aber ich habe noch nicht das Gefühl, dass ich sie jetzt schon brauchen würde. Ab 9. Dezember ist es dann aber auch gut mal abzuschalten und einen Ortswechsel zu haben, um hier topmotiviert wieder aufzuschlagen.

Sendung: rbb24, 17.11.2022, 18 Uhr

2 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 2.

    Die Überschrift des Artikels war so abstoßend, dass ich ihn beinahe aus Verärgerung gar nicht gelesen hätte. Es wäre bei mir ein hochnäsiger Herr Schwarz hängen geblieben. Jetzt nachdem ich den Artikel doch gelesen habe, bin ich erleichtert. Ich wünsche dem sympathischen Trainer und seinem Team den besten Erfolg für die Zukunft!

  2. 1.

    Die Tatsache, dass Hertha BSC nur wenige Spieler für die WM abstellen muss, könnte für die restliche Bundesliga-Saison ein echter Vorteil sein, erfahrungsgemäß sind viele Spieler nach einem solchen Turnier bzw. nach einem langen Zeitraum ohne eine etwas ausgedehntere Pause platt.

Nächster Artikel