Trainings-Lager in Österreich - Union Berlin schwitzt in den Alpen

Do 27.07.23 | 10:51 Uhr | Von Jakob Rüger
Union-Trainer Urs Fischer muss im Trainingslager sieben Neuzugänge integrieren. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)
Bild: IMAGO / Matthias Koch

Fußball-Bundesligist Union Berlin befindet sich in der heißen Phase der Saison-Vorbereitung. Wie immer wird in Österreich der letzte Feinschliff geholt - und neue Gesichter werden begrüßt. Von Jakob Rüger

Wie Zuckerwatte kleben die weißen Wolken an den Hängen der Kitzbüheler Alpen. Sie versperren den spektakulären Blick auf die Berggipfel. Der 1. FC Union hat sich ein schönes Panorama ausgesucht für das zweite und wichtigste Trainings-Lager der Profis.

Die haben allerdings nur selten einen Blick für die beeindruckende Natur am Bramberg am Wildkogel. Trainer Urs Fischer fordert lautstark in jeder Einheit die volle Aufmerksamkeit. Die kräftige, raue Stimme des Schweizers schallt über den ganzen Platz.

An den ersten Tagen in Österreich wurde das Training immer wieder von Regenschauern begleitet. Wie Sommer fühlt es sich im Tal der links und rechts riesigen Berggipfel nicht an.

Sorgen um den Regen

Der eine oder andere Vereinsmitarbeiter äußerte zuletzt scherzhaft die Sorge, dass das Trainings-Lager vorzeitig abgebrochen werden müsse. So erging es kurz vor der Anreise des 1. FC Union dem Bundesliga-Konkurrenten VfB Stuttgart. Wegen Dauerregen war der Platz der Schwaben nicht mehr bespielbar. "Ich hoffe nicht, dass das Wetter so schlecht ist, dass du dir überlegen musst, wieder nach Hause zu fahren", sagte Trainer Urs Fischer vor der Abreise. Ein solches Szenario ist bei den Köpenickern nach den ersten Tagen aber sehr unwahrscheinlich.

Es wäre auch schade für die so zahlreich mitgereisten Fans. In jeder Unterkunft rund um den kleinen Ort sind Unioner anzutreffen. Knapp 200 Anhänger bevölkern zu den Trainings-Einheiten den kleinen Platz und das dazugehörige Vereinslokal des TSU Bramberg. Eine gelungene Grätsche wird schon mal mit Applaus bedacht, ein Tor gerne auch mal bejubelt. Immer wieder müssen die Profis zahlreiche Autogramm- und Fotowünsche nach dem Training erfüllen.

Die Köpenicker haben erstmals auch drei Sicherheitsleute aus dem vereinseigenen Ordnerdienst mit ins Trainings-Lager genommen. "Die Sicherheit unserer Spieler steht immer an erster Stelle", erklärt Präsident Dirk Zingler. "Aus Größe entsteht Organisationsverantwortung, denn Abläufe verändern sich." Ein Champions-League-Teilnehmer sorgt nun mal für Aufmerksamkeit und Begehrlichkeit. Überhaupt ist das Team um das Team deutlich größer geworden beim 1. FC Union.

Urs Fischers gefürchtetster Assistent

Zwei Trainings-Plätze stehen den Köpenickern zur Verfügung. Die Platzwarte haben alle Hände voll zu tun, um den Rasen nach den intensiven Zwei-Stunden-Einheiten wieder herzurichten. Doch nicht nur auf dem Platz wird gearbeitet. Athletik-Trainer Martin Krüger bittet zur Jogging-Einheit.

Er ist neben Chef-Trainer Urs Fischer vielleicht der gefürchtetste Mann im Trainingslager, denn wenn Krüger seine Arbeit aufnimmt, fließt der Schweiß in Strömen. "Es ist nicht nur Quälerei", so Krüger über seine Arbeit. "Es geht darum, die Spieler auf das nächste Level zu bringen. Vertrauen spielt da eine große Rolle."

Wichtig ist dabei auch die Atmosphäre. Immer wieder sieht man die Profis bei all der konzentrierten Arbeit lachen und scherzen.

Große Augen machten die Union-Fans beim ersten Training von Torwart Alexander Schwolow am Mittwoch. Der ehemalige Hertha-Spieler war keine drei Stunden im Trainings-Lager und stand quasi mit der Verkündung seiner Verpflichtung schon auf dem Platz. Die Fans waren überrascht ob des Transfers, mehr Reaktionen gab es aber nicht.

Eingefädelt hat den Deal natürlich Manager Oliver Ruhnert. Gelegentlich trifft man ihn im 4.000-Einwohner-Dorf beim Spaziergang, mit dem Handy am Ohr.

Ruhnert dürfte noch ordentlich zu tun haben, Union sucht noch einen Innenverteidiger und einen Linksverteidiger. Auch auf der Abgangsseite dürfte garantiert noch etwas passieren. Mit aktuell 30 Spielern im Trainings-Lager ist der Kader trotz Dreifachbelastung eigentlich zu groß.

Für Trainer Urs Fischer ein willkommenes Luxusproblem. Jeder muss sich im Trainings-Lager anbieten, wenn er ein Teil des 1. FC Union in der kommenden Saison sein will.

Sendung: rbb24 inforadio, 15.00 Uhr, 27.07.2023

Beitrag von Jakob Rüger

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