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Quelle: dpa-Bildfunk/Sina Schuldt

Ärztemangel in Südbrandenburg

Zwischen der Suche nach Praxisnachfolgern und der Suche nach dem Hausarzt

In Lauchhammer arbeitet ein 79-Jähriger noch immer als Arzt, sonst wäre die Versorgung der Patienten gefährdet. In Werben dagegen wird eine Praxis übergeben - mit Glück. Zwei Perspektiven auf den Ärztemangel in Südbrandenburg. Von Florian Ludwig

Schließende Arztpraxen, zu wenig Nachwuchs - vor allem die ländlichen Regionen Südbrandenburgs leiden unter einem Ärztemangel. Die Politik versucht gegenzusteuern, errichtet beispielsweise neue Medizinische Versorgungszentren (MVZ) oder plant eine Medizinerausbildung in Cottbus. Dennoch gibt es nach wie vor Probleme bei der Patientenversorgung.

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1.000 Patienten versorgt durch einen 79-Jährigen

Ernst Wilhelm Fielitz ist 79 Jahre alt und Arzt in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz). Eine eigene Praxis betreibt er nicht mehr, er ist im Gesundheitszentrum Niederlausitz angestellt. Andernfalls würde er wohl längst nicht mehr arbeiten. "Ich war 30 Jahre selbstständig und habe dann mit 61 hier nochmal neu angefangen", erzählt er.

Für die Patienten in Lauchhammer ist das ein Glücksfall. 1.000 Patienten versorgt Fielitz. Deren Not, einen Hausarzt zu finden, bekommt vor allem Sandra Markus zu spüren. Sie arbeitet als Sprechstundenhilfe bei dem 79-Jährigen. "Vor ein paar Monaten war es so schlimm, da kamen drei, vier Patienten mit Tränen in den Augen. Die haben gesagt, sie waren bei vier, fünf, sechs Ärzten, haben überall angerufen und keiner nimmt sie auf. Die brauchen ihre Medikamente", erzählt Markus.

Eine von diesen Patienten ist Sieglinde Scherbel. Ihre Tochter Brigitte hatte lange vergeblich versucht einen Hausarzt für ihre Mutter zu finden. Allein in Schwarzheide habe sie vier Ärzte angefragt, keine habe ihre Mutter aufnehmen können. "Da war ich froh, dass meine Tochter mich hier reingebracht hat, damit ich erstmal einen Arzt habe, zu dem ich gehen kann, damit ich versorgt bin", erzählt die Rentnerin.

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Praxisnachfolge nur durch Beziehungen

In Werben (Spree-Neiße) ist die Situation eine andere - und trotzdem vergleichbar. Denn auch hier wurde nach einem Arzt gesucht, allerdings als Nachfolger für eine bestehende Praxis. Was vielen niedergelassenen Ärzten, vor allem auf dem Land, nicht mehr gelingt, hat hier geklappt: Hausärztin Astrid Stephan kann ihre Praxis weitergeben. Doch das hat nur mit einer Sache geklappt, die sonst Patienten brauchen, wenn sie einen Arzt suchen: Beziehungen.

Anna Maria Lehmann soll die Praxis im kommenden Jahr übernehmen. Seit einem Jahr absolviert die 33-Jährige ihre Facharztausbildung in Werben. "Ich bin eine der Ausnahmen, die eine Nachfolge hat", freut sich Astrid Stephan. "Wir haben uns beide schon vor Jahren miteinander verabredet", erklärt sie.

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Anna Maria Lehmanns Großvater hatte einen großen Anteil an der Verabredung. Er war selbst Jahrzehnte lang Landarzt in der Nachbargemeinde Burg und ermutigte seine Enkelin zur Kontaktaufnahme. Über das gesamte Studium blieben die angehende und die niedergelassene Ärztin in Kontakt, haben sich ein Mal jährlich getroffen.

Am Ende profitieren beide: Astrid Stephan weiß ihre Praxis in guten Händen und Anna Maria Lehmann kann eine etablierte Hausarztpraxis in ihrem Heimatort übernehmen. "Ich habe viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet, mit Wochenenddiensten, Feiertagen, da ist das hier für eine junge Frau mit Kindern ein ganz anderes Arbeiten", so Lehmann.

Die Werbener Patienten zeigen sich zufrieden mit der Übernahme - und beschreiben den Umstand, dass sie in ihrer Stammpraxis bleiben dürfen vor allem mit einem Wort: Glück.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.05.2023, 16:40 Uhr

Beitrag von Florian Ludwig

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