Planungsunterlagen liegen aus - Millionen Tonnen Kupfererz sollen in der Lausitz aus der Erde geholt werden

Mi 22.03.23 | 14:32 Uhr
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Ein Spülungstechniker reinigt auf der Baustelle der Kupfererkundungsbohrung in Spremberg Bohrkerne (Archivfoto: dpa/Pleul)
Archivbild | Bild: dpa-Zentralbild

Bei Spremberg liegt ein Schatz in der Erde, der vielleicht bald gehoben wird: 130 Millionen Tonnen Kupfererz. Für den geplanten Abbau liegen nun die Unterlagen für das Raumordnungsverfahren aus. Jeder kann Hinweise und Einwände melden.

Seit 16 Jahren gibt es Pläne, bei Spremberg (Spree-Neiße) im Süden Brandenburgs Kupfer abzubauen. Nun wird es konkreter: Am Mittwoch begann das Raumordnungsverfahren, "um Konflikte, Risiken und besondere Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und abzustimmen, Alternativen zu prüfen und raumverträgliche Lösungen zu ermitteln", heißt es von der gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg.

Bei dem Verfahren wird unter anderem die Umweltverträglichkeit überprüft. Die Unterlagen liegen bis 26. April im Spremberger Rathaus aus und können im Internet [uvp-verbund.de] abgerufen werden. In den über 20 Dokumenten geht es zum Beispiel um Artenschutz, Wasserverbrauch, Lärm und Staub. Jeder kann Hinweise, Anregungen und Bedenken äußern.

Das wertvolle Kupfererz soll in der Erde zwischen dem Spremberger Ortsteil Graustein und Schleife in Sachsen lagern. Es ist der zweite Anlauf des Unternehmens Kupferschiefer Lausitz GmbH (KSL) für einen Abbau. 2014 war er auf Eis gelegt worden, weil die Marktpreise stagnierten. Nachdem sich das geändert hatte, wurde ab 2021 ein neuer Anlauf genommen.

Auf einer Karte sind der geplante Standort der Tagesanlagen und die möglichen Abbaufelder eingezeichnet (Quelle: MIL Brandenburg/basemap.de/Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg)
Laut MIL Brandenburg dient die Karte einem allgemeinen Überblick bzw. der räumlichen Einordnung und ist keinesfalls gleichzusetzen mit Angaben zum konkreten Vorhaben. | Bild: Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg

Bereits rund 40 Millionen Euro investiert

In der Lagerstätte werden 130 Millionen Tonnen Kupfererz vermutet. Daraus könnten 1,9 Millionen Tonnen reines Kupfermetall entstehen. Gebraucht wird es unter anderem für die Produktion von Elektrogeräten, Autos und Schmuck. Das Unternehmen KSL hat seit dem Projektstart mit Erkundungen 2007 rund 40 Millionen Euro investiert, sagte Projektleiter Blas Urioste dem rbb.

Das Vorhaben mache jetzt mit dem Strukturwandel wirklich Sinn, so Urioste. "In einem vollelektrischen Auto stecken 83 Kilo Kupfer." Das sei ein Vielfaches von dem, was in einem Verbrennerfahrzeug steckt. Auch beim Thema erneuerbare Energien spiele Kupfer eine Rolle. "Wenn wir über Windräder sprechen, sprechen wir sogar über 30 Tonnen pro Einheit, die notwendig ist, damit die Infrastruktur drumherum funktioniert", so Urioste. Deutschland sei weltweit der drittgrößte Konsument von Kupfer, aber zu 100 Prozent von Importen abhängig.

Kein Kupfer mehr aus Afrika

Der ehemalige Spremberger Bürgermeister Klaus-Peter Schulze (CDU) kümmert sich für die städtische Wirtschaftsfördergesellschaft um das Projekt. Seiner Ansicht nach wird Deutschland auf eigene Kupfervorkommen angewiesen sein. "Wenn das richtig umgesetzt wird, glaube ich nicht, dass unser Kupferverarbeiter 'Aurubis' noch eine Tonne Kupfer in Afrika einkaufen kann", so Schulze. "Dort ist Bergbau grundsätzlich mit Kinderarbeit verbunden und das ist laut Lieferkettengesetzt nicht mehr zulässig."

Hunderte Arbeitsplätze

Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Kupferabbau in der Lausitz Mitte oder Ende der 2030er Jahre losgehen. Dann soll auf insgesamt 45 Hektar in einer Tiefe von 800 bis 1.500 Metern das Metall abgebaut und mit Förderbändern aus der Erde gebracht werden. In Spremberg soll auch die Aufbereitung stattfinden. "Daraus entsteht ein Kupferkonzentrat, dass per Bahn zur Verhüttung abtransportiert werden soll." Durch das Verfahren der Verhüttung wird es zu Rohkupfer.

Sollte der Kupferabbau bei Spremberg kommen, wäre es in über 50 Jahren das erste Metallbergbauprojekt in Deutschland. Nach aktueller Planung sollen laut Blas Urioste etwa 1.000 Arbeitsplätze entstehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2023, 14:10 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Tagebau Welzow direkt westlich? Wäre ja perfekt zum auffüllen...

  2. 26.

    Das politisch gewollte Ende der Kohleverstromung in der Lausitz ist, im Hinblick auf das Abbremsen der Klimaerwärmung, kaum wirkungsvoll! Wirtschaftlich bedeutet der Kohleausstieg allerdings um so mehr eine Katastrophe für die Region und darüber hinaus.
    Der Kupferbergbau könnte hier viele der direkt wegfallenden Industriearbeitsplätze und der indirekt betroffenen Leistungserbringer kompensieren! Bei den in Deutschland hohen Umweltstandards gleichzeitig eine hervorragende wirtschaftliche Chance für die Region!
    Und hinsichtlich der Unabhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland ein Schritt in die richtige Richtung!
    Aber schon stehen die empörten Schreihälse vor der Tür, welche hinter jeder wirtschaftlichen Aktivität das Ende der Menschheit befürchten! Keine Kohle, kein Atom, keine Verbrenner aber das Windrad vor meinem Fenster oder die Stromtrasse ist auch nicht gewollt!
    Wie soll denn künftige Wertschöpfung und Wohlstand in Deutschland aussehen wenn alles in Frage gestellt wird??

  3. 25.

    Erst die Kohle die die Umwelt verschandelt hat. Jetzt kommt Kupfer. Wie schädlich die Aufbereitung für die Umwelt und den Menschen ist steht nicht im Artikel. Ich hab da echt Angst um insere Kinder und Enkelkinder, die in dieser verpesteten Umwelt aufwachsen sollen, denn wir wohnen unmittelbar am Platz des Geschehens.
    Wieso die Stadt dem Unternehmen zustimmt ist mir rätselhaft. Denkt an das Wasser welches dann noch knapper wird.

  4. 23.

    Der Witz an Leachingverfahren ist, daß dadurch auch weniger gehaltvolle Erze kommerziell sinnvoll werden. Bioleaching spart halt an der Stelle jede Menge saure Abfälle. Es wird auch nicht nur Kupfer im konzentrierten Eluat angereichert. Und ja, man braucht richtig viel Wasser.

  5. 22.

    Und dazu gibt es noch die bereits erwähnte sehr hohe Recyclingquote bei Kupfer.
    Interessanter würde ich Lithium aus Zinnwaldit im Erzgebirge finden. Die im Aufbau befindliche Verabeitungfabrik für Lithiumerze wird ja wohl erstmal (?) aus dem Ausland (Kanada?) beliefert. Im Erzgebirge würde sich auch eine Zusammenarbeit mit den Tschechen anbieten, die schon immer hervorragende Bergbau- und Industriekapazitäten hatten, die Minen wären ja (wie schon die vorhandenen in Zinnwald) sowieso grenzübergreifend im Vortrieb.

  6. 21.

    Nun habe ich von Bergbau nicht so die große Ahnung,
    Wenn aber im Beitrag steht, dass 130 Millionen Tonnen abgebaut werden und nur ca 3 Millionen Kupfer übrig bleiben, wo wird denn dann der Rodelberg von 128 Millionen Tonnen aufgeschüttet?

  7. 20.

    Was wollen Sie eigentlich außer Hetze? Kohle im Boden lassen ist schlecht, Kupfer aus dem Boden holen ist auch schlecht, weil man dafür Kohle braucht? Das ist doch ziemlich wirr.

  8. 19.

    Es heißt bioleaching kein Ding, die Info war eher für alle anderen.

    Ich habe da auch eher 2 Herzen in der Brust. Einerseits wäre es gut, wenn in Deutschland gefördert werden könnte, Jobs, Rohstoffsicherheit, Hohe Umweltsstandards. Andererseits ist das Vorkommen eigentlich marginal, das würde 10-15 Jahre vielleicht 5-10 % des deutschen Bedarfs decken. Kupferabbau ist bei allem Umweltschutz Wasserintensiv, das sehe ich aktuell nicht in der Lausitz.

    Und Chile als Hauptförderland hat relativ gute Werte in politischer und sozialer Stabilität, Kupfer ist also alles andere als ein Konfliktmineral.

  9. 18.

    Alle die immer nur Probleme sehen, könnten gern mal versuchen, ohne die ihnen verhasste Industrie auszukommen. Mal blos eine Woche lang. Hier, und anderswo „Meinung“ zeigen, macht noch keine nachhaltige Lebensweise aus. Meine Urgroßeltern lebten auf ihrem Bauernhof in Pommern so, wie sich manche das heute wünschen - 50 Hektar Land und noch mal so viel Wald ernährten die Großfamilie und auch noch „Personal“. Aber ich glaube nicht, daß die meisten Leute das heutzutage lange aushalten würden.

  10. 17.

    Sie haben Recht. Ich nehme Großteil zurück und ändere auf bedeutender Anteil. In Chile als größen Produzenten sind es rund 10% mit Bioleaching im Moment. Dazu kommt dann aber noch bei Leachingprozessen allgemein das klassische saure Leaching und dann sind wir schon bei einem sehr großen Anteil der Produktion. Um Bio/Öko ging es mir dabei nicht so sehr, ich wollte damit nur verdeutlichen, daß der bergmännische Abbau nicht immer das bevorzugte Verfahren ist.
    Im Allg. spürt man eine große Furcht von dem Auffahren von Minen hier in den Kommentaren, was mir befremdlich vorkommt als Absolvent der Bergakademie.

  11. 16.

    Wo soll die giftige Kupferhütte gebaut werden und wie soll es umweltverträglich verarbeitet werden?
    Wie verträgt es sich mit dem Wasser? Über Jahre abpumpen und nach Schließung dauerhafte Flutung wie im Bergbau üblich? Mit welchem Wasser soll dann dauerhaft geflutet werden?

  12. 15.

    Für Kupfer sind fie Recycling Quoten super! Rund 80%.

    Wenn irgendwo in Produkten Kupfer schlummert macht das nix, auch wenn Sie die Produkte doof finden. Das Kupfer ist nur gespeichert und kann jederzeit Recycelt werden.

  13. 14.

    Nun ja, alte Pläne. Ja, viell. sind wir technolog. schon 30 J. weiter!
    Ich hoffe, dass die hydrologischen Probleme - Entsalzung des Tiefenwassers wirklich von A bis z durchdekliniert, gelöst sind!!! Und wohin mit dem Abgesetzten und mit der Rest'lurke'.
    Dieses Salzzeugs ist sehr Material- und auch Beton aggressiv. Wollen wir uns neben der Oder nun in der Spree 'Salzfrachten' leisten? Tsss....
    Ich bin dafür, wenn alle Gewerke vorher (!) durchdekliniert sind und feststeht, welche Technologien drankommen und wenn vorher klar ist, wie man eventuellen Kalamitäten planvoll und sinnvoll begegnet! Denn eigentlich liegt der Hase im Pfeffer, äh-nee im Betrieb und im Wohin mit dem Geförderten der drüberliegenden Deckschichten. Es geht echt tief runter! Viele Grüße an die Zechsteinformationen.......

  14. 13.

    Die Tiefe steht im Artikel. Genau lesen hilft.

    Früher hieß es mal Jahresförderung 8 Mio Tonnen Erz. Da kann man sich ausrechnen wie lange 140 Mio Tonnen in der Lagerstätte reichen.

  15. 12.

    Der Satz vom Herrn CDU Politiker ist natürlich Blödsinn.

    "Ein Großteil" finde ich jetzt aber auch etwas übertrieben, können Sie das mit einer Quelle untermauern? Eine relevante Menge ok.

    Bioleaching ist im übrigen nicht wirklich Bio/Öko. Man nutzt nur oxidierende Bakterienarten, um Metallsulfide in Lösung zu bringen. In Chile verbraucht das Unmengen an Wasser *oh schreck*


  16. 11.

    Da Sie die Unterlagen kennen: Was steht dort zum Wasserhaushalt drin? Die Wassertafel Berlin-Brandenburg hat jedenfalls bisher noch keine Bedenken angemeldet.

  17. 10.

    Sie meinen sicher diejenigen, die bei jedem einzelnen WIndrad und jeder Stromtrassenplanung sofort einen kleinen Aufstand spielen? Ach nein, das waren ja die strikten Gegner*innen von allen Veränderungen. Hauptsache, das Feindbild stimmt.

    Wenn man mal eine Kupfermine gesehen hat, weiß man, was es für Umweltzerstörung bedeutet, das gilt auch für Maßnahmen, die keinen Tagebau bedeuten. Einer der trockensten Regionen abermals das Grundwasser auszusaugen, nachdem gut ein halbes Jahrhundert der Grundwasserpegel sank, ist ein absurdes Vorhaben, erst recht in Anbetracht der geringen - vermuteten - Ausbeute.

    Umweltverträglichkeitsprüfungen würden eigentlich bedeuten, dass man endlich einen funktionierenden Wertstoffkreislauf etabliert, sodass Recycling möglich und keine bloße Worthülse ist. Ebenso gilt es den Verbrauch zu regulieren. Diese astronomischen Mengen in meist unnützen Konsumgütern sind zu untersagen.

  18. 9.

    Abgefahren! Kohle bleibt in der Erde, aber Kupfererz wird rausgeholt. Natürlich mit fossiler Energie, denn die Erneuerbaren reichen hinten und vorne nicht. So geht Umweltschutz auf grün.

  19. 8.

    "Ansonsten auf jeden Fall besser als die armen Länder und Menschen dafür auszubeuten" Ein Großteil des Kupfers wird doch gar nicht bergmännisch aubgebaut, sondern durch Bioleaching von Althalden weltweit gewonnen.

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