Unterirdischer Wasserstoff-Testspeicher in Rüdersdorf - Leitung in 1.000 Meter Tiefe steht

Fr 09.04.21 | 11:52 Uhr
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Rüdersdorf,EWE Gasspeicher,Objektfotos,2021
Bild: Andreas Prinz/prinzmedia

Gelingt die großflächige Speicherung überschüssigen Ökostroms in Form von Wasserstoff? In Rüdersdorf kommt ein Modellprojekt zum Nachweis des sicheren Betriebs von unterirdischen Speichern des Gases gut voran.

Der Bau der einer unterirdischen Testkaverne in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) zur Speicherung von grünem Wasserstoff kommt gut voran. Wie der ausführende Energiedienstleister EWE am Freitag mitteilte, ist ein Rohrleitungssystem in einen Salzstock in 1.000 Meter Tiefe gebracht worden. Insgesamt worden durch Bohrungen 160 Spezialrohre ins Erdreich getrieben. Jetzt kann demnächst mit der Ausspülung des Untergrunds begonnen werden. Den Angaben zur Folge werde jetzt die Spezialtechnik oberirdisch aufgebaut.

Steinsalzschicht stammt aus uraltem Meer

"Im Herbst wollen wir dann mit der Ausspülung des Steinsalzes beginnen“, sagt EWE-Projektleiter Hayo Seeba. Die Steinsalzschicht unter dem Speichergelände beginnt in circa 600 Metern Tiefe und reicht bis zu 3.200 Meter unter die Erdoberfläche. Das Salz stammt aus einem Meer, das es in Rüdersdorf vor 150 Millionen Jahren gab. „Unsere Kaverne wird ein Volumen von 500 Kubikmetern haben. Dahinein passt also ungefähr ein Einfamilienhaus. In der Dimension des Salzstocks ist das winzig, sozusagen eine kleine Kirsche in einem riesigen Baum“, so Seeba weiter.

4.000 Kubikmeter Wasser für Ausspülvorgang benötigt

Der Hohlraum soll dann mit Wasser aus einem Teich auf dem Testareal und aus dem vorbeifließenden Mühlenfließ ausgewaschen werden. Innerhalb von drei Monaten sollen 4.000 Kubikmeter Frischwasser in den Untergrund gepumpt werden. Das ausgewaschene Salz wird über eine bestehende unterirdische Rohrleitung zu Versenkstation nach Heckelberg gepumpt, so Seeba. Dort wird das Salz-Wasser-Gemisch wieder in die Tiefe gedrückt und soll von einer Sandsteinformationen aufgenommen werden.

Ökostrom kann im "Power-to-Gas"-Verfahren gespeichert werden

Das Modellvorhaben hat zum Ziel, überschüssigen Strom zu speichern - wie Ökostrom, der bei viel Wind oder Sonnenschein anfällt. Mit Strom kann Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden - das Verfahren wird als "Power-to-Gas" bezeichnet. Umgekehrt lässt sich aus dem Wasserstoff wieder Strom und Wärme erzeugen (Gas-to-Power).

EWE nutzt nach eigenen Angaben schon länger Kavernen zur Speicherung von Erdgas. In Rüdersdorf speichert EWE seit 2007 Erdgas. Das Unternehmen beliefert im Nordwesten Deutschlands, in Brandenburg auf Rügen und in Teilen Polens rund 1,4 Millionen Kunden mit Strom und jeweils rund 700.000 mit Erdgas und Telekommunikationsleistungen.

Kooperation mit dem DLR

Bei dem Projekt in Rüdersdorf kooperiert die EWE mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR. Insgesamt sind zehn Millionen Euro eingeplant; vier Millionen Euro stammten aus EWE-Mitteln plus einer bereits bestehenden Bohrung. Der Rest komme aus Fördermitteln des Bundesverkehrsministeriums aus dem "Nationalen Investitionsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie" (NIP). Bis Ende 2022 sollen die Tests in Rüdersdorf abgeschlossen sein und entschieden werden, ob das Unternehmen großflächig in die unterirdische Speicherung einsteigt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.04.2021, 11:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wenn dit mal allet jut jeht.. sprengen die da nich noch in der Nähe wegen Kalkabbau? Und H2 kann man doch schon kaum in Gasflaschen halten. Na ick bin jespannt ob dat in die Luft fliegt.

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