Arbeitskampf der GDL - Bahnstreik stellt Pendler in Ostbrandenburg auf die Probe

Mo 23.08.21 | 18:42 Uhr
Bahnhof in Erkner im GDL Streik
Bild: Stefan Kunze/rbb

Der Tarif-Streit zwischen der Gewerkschaft der Lokführer und der Deutschen Bahn forderte am Montag viel Geduld von den Pendlern. Trotz Ersatz-Fahrplan glich die Zugsuche am Morgen so auch in Frankfurt (Oder) und Erkner einem Glückspiel.

Zugausfälle, Verspätungen, lange Wartezeiten: seit Montagmorgen um zwei streikt die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr. Angekündigt wurde der Protest schon am Freitag, sodass sich - theoretisch - alle Fahrgäste auf die Fahrplanänderungen einstellen konnten. Trotzdem wurden auch einige Menschen in Ostbrandenburg vom Streik überrascht.

Polnische Pendler in Frankfurt (Oder) überrascht

In den frühen Morgenstunden zeigte sich die Lage in Frankfurt (Oder) laut rbb-Reportern zunächst recht ruhig. Der Bahnhof wirkte bis 7 Uhr nahezu verwaist. Lediglich einige Pendler aus Polen, die mit dem Zug zur Arbeit nach Berlin wollen, strandeten in der Bahnhofshalle. Nach Aussagen einiger Reisenden wären Informationen über den anstehenden Streik nicht bis zu ihnen nach Polen durchgedrungen. "Ich habe erst am Morgen in unserer Firmen-Chatgruppe darüber gelesen, jemand hatte die Info geteilt, dass gestreikt wird. Ich wollte um 06.30 Uhr den Zug nach Berlin nehmen und nehme den Zug um 07.58 Uhr."

Ab 6:30 Uhr öffnete dann das Reiseinformationszentrum. Ab da waren auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bahn auf dem Gelände unterwegs, um Reisende über aktuelle Änderungen und Alternativen des Ersatz-Fahrplans zu informieren.

Ab 7 Uhr füllte sich der Bahnhof Zusehens mit Schülerinnen und Schülern, Arbeitspendlern und anderen Reisenden. Als kurz vor 8 Uhr tatsächlich der Regional Express 1 in Richtung Berlin fuhr, war das Aufkommen im Vergleich zu sonstigen Tagen nur gering. Beobachter in Erkner (Oder-Spree) berichteten dann, dass derselbe Zug auf der Strecke viele Fahrgäste aufgenommen habe und sich in den Wagons dicht aneinanderdrängten.

Planlosigkeit am Bahnhof in Erkner

Wer von Erkner aus nach Berlin möchte, konnte zwar auf die S-Bahn ausweichen, die alle 20 Minuten fuhr - alle anderen brauchten Geduld. Viele Berufspendler hatten sich bereits im Vorfeld auf den Streik eingestellt und sind den Weg zur Arbeit früher angetreten. Dies beruhte laut Aussagen einiger Fahrgäste auf Erfahrungen des ersten Streiks vor 1,5 Wochen. Dort sei auf den Ersatz-Fahrplan oft kein Verlass gewesen.

Und auch am Montag sorgte der aktuelle Plan teilweise für Verwirrung. Angekündigte Züge in Richtung Frankfurt (Oder) fielen spontan aus. Folgeverbindungen sollten erst 90 Minuten später fahren.

Pendlerin Eva Pohlenz zufolge seien Informationen für Verbindungen am Nachmittag ebenfalls nur schlecht verfügbar gewesen. Deshalb habe sie nur den Weg zur Arbeit geplant. Für den Rückweg sei sie auf das spontane Angebot angewiesen. Zu den Arbeitskampf-Maßnahmen der Lokführer sagte Eva Pohlenz: "Dafür, dass sie weniger Fahrgäste hatten und abgetrennt in ihren Abteilen sitzen, habe ich für den Corona-Bonus kein Verständnis. Da gibt es andere, die es mehr verdienen."

Pendlerin Vanessa aus Erkner informierte nach Zugausfällen ihren Arbeitgeber, dass sie es nicht zum Dienst schaffe. Sie berichtete anschließend von ihren Erfahrungen eines Bus-Streiks in Japan. "Es sah so aus, dass die Busfahrer die Leute einfach umsonst mitfahren lassen haben. Alle konnten zur Arbeit, keiner trug Schaden davon, außer das Fahrunternehmen selbst."

Ausdauer und Gelassenheit sind auch am Dienstag wieder gefragt, denn die GDL will bis Mittwochfrüh um 02.00 streiken.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.08.2021

Mit Material von Felicitas Montag und Stefan Kunze

 

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