Verkehr - Ostbrandenburger Autofahrer bekommen steigende Spritpreise zu spüren

Di 12.10.21 | 19:29 Uhr
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Archivbild: Die Zapfpistole für Super-Kraftstoff steckt in einer Tankstelle im Tankstutzen eines Autos. (Quelle: Jens Büttner/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.10.2021 | Tony Schönberg | Bild: Jens Büttner/dpa

Extrem hohe Bezinpreise drücken aktuell kräftig auf die Geldbörsen der Autofahrer. Viele Menschen in den Weiten Ostbrandenburgs können mangels Angebot nicht auf Bus und Bahn umsteigen, um beispielsweise zur Arbeit zu kommen. Von Tony Schönberg

Für Autofahrer in Berlin und Brandenburg ist der Weg zur Tankstelle derzeit ein schwerer. Der Liter Super kostet nicht erst seit Beginn der Herbstferien 1,80 Euro und mehr. An den Brandenburger Autobahnen wurden am Wochenende Spitzenwerte von knapp zwei Euro pro Liter augerufen.

So ging auch am Dienstagmorgen bei vielen Autohaltern in Frankfurt (Oder) auf dem Weg zur Arbeit der Blick mit Spannung auf die Preisanzeigen an den Tankstellen. Fahrerinnen und Fahrer, die tatsächlich zum Tanken anhielten, waren eher die Ausnahme. Ein Tankstellen-Wärter im Frankfurter Süden sagte: "Es ist leer hier. Früh, wenn alle zur Autobahn rausfahren, ist es richtig voll, aber dann ebbt das schnell wieder ab.“

Auto ist für Berufstätige unverzichtbar

Einer der wenigen, die es doch an die Zapfsäule zog, war Hans aus Bernau (Barnim). Der Maler und Lackierer ist beruflich auf das Auto angewiesen und kann die hohen Preise nicht mehr nachvollziehen. Dies mache sich schon seit Wochen auch privat im Portemonnaie bemerkbar. "Alles, was ich in dieses Auto stecke, um beruflich von A nach B zu kommen, bleibt zu Hause auf der Strecke. Schließlich bleibt man Gehalt am Ende des Monats das gleiche", erklärte er.

Barrel Rohöl liegt auf Drei-Jahreshoch

Für das aktuelle Preishoch gibt es unterschiedliche Ursachen. So teilte das Bundeswirtschaftsministerium dem rbb am Dienstag auf Nachfrage mit, dass nach einem halben Jahr Corona-Pause im Januar die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent angehoben wurde und sich das auch im Anstieg der Benzinpreise zeige. Hinzu kämen noch die CO2-Steuer und die vor dem Winter hohe Nachfrage nach Heizöl.

Hauptgrund ist und bleibt aber der derzeit hohe Preis für Rohöl. Das Barrel liegt aktuell bei rund 83 Dollar und damit laut ADAC Berlin-Brandenburg auf einem Drei-Jahres-Hoch. Zu Beginn der Pandemie wurde die Förderung bei gesunkener Nachfrage auf gleichem Niveau fortgesetzt. "Dadurch kam es zu einem Überschuss, der Markt war gesättigt und die Preise gering", sagte Jörg Prause vom ADAC. Die Fördermenge sei dann angepasst worden. Jetzt seien viele Unternehmen aus dem Lockdown und dem Home-Office zurückgekehrt, wodurch die Nachfrage wieder angestiegen sei. "Aber wir haben trotzdem weiterhin eine reduzierte Förder-Menge, und demzufolge ist das Barrel derzeit sehr kostenintensiv", sagte Prause weiter.

Weg über die Oder zum Tanken nach Polen lohnt sich

Unter den aktuellen Preisen zieht es viele Deutsche deshalb ins Nachbarland Polen. Am Dienstagnachmittag stauen sich dort bei den Tankstellen die Autos aus Ostbrandenburg, Berlin oder sogar Potsdam-Mittelmark. Einige Fahrer berichten von Wartezeiten von zehn bis 15 Minuten. Trotzdem lohne sich der Weg. "Hier bezahle ich für Super im Schnitt 1,30 Euro und damit über 40 Cent weniger“, erklärte eine Fahrerin. Hinzu komme, dass sie auch ihren 20-Liter Reservekanister fülle.

Für Fahrer von Diesel-Fahrzeugen lohnte sich die Tour ins Ausland derweil nicht unbedingt. Der Unterschied zu Tankstellen in Frankfurt (Oder) betrug lediglich drei bis vier Cent.

Benzinvergleich per App sehr empfehlenswert

Um in Deutschland möglichst günstig zu tanken, raten Tankstellen-Inhaber und der ADAC zu Smartphone-Apps für Preisvergleiche. Auf die Faust-Regel, dass am Abend die Preise besonders niedrig seien, sei derzeit kaum Verlass. Lediglich in den sehr frühen Morgenstunden und nach 20 Uhr könne mit stabilen Angeboten gerechnet werden. Ansonsten gleiche Tanken derzeit einem Glücksspiel. Der Besitzer einer Frankfurter Tankstelle erklärte, dass es eine Grenze, wonach sich die Preise nicht öfter als fünf Mal am Tag ändern dürfen, seit einigen Jahren nicht mehr gebe. So sei es momentan üblich, dass es bis zu 20 Änderungen täglich gebe. In die Berechnungen würden neben Rohstoffpreisen und Steuern auch der Blick zur Konkurrenz und Daten aktueller Verkehrs-Ströme mit einfließen.

Wohin die Entwicklung der Benzin-Kosten in den kommenden Wochen und Monaten geht, lasse sich laut Jörg Prause vom ADAC derzeit aber kaum vorhersagen. "Was man sagen kann, ist, dass bis 2025 eine weitere Erhebung der CO2-Steuer kommen wird. Allein aus diesem Aspekt ist schon mit einer weiteren Verteuerung des Kraftstoffs zu rechnen." Prause rät daher, bei günstigeren Angeboten an der Zapfsäule lieber gleich nachzutanken, statt zu warten, das der Tank leer ist.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.10.2021, 15:40 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Ist der genannte Maler und lackierer selbständig? Dann kann er doch dem Kunden die Kosten umlegen ;)

  2. 6.

    ... das Gleiche gilt auch für Gas und Mieten. Für Müllabfuhr, Wasser, Straßenreinigung usw. überall wird ordentlich draufgeschlagen um Wahlgeschenke zu finanzieren.

  3. 5.

    Wenn Polen 40 Cent günstiger ist (und die nehmen ja auch Steuern), dann liegt der hohe Spritpreis wohl offensichtlich nicht nur am Rohölpreis. Allein die neue CO2 Steuer erhöht den Benzinpreis an der Säule umd 10%. Dazu kommen diverse andere Steuern und Abgaben. Hier klappt die Schuld abschieben auf andere mal wieder hervorragend und die Medien spielen dieses Spiel brav mit, genau wie bei Strom oder Mieten... die bösen anderen sind Schuld, obwohl rund 50% der Miete der Staat einsackt und von ca. 5 Cent (manchmal auch minus Preise) Stromkosten bei uns am Zähler mindestens 30 werden. Hier muss man den Bürgern auch von Seiten der Medien mal reinen Wein einschenken, wer wie auf dem Weg zu uns da alles seine Taschen aufhält und was man daran ändern muss.

  4. 4.

    Welcher normale Mensch tankt denn in Frankfurt/Oder? Selbst Polizei und Rettungsdienst tanken offiziell in Slubice, wie jeder andere Bürger auch.

  5. 3.

    Der geringste Teil beim Preis ist wirklich der Kraftstoff, so70 cent, das meiste sind Steuern. Das gleiche gilt für Strom.

  6. 2.

    Wäre gut wenn wir endlich begreifen das wir uns so schnell wie möglich unabhängiger von den Ölscheichs machen müssen. Die drehen den Hahn zu um künstlich zu verknappen und wer die Zusammenhänge nicht versteht schimpft auf die Grünen. Steuern runter? Wird nur zur Folge haben das noch mehr die Fördermenge gedrosselt wird. Die billigste Energie kommt nicht aus der Erde sondern aus Sonne und Wind. Bei mir vom Dach ins Auto......

  7. 1.

    Ich weiss, warum ich meinen alten "Gasbrenner" einfach mag. Das bisschen Bängzäng in der Warmlaufphase ist echt verschmerzbar.

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