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Audio: Antenne Brandenburg | 31.05.2023 | Fred Pilarski | Quelle: dpa

Weniger Blüten

Brandenburger Gartenbauverband rechnet 2023 mit weniger üppiger Apfelernte

Es ist das Obst schlechthin: Der Apfel ist mit großem Abstand das am meisten geerntete Baumobst in Deutschland. 2022 war ein gutes Jahr. Wie es in diesem Jahr für Brandenburgs Apfelanbaugebiete aus?

Die Apfelbäume voller Fruchtansätze - mit seiner neu angelegten Plantage zeigt sich der Frankfurter Obstbauer Thomas Bröcker, der im Brandenburger Gartenbauverband die Fachgruppe Obst leitet, sehr zufrieden. Insgesamt aber werde die Ernte nicht so üppig ausfallen wie im vergangenen Jahr [tagesschau.de] .

Es habe in diesem Frühjahr trotz günstiger Witterung weniger Blüten gegeben, sagt Bröcker. Dies sei ein natürlicher Effekt. "Das kennt man aus dem Garten. Das ist dieses zweijährige Tragen. Ein Jahr trägt er, ein Jahr nicht. Das haben die grundsätzlich in sich. Unser Problem ist, das in Griff zu kriegen, denn wir müssen ja jedes Jahr Äpfel verkaufen", sagt Bröcker.

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Obstbauer müssten mit Extremen umgehen

Generell lässt sich sagen, dass Erträge bei Äpfeln je nach Witterung stark variieren: So wurden im Jahr 2020 in Brandenburg laut Gartenbauverband insgesamt 24.565 Tonnen Äpfel gepflückt. Im Jahr 2019 waren es nach langen Frostperioden im Frühjahr und anschließender Trockenheit sowie Hitze nur knapp 14.900 Tonnen. Mit rund 1,1 Millionen Tonnen lag die deutsche Apfelernte 2022 etwa 66.000 Tonnen (6,6 Prozent) über dem Ergebnis von 2021, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Auch der Klimawandel stelle den Apfel- und Obstanbau aktuell und langfristig vor hohe Herausforderungen, hieß es beim Verband. Durch verfrühten Austrieb der Bäume komme es häufiger zu Spätfrostschäden und damit zu Ernteausfällen. Hinzu kämen extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hagel, Hitze und Dürre. Wegen der geringen Niederschläge müssten effiziente Lösungen für die Wasserversorgung gefunden werden. Zudem könnten sich unter diesen Bedingungen Schädlinge vermehren und invasive Arten neu etablieren.

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Um sich gegen Dürren zu wappnen, haben im Frankfurter Anbaugebiet fast alle Obstbauern in Tröpfchenbewässerung investiert. Erste Versuche laufen mit Hagelschutz-Netzen. Da das Wetter im Frühjahr in Mitteleuropa ähnlich gewesen sei, dürften die geringeren Erträge durch höhere Preise ausgeglichen werden, sagt Thomas Bröcker.

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Mehr als 90 Prozent Anbaufläche seit der Wende verschwunden

Immer mehr seiner Kollegen werfen das Handtuch, wie Bröcker berichtet. Mehr als 90 Prozent der Brandenburger Anbaufläche seien seit der Wende verschwunden. "Wachsen und Weichen gilt auch für den Obstbau, und durch den Preis- und Kostendruck, den wir im Moment haben, ist es so, dass deutschlandweit damit zu rechnen ist, dass 15 bis 20 Prozent der kleineren Betriebe wegbrechen werden in den nächsten zwei Jahren", so Bröcker.

So hat sich die Anbaufläche von Äpfeln in Brandenburg 2022 gegenüber dem Vorjahr um 62 Hektar auf 817 Hektar verringert. Die Hauptanbaugebiete für Äpfel befinden sich im Land in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Märkisch-Oderland sowie in der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder).

Ein Hauptgrund sei, dass die Direktvermarktung kaum noch funktioniere, sagt Bröcker. Besonders in den berlinfernen Regionen. Und dann seien noch die steigenden Lohn- und Betriebskosten. Viele Betriebe fänden keinen Nachfolger.

Das gelte wohl auch für ihn selbst, sagt der 65-jährige. Noch fünf bis sieben Jahre, dann wolle er selbst Schluss machen.

Übrigens: Die beliebteste Apfelsorte ist in Brandenburg laut Verband weiterhin Elstar.

Sendung: Antenne Brandenburg, 31.05.2023, 16:40 Uhr

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