Studie über gefährliche Ackergifte - Umweltschützer finden Pestizide im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Do 09.06.22 | 17:48 Uhr
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Ausblick auf den Wesensee, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Quelle: dpa/Andreas Vitting)
Audio: Antenne Brandenburg | 09.06.2022 | Klaus Lampe | Bild: dpa/Andreas Vitting

Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin sind Rückstände gefährlicher Ackergifte in der Luft nachgewiesen worden. Das belegen Untersuchungsergebnisse vom Umweltinstitut München e.V., die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Festgestellt wurde direkt im Schutzgebiet auch ein Abbauprodukt des längst verbotenen Insektengifts DDT.

Insgesamt sind laut der Studie neun Wirkstoffe im Biosphärenreservat (Landkreise Uckermark und Barnim) nachgewiesen worden. Vier sind so schädlich, dass sie nach Plänen der EU ersetzt werden sollen. Zwei weitere dürfen seit 2021 nur unter bestimmten Auflagen verwendet werden.

Das Umweltinstitut München fordert, den Einsatz von Ackergiften in Schutzgebieten ausnahmslos zu verbieten. Zudem sollen pestizidfreie Pufferzonen zu landwirtschaftlichen Flächen entstehen.

DDT bereits zu DDR-Zeiten verboten

An vier Messpunkten in und um das Biosphärenreservat wurden 2018 und 2019 über das Jahr hinweg Rückstände von Pestiziden gefunden. In der Nähe intensiv bewirtschafteter Flächen außerhalb des Biosphärenreservats war die Belastung erheblich höher als in der Kernzone des Schutzgebiets.

Das Gefährliche Pestizid DDT wurde bereits in den 1940er Jahren zugelassen und war über Jahrzehnte hinweg das weltweit am meisten verkaufte Insektizid. 1972 wurde die Ausbringung von DDT in der Bundesrepublik verboten, erst 1989 folgte der Herstellungsstopp in der DDR.

Pestiziden erschweren Insektenschutz

Pestizide gelten als eine der wichtigsten Ursachen für das Insektensterben. Noch im Juni will der Brandenburger Landtag darüber verhandeln, ob die Gesetze zum Einsatz von Pestiziden in Schutzgebieten deutlich verschärft werden.

Im vergangenen Juli gab das Brandenburger Landwirtschaftsministerium bekannt, dass das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zu einer Modellregion für den Insektenschutz werden soll. In der Uckermark wurden deswegen interessierte Landwirte gesucht. Ziel war es, langfristige Lebensräume für Insekte zu schaffen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.06.2022, 16:20 Uhr

Mit Material von Klaus Lampe

3 Kommentare

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  1. 3.

    Eine umfangreiche Analyse nebst Erklärungen vom Umweltinstitut München finden sie hier:
    http://www.umweltinstitut.org/fileadmin/Mediapool/Downloads/06_Sonstiges/Dateien_fuer_Downloadlinks/20220609_Pestizide_im_Schutzgebiet_in_Brandenburg_Umweltinstitut_M%C3%BCnchen.pdf
    Ein Publikation vom Umweltbundesamt hier:
    https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_63_2014_modellierung_und_kartierung_atmosphaerischer_stoffeintraege_teil_4.pdf

  2. 2.

    Gibt es auch eine Erklärung dafür, warum dort was in der Luft ist, was seit Jahren verboten ist?

  3. 1.

    Vollständig wäre:
    "In der BRD gilt das DDT-Verbot bereits seit 1972. Auch in der DDR wurde die Anwendung von 1971 bis 1988 sukzessiv verboten. Allerdings hatte DDT in der Land- und Forstwirtschaft der DDR eine viel größere Bedeutung als in der BRD und wurde noch 1983 und 1984 in großen Mengen zur Bekämpfung des Borkenkäfers ausgebracht."
    Quelle: https://www.umweltprobenbank.de/de/documents/profiles/analytes/10059

    Es ist also ein klassischer Fall von Altlast. Wer weiß was kommende Generationen an "Dreck" finden werden, den die Unsrige hinterlassen hat. Gewarnt wurde vor dem Zeug schon früher, gelernt haben nur wenige (s. heute Glyphosat oder Neonicotinoide).

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