17. Waldkolloquium in Eberswalde - Baumarten-Empfehlung soll Waldumbau beschleunigen

Do 07.07.22 | 17:41 Uhr | Von Marie Stumpf
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17. Waldkolloquium in Eberswalde
Bild: Marie Stumpf/rbb

Sogenannte Mischbaumarten sind wesentlich robuster gegenüber Klima-Extremen. Doch viele Wälder in Brandenburg sind noch immer reine Kiefernbestände. Eine Idee aus Eberswalde soll den Waldumbau nun beschleunigen. Von Marie Stumpf

Fast wirkt es, als läge der Hörsaal mitten im Wald. Große grüne Topfpflanzen umranden das Rednerpult. Dicke Baumstämme sind in die Decke eingelassen. Ein bisschen Waldstimmung muss auf einem Waldkolloquium eben sein.

Zum 17. Mal sind am Donnerstag Wissenschaftler, Politiker und Förster in Eberswalde (Barnim) zusammengekommen, um über die aktuellen Herausforderungen in den Brandenburger Wäldern zu diskutieren. In diesem Rahmen wurden auch Forschungsergebnisse vorgestellt. Initiiert wurde die Veranstaltung vom Landeskompetenzzentrum Forst.

Welche Baumart passt in meinen Wald?

Zentrale Rolle spielte dabei der Waldumbau von einem Kiefern- zum Mischwald. Dieser gilt als sehr viel robuster gegen Wetterextreme. Damit Förster sich genau informieren können, welche Bäume für ihren Wald geeignet sind, hat das Landeskompetenzzentrum nun ein Internet-Tool [www.brandenburg-forst.de] entwickelt. Dieses zeigt für jeden Wald in Brandenburg an, welche Baumarten am besten zu seinen Gegebenheiten passen. Ausschlaggebend sind dabei die Nährkraft und Feuchtigkeit des Standortes.

Ein Beispiel ist ein Wald bei Müncheberg (Märkisch-Oderland). "Hier passen vor allem die heimischen Eichenarten, also Stieleiche und Traubeneiche, und auch die Sommerlinde", sagt Jens Schröder vom Fachbereich Waldressourcenmanagement. "Dazu Begleit-Baumarten wie der Bergahorn, die Eberesche, die Birke. Das große Ziel ist ja die Mischung."

Waldumbau noch zu langsam

Denn wenn es verschiedene Arten von Bäumen in einem Wald gibt, können sie sich gegenseitig bei der Klimawandel-Anpassung unterstützen. Die Forscher hoffen, dass sich durch die Baumarten-Empfehlung der Waldumbau beschleunigt, denn aktuell geht er noch deutlich zu langsam voran.

Rund ein Viertel der Wälder, die älter als 80 Jahre seien, sei noch nicht umgebaut, so Schröder. Das heißt, es stehen dort viele Bäume, die für das wärmere und trockenere Klima, das uns erwartet, nicht geeignet sind. "Wenn sich diese Bäume, die wir eigentlich gar nicht haben wollen, verjüngen, dann haben wir das Problem in der Zukunft erst recht", fasst Schröder zusammen. "Der Spagat ist also, die Baumart zu finden, die heute und auch in 80 Jahren noch wächst."

Waldumbau im Schlaubetal

Revierförster Steffen Kalisch hat beim Waldkolloquium aufmerksam zugehört. Er betreut rund 1.500 Hektar Landeswald im Schlaubetal (Oder-Spree). "Die Waldgeneration, die wir heute betreuen, ist nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden", erzählt Kalisch. "Und da war es so, dass viele Flächen nach den Reperations-Hieben mit Nadelholz aufgeforstet wurden. Das war damals die schnellste und einfachste Möglichkeit, auf den Brachflächen wieder Wald entstehen zu lassen."

Nun sei es an seiner Generation den Umbau in einen Mischwald anzustoßen. Die neue Baumarten-Empfehlung sei dabei eine gute Hilfestellung für Förster. Im Schlaubetal haben Kalisch und seine Kollegen bereits viele neue Bäume gepflanzt, zum Beispiel Rotbuchen und Traubeneichen. Diese würden sich dort inzwischen sogar auf natürliche Weise vermehren. "Ob es funktioniert, das sagen mir Förster, die 100 Jahre nach mir kommen", so Kalisch.

Mischwald kann Waldbrand entgegenwirken

Doch der Mischwald hat auch schon jetzt Vorteile. Er ist sehr viel weniger anfällig für Waldbrände als reine Kiefernbestände, wie zuletzt in Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) oder der Lieberoser Heide. Die zentrale Herausforderung bleibt nun, die Ideen des Waldkolloquiums an die Förster im Land heranzutragen und in die Tat umzusetzen. Das hat sich die neue Leiterin des Landeskompetenzzentrums Forst, Ulrike Hagemann, als Ziel gesetzt. Sie wurde am Donnerstag von Umweltminister Axel Vogel (Grüne) offiziell ins Amt gehoben.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.07.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Marie Stumpf

3 Kommentare

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  1. 3.

    Im Geoportal des Landes mal nach DOP 53 bzw. Orthophoto suchen und einblenden lassen.
    Dann kann man sich die Luftbilder von 1953 in 1m Auflösung angucken und vielleicht mit heute vergleichen bzw. das Ausmaß grob abschätzen.
    Wieviel davon an die Siegermächte ging, ist da natürlich nicht erkennbar aber das Ausmaß der Wiederaufforstung nach dem Krieg. War wohl auch in ganz Deutschland ein großes Thema. Daher haben es auch die Waldfrauen auf die Rückseite des 50 Pfennig Stücks der Bundesbank geschafft.
    Wahrscheinlich bedarf es heute einer ähnlichen Kraftanstrengung.
    Wir als Familie haben kürzlich mal ca. 1ha im Harz bei der Wiederbelebung geholfen. Harte Arbeit, von der ich hoffentlich in ein paar Jahren den Enkeln etwas erzählen kann.

  2. 2.

    Welchen Umfang hatten denn die Reperations-Hiebe nach dem 2. Weltkrieg in Brandenburg? Gab es da besonders betroffenen Gebiete?

  3. 1.

    Wie passt der geplante Waldumbau mit der Absicht mehr Häuser aus Holz (Ersatz für Beton) zu bauen zusammen? Braucht man zum Bau nicht überwiegend Kiefernholz? Sind andere Holzarten , wenn überhaupt geignnet, nicht zu teuer? Waldumbau und mit Holz bauen - beide wollen das Klima schützen, treten da nicht Zielkonflikte auf? Und Holz importieren exportiert auch nur die Probleme.

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